Rn 11
Der Berechtigte kann ein Bestandsverzeichnis (§ 260) in Schriftform verlangen. Dieses ist trotz weitgehender inhaltlicher Übereinstimmung (BGH NJW 61, 602, 603 [BGH 02.11.1960 - V ZR 124/59]) kein Nachlassinventar (§§ 1993 ff), welches Gläubiger über Vollstreckungsmöglichkeiten aufklären soll, sondern soll – ebenso wie das das inhaltlich wesensgleiche notarielle Verzeichnis (BGH MDR 22, 174 [BGH 01.12.2021 - IV ZR 189/20]) – Auskunft über die Höhe eines möglichen Pflichtteilsanspruchs geben (Frankf NJW-RR 94, 9 [OLG Frankfurt am Main 16.09.1993 - 15 W 59/93]). Insb braucht im Bestandsverzeichnis nicht der Wert einzelner Nachlassgegenstände angegeben werden (Staud/Herzog Rz 61) oder es unterschrieben sein (BGH NJW 08, 917 [BGH 28.11.2007 - XII ZB 225/05] [zu § 260]: die erforderliche eigene und schriftliche Erklärung des Schuldners bedürfe nicht der Form iSd § 126 und könne durch Boten übermittelt werden). Notwendig ist, dass der gesamte, tatsächliche und fiktive (Köln ZEV 08, 383, 385), Nachlass (Rn 9) einzeln und übersichtlich erfasst wird und alle Umstände angegeben sind (Brandbg FamRZ 98, 179, 180; Bremen FamRZ 97, 1437), die zur Anspruchsdurchsetzung nötig sind. Das Verzeichnis kann aus Teilverzeichnissen bestehen, wenn diese in ihrer Gesamtheit der Auskunftspflicht genügen (BGH NJW 62, 1499). Zu einzelnen Nachlassverbindlichkeiten muss ein Hinweis zu ihrem Rechtsgrund angegeben sein (Brandbg aaO; Frankf NJW-RR 94, 9 [OLG Frankfurt am Main 16.09.1993 - 15 W 59/93]). Der Auskunftsanspruch besteht grds fort, solange die Auskunftspflicht nicht erfüllt wurde (Brandbg aaO).
Rn 12
Ein Anspruch auf Ergänzungen und Berichtigung besteht grds nicht (BGH MDR 22, 174 [BGH 01.12.2021 - IV ZR 189/20]; JZ 52, 492). Bei Zweifeln an der Vollständigkeit oder Richtigkeit muss Klärung über § 260 II oder im Prozess erfolgen (MüKo/Lange Rz 11). Wenn der Auskunftspflichtige sich fremdes Wissen trotz Zumutbarkeit nicht verschafft hat oder trotz Aufwendung der erforderlichen Sorgfalt des Erben das Verzeichnis unrichtig ist, in ihm aufgrund eines Rechtsirrtums ein Gegenstand nicht aufgeführt ist oder erkennbar Angaben über fiktive Nachlasswerte und Schenkungen fehlen, kann ausnahmsweise Ergänzung verlangt werden (BGH NJW 20, 2187 [BGH 20.05.2020 - IV ZR 193/19] Rz 10; Hamm MDR 20, 609 [OLG Celle 13.02.2020 - 6 U 76/19]; Saarbr ZEV 11, 373, 375 [OLG Saarbrücken 28.01.2011 - 5 W 312/10-116]).
Rn 13
Eine Pflicht zur Rechenschaftslegung oder Vorlage von Belegen besteht grds nicht (München ZEV 22, 31 [OLG München 23.08.2021 - 33 U 325/21] Rz 20; Brandbg 14.7.20 – 3 U 38/19; Ddorf 6.7.18 – I-7 U 9/17; Köln 1.2.11 – 2 Wx 5/11; Kobl 22.9.11 – 10 U 409/11; NK/Bock Rz 20; aA Soergel/Dieckmann Rz 29; s Rn 18), es sei denn, es kommt auf diese an, um einen Nachlassgegenstand zu identifizieren bzw seinen Wert zu schätzen (Karlsr 9.12.14 – 8 U 187/13; BeckOKBGB/Müller Rz 19, 30).