Prof. Dr. Hans-Friedrich Müller
I. Analogie zu Abs 1.
Rn 3
Über die in § 401 I genannten Rechte hinaus gehen in analoger Anwendung der Vorschrift zusammen mit dem Hauptanspruch auch andere unselbstständige Sicherungsrechte über wie die Vormerkung (BGHZ 25, 16, 23; NJW 15, 2877, 2879; NJW-RR 20, 990, 991), der Anspruch auf Einräumung einer Sicherungshypothek nach § 648 (Dresd NJW-RR 00, 96 [OLG Dresden 26.07.1999 - 2 U 1390/99]), aus sichernder Schuldmitübernahme (BGH NJW 72, 437, 439 [BGH 24.11.1971 - IV ZR 71/70]; 00, 575 [BGH 23.11.1999 - XI ZR 20/99]), Erfüllungsübernahme (MüKo/Kieninger § 401 Rz 9), auf Auszahlung des auf ein Notaranderkonto eingezahlten Kaufpreises (BGH DNotZ 16, 957 [BGH 09.06.2016 - V ZB 37/15]; NJW-RR 23, 1478 [BGH 02.08.2023 - VII ZB 28/20]; aA BeckOGK/Lieder § 401 Rz 54.1).
Rn 4
Anerkannt ist ferner, dass Hilfsrechte, die zur Durchsetzung der Forderung erforderlich sind, ebenfalls in entspr Anwendung des § 401 auf den Zessionar übergehen (BGHZ 138, 179, 184; 185, 74, 79f). Dies gilt etwa für den Anspruch auf Auskunftserteilung, Einsichtnahme u Rechnungslegung (BGH NJW-RR 10, 1117 [BGH 23.03.2010 - VI ZR 249/08]; NJW 17, 3525 [BGH 19.09.2017 - VII ZB 64/14]; anders aber für die Ansprüche aus § 109 SGB VI auf Erteilung von Renteninformationen BGH WM 12, 514), auf Einsicht in Pflegeunterlagen, soweit dies zur Klärung von Schadensersatzansprüchen notwendig ist (BGH VersR 13, 648), die Genehmigungsbefugnis im Hinblick auf den Anspruch nach § 816 I (BGH NJW 71, 1452), forderungsbezogene Gestaltungsrechte (s § 413 Rn 7) wie das Recht zur Setzung einer Nachfrist gem §§ 281, 323 (zu § 326aF BGHZ 114, 360, 365 f; NJW 85, 2640, 2641; anders für die Sicherungsabtretung BGH NJW 02, 1568), das Wahlrecht u die Ersetzungsbefugnis des Gläubigers, das Recht zur Fälligkeitskündigung (BGH NJW 73, 1793, 1794; München WM 08, 1151, 1154), das Antragsrecht bei Ansprüchen auf Zahlung von Altersruhegeld (BGH NJW 23, 3290) sowie zum Austausch eines einbehaltenen Restwerklohns durch eine Gewährleistungsbürgschaft (BGH NJW 11, 443, 445 [BGH 25.11.2010 - VII ZR 16/10]). Bei mehrfacher Abtretung gehen die Ansprüche des Vorzessionars aus §§ 402, 403 mit über (MüKo/Kieninger § 401 Rz 13). Zu Schiedsklauseln u Gerichtsstandsvereinbarungen s § 398 Rn 17. Auf das kaufmännische Zurückbehaltungsrecht ist § 401 analog anzuwenden, wenn der Zedent dem Zessionar mit der Abtretung der Forderung gleichzeitig den Besitz an dem Gegenstand verschafft, ohne damit gg seine Verpflichtungen ggü dem Schuldner zu verstoßen.
II. Kein automatischer Übergang.
Rn 5
Selbstständige Sicherungsrechte wie Rechte aus Sicherungsübereignung, Sicherungsabtretung (BGHZ 78, 137, 143), EV gem § 449 (BGHZ 42, 53, 56), Sicherungsgrundschuld (RGZ 135, 272, 274, BGH NJW 74, 100, 101; Hambg FamRZ 15, 1962), Sicherungsrentenschuld (Köln NJW 90, 3214), Bankgarantie (BGH NJW 97, 461) u der gesetzlichen Einlagesicherung (BGHZ 176, 67 ff) gehen nicht automatisch über. Der Neugläubiger erhält aber regelmäßig nach dem Gedanken des § 401 einen schuldrechtlichen Anspruch auf Übertragung der Sicherheit (BGHZ 42, 53, 56 f; 80, 228, 233; 110, 41, 43; NJW-RR 95, 589; Hambg FamRZ 15, 1962; aA MüKo/Kieninger § 401 Rz 14), der Zedent ist ggü dem Sicherungsgeber verpflichtet, die ihm durch den Sicherungsvertrag auferlegten Bedingungen weiterzugeben (BGH NJW 97, 461, 463 [BGH 25.09.1996 - VIII ZR 76/95]). Für Mietsicherheiten gilt § 566a. Ebenfalls keine Nebenrechte iSd § 401 sind Versicherungsansprüche (BGH NJW-RR 10, 1471, 1472 [BGH 27.07.2010 - VI ZB 49/08]) u die Haftung des Hauptunternehmers nach § 14 AEntG (BAG NZA 11, 514 [BAG 08.12.2010 - 5 AZR 95/10]).
Rn 6
Es gehen ebenfalls nicht automatisch über andere selbstständige Rechte aus demselben Schuldverhältnis wie bereits entstandene Schadensersatzansprüche, Zinsen, Vertragsstrafen, vertragsbezogene Gestaltungsrechte (s § 413 Rn 8) wie das Rücktritts- u Kündigungsrecht. IdR wird aber eine Abtretungsvereinbarung dahin auszulegen sein, dass sie Ansprüche auf künftige Zinsen (BGHZ 35, 172, 173 f; BFH NJW 08, 1180, 1182) u Vertragsstrafeansprüche (RG JW 07, 171) mit umfasst.