Prof. Dr. Hans-Friedrich Müller
Rn 10
Die Abtretung der Forderung gg nur einen Gesamtschuldner ist zulässig, aber idR nicht gewollt (RG JW 05, 428, Hamm NJW-RR 98, 486). Der Zedent kann weiter die anderen Gesamtschuldner in Anspruch nehmen, der Zessionar nur den einen Gesamtschuldner; bei Erfüllung durch einen Gesamtschuldner erlischt die Forderung beim Zedenten u Zessionar. Einer Zustimmung der betroffenen Schuldner bedarf es nicht (Schlesw WM 98, 2057 [OLG Schleswig 14.05.1998 - 2 U 50/97]; Staud/Looschelders § 425 Rz 100; aA Hamm NJW-RR 98, 486; Nürnbg NZG 02, 874, 876 [OLG Nürnberg 18.04.2002 - 13 U 902/01]; Grüneberg/Grüneberg § 425 Rz 9); anders für den Fall, dass die Forderung gegen den Haftpflichtversicherer isoliert abgetreten wird und die Forderung gegen dessen Versicherungsnehmer u Unfallverursacher beim Zedenten verbleibt, BGH NJW 23, 1718, 1721 [BGH 07.02.2023 - VI ZR 137/22].
Rn 11
Eine Änderungsvereinbarung wirkt nur für u gg den Gesamtschuldner, mit dem der Gläubiger die Vereinbarung getroffen hat (RGZ 102, 398, 399); gleiches gilt für ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis (BAG NZA 16, 1409 [BAG 21.04.2016 - 8 AZR 474/14]).
Rn 12
Das Erlöschen eines Anspruchs durch Ablauf einer Ausschlussfrist hat lediglich Einzelwirkung (Karlsr VersR 78, 968, 969). Die rechtzeitige Geltendmachung von Ansprüchen ggü dem Arbeitgeber wirkt jedoch auch gg Schuldmitübernehmer (BAG DB 72, 396) u persönlich haftendem Gesellschafter (BAG DB 85, 1536).
Rn 13
Im Falle der Insolvenz eines Gesamtschuldners hat das Fälligwerden der Forderung nach § 41 InsO lediglich Einzelwirkung (BGH NJW 00, 1408, 1409 [BGH 08.02.2000 - XI ZR 313/98] zu § 65 I KO); ebenso die Erfüllungsablehnung nach § 103 InsO; diese wirkt aber in der Insolvenz der Personengesellschaft auch ggü dem phG, selbst wenn dieser bereits ausgeschieden ist (BGHZ 48, 203, 207). Die Insolvenz eines Mieters berechtigt den Insolvenzverwalter zur Kündigung ggü allen Mietern, der Ersatzanspruch nach § 109 I 3 InsO richtet sich aber dann nur gg den insolventen Mieter (Celle NJW 74, 2012 [OLG Celle 15.02.1974 - 2 U 62/73]).
Rn 14
Der Rücktritt muss gem § 351 ggü allen Gesamtschuldnern erklärt werden, es genügt jedoch, dass die Voraussetzungen durch das Verhalten eines Beteiligten begründet werden (BGH NJW 76, 1931, 1932; Hamm WM 87, 105f). Entspr gilt bei anderen Gestaltungsrechten wie der Anfechtung (BGHZ 96, 302, 310); zur Kündigung s Rn 2.
Rn 15
Einzelwirkung haben schließlich Fälligstellung (BGH NJW 10, 1965, 1966 [BGH 28.04.2010 - VIII ZR 263/09]), Mieterhöhungsverlangen nach § 558 (BayObLG FamRZ 83, 701 f [BayObLG 21.02.1983 - Allg. Reg. 112/81]; Kobl NJW 84, 244f), Pfändung (BGH NJW 98, 2904 [BGH 18.05.1998 - II ZR 380/96]), Rechtshängigkeit (Celle OLGZ 70, 357, 360) u Verwirkung (BGH NJW-RR 02, 478, 479 [BGH 06.12.2001 - IX ZR 158/00]).