Rn 19
Voraussetzung ist in jedem Fall der wirksame Abschluss des Kaufvertrags (HP/Faust Rz 35; Staud/Matusche-Beckmann Rz 55). Bei Grundstücken entscheidet die Übergabe, bei beweglichen Sachen die Ablieferung; dies gilt auch für Rechtsmängel trotz des sonst abw Zeitpunkts des Eigentumsübergangs (§ 435 Rn 4) (BTDrs 14/6040, 229; HP/Faust Rz 30; Staud/Matusche-Beckmann Rz 59). Bei Rechten bildet die Übertragung bzw bei deren Scheitern der Übertragungsakt die Zäsur (BTDrs 14/6040, 227; 14/6857, 62; HP/Faust Rz 36; Eidenmüller NJW 02, 1625, 1626). Wenn das Recht zum Besitz einer Sache berechtigt, beginnt die Verjährung differenziert, dh bei Mängeln der Sache mit deren Ablieferung, bei Mängeln des Rechts mit dessen Übertragung (HP/Faust Rz 36; Staud/Matusche-Beckmann Rz 68; aA: II ist immer anwendbar: BTDrs 14/6040, 227). Beim Unternehmenskauf markiert der Betriebsübergang den Beginn (BTDrs 14/6040, 227; Eidenmüller NJW 02, 1625, 1627 [BayObLG 21.05.1999 - 4 St RR 86/99]). Vorher gelten §§ 195 ff (Bachmann AcP 211, 395, 415).
1. Übergabe von Grundstücken.
Rn 20
Wie in § 433 I 1 (s § 433 Rn 14) ist Übergabe allein die Verschaffung des Besitzes (§ 854), sodass Übergabesurrogate gem §§ 930, 931 nicht genügen (HP/Faust Rz 30; zur aF BGH NJW 96, 586, 587 ff [BGH 24.11.1995 - V ZR 234/94]; Nachw der aA bei Staud/Matusche-Beckmann Rz 69).
2. Ablieferung.
Rn 21
Der mit ›Ablieferung‹ in § 377 HGB identische Begriff (HP/Faust Rz 31; zur aF BGHZ 93, 338, 345) bedeutet: Verkäufer muss sich seines Besitzes so weit entäußert haben, dass der Käufer entweder selbst Besitz erlangt hat oder sich jederzeit durch einseitige Handlung ohne Mitwirkung des Verkäufers verschaffen kann (HP/Faust Rz 31; zur aF BGHZ aaO; BGH NJW 88, 2608, 2609). Daher: Bei Holschuld ist abgeliefert, wenn Verkäufer Sache zur Abholung bei Dritten, nicht aber bei sich bereitstellt (HP/Faust Rz 31; zur aF BGHZ aaO 345f), bei Bring- und Schickschuld mit Annahme durch den Käufer, bei Transport durch einen Dritten auch, wenn der Käufer nicht angetroffen wurde (HP/Faust Rz 31; MüKo/Westermann Rz 26). Beim Versendungskauf muss die Sache dem Käufer am Bestimmungsort zur Verfügung gestellt werden. Bei komplexen Lieferverhältnissen entscheidet die Gesamtleistung: (1.) beim Erwerb einer Mehrheit von Sachen die Lieferung der letzten Sache (Grüneberg/Weidenkaff Rz 15; zur aF BGH NJW 94, 1720, 1721 [BGH 27.04.1994 - VIII ZR 154/93] mwN; mit Einschränkung HP/Faust Rz 33), (2.) bei Kauf mit Montageverpflichtung die Erbringung der Montage (HP/Faust Rz 34; zur aF BGH NJW 61, 730 [BGH 21.12.1960 - VIII ZR 9/60] mwN; Hamm BeckRS 06, 00581; Stuttg BeckRS 16, 14096 Rz 27), (3.) bei vereinbarter Einweisung deren vollständige Erbringung (HP/Faust Rz 34; zur aF Köln NJW-RR 95, 1457, 1458 [OLG Köln 31.03.1995 - 19 U 148/94]). Bei vereinbarter Zug-um-Zug-Lieferung reicht Angebot der Besitzverschaffung gegen Erbringung der Zug um Zug-Leistungen, zB Zahlung des Kaufpreises, aus, da Beginn der Verjährung nicht von Verzicht des Verkäufers auf sein Zurückbehaltungsrecht abhängt (Erman/Grunewald Rz 18 mwN; HP/Faust Rz 31 mwN; zur aF BGH NJW 88, 2608, 2609 [BGH 20.04.1988 - VIII ZR 1/87]; aA zur aF Tiedtke JZ 96, 549, 552).