Rn 19
(1) Der Kaufvertrag muss nach Begründung des Vorkaufsrechts geschlossen worden sein; nachträgliche Genehmigung (für gesetzliches Vorkaufsrecht BGHZ 32, 383, 385 ff; Rostock OLGR 98, 410 f; für dingliches Vorkaufsrecht BGH LM § 1098 Nr 4) oder Änderung (BGH LM § 305 Nr 10) eines vorher geschlossenen Vertrags reicht nicht. Nur so ist dem Verpflichteten möglich, im Drittkaufvertrag die Konsequenzen des Vorkaufsrechts zu berücksichtigen (s § 464 Rn 7; Erman/Grunewald Rz 17).
Rn 20
(2) Wenig klar ist die Rspr dazu, welche anderen Vertragstypen als Kaufverträge das Vorkaufsrecht auslösen. Es reichen nicht: Einbringung in eine Gesellschaft (Stuttg BB 01, 794 [OLG Stuttgart 07.02.2001 - 20 U 52/97] nur LS 7; HP/Faust Rz 23 mwN; ausreichend aber: Einbringung in reine Grundstücksgesellschaft, die anschließend entgeltlich veräußert wird BGH NJW 12, 1354 [BGH 27.01.2012 - V ZR 272/10]; Einbringung eines Miteigentumsanteils 14, 3024 Rz 24); Schenkung (BGH LM § 1098 Nr 3), gemischte Schenkung (RG 101, 99, 101; KG MDR 00, 147, 148 [KG Berlin 18.06.1999 - 15 U 3743/98]; HP/Faust Rz 23; Kobl MDR 13, 512: keine gemischte Schenkung, wenn Kaufpreis nur 64 % des Verkehrswertes beträgt, zusätzlich Verkäufer aber Wohnrecht erhält), Tausch (RG 88, 361, 364; BGH NJW 64, 540, 541; Ddorf NJW-RR 11, 307, auch zu den Grenzen; ebenso für Ringtausch BGHZ 49, 7 LS, 8 ff; abw für Tausch gegen Güter mit Marktpreis wie Gold HP/Faust Rz 22), Einräumung eines Erbbaurechts (OVG Münster BeckRS 14, 50791); Kauf eines Aneignungsrechts nach § 928 II an einem herrenlosen Grundstück (VG Magdeburg BeckRS 13, 56863). Im Einzelfall reichen kaufähnliche (zB BGHZ 115, 335, 339 ff: Kaufangebot, das auf entgeltliche Übertragung hinauslief; BGH NJW 98, 2136 ff; BayVGH NJW 96, 2321: Überwiegen der Geld- ggü den Sachleistungen; abgelehnt für: Dienstbarkeit zur Ausbeutung eines Steinbruchs auf 99 Jahre: BGH NJW 03, 3769 f; Pachtvertrag: Hamm NJW-RR 12, 1484) und Umgehungsgeschäfte (zB RG 171, 185, 190 ff; vgl BGHZ 110, 230, 233 ff) (zu weit Erman/Grunewald Rz 8: im Zweifel alle Umsatzgeschäfte). Ein nicht zum Vorkauf führender Vertrag kann aber im Hinblick auf § 465 (§ 465 Rn 3) wegen sittenwidriger Vereitelung des Vorkaufsrechts nichtig sein (§ 138; RG 88, 361, 365 f; BGHZ 23, 293, 301 f; BGH NJW 64, 540, 541 mwN; abgelehnt zB von BGH WM 70, 321, 322; vgl ausf Staud/Mader/Schermaier Rz 29 ff).
Rn 21
(3) Kaufvertrag über Teile der Kaufsache führt zum Entstehen des Vorkaufsrechts für diese Teile (BGH WM 84, 510, 511 für ideellen Grundstücksanteil; aA Erman/Grunewald Rz 21: durch Auslegung zu ermitteln); bei Ausübung besteht es für den Rest fort (Erman/Grunewald Rz 21; HP/Faust Rz 24; s Rn 30). Zur umgekehrten Konstellation der nur teilweisen Ausübung s § 464 Rn 6 aE. Gegenstand des Vorkaufsrechts kann ein Miteigentumsanteil sein (BGH NJW 14, 3024 [BGH 11.07.2014 - V ZR 18/13] Rz 14–19).
Rn 22
(4) Es muss sich um einen ernst gemeinten Abschluss auf Seiten des Drittkäufers handeln, so dass Vorkaufsfall durch vom Berechtigten zum Ziel des Vorkaufs initiierten Kaufvertrag nicht ausgelöst wird (Erman/Grunewald Rz 16; Staud/Mader/Schermaier Rz 33).
Rn 23
(5) Der Käufer muss ggü dem Verkäufer ein Dritter sein; dies sind nicht Miteigentümer (BGHZ 13, 133, 137 ff; 48, 1, 2 ff), Gesamthänder und Miterben (BGH LM § 1098 Nr 3; für gesetzliches Vorkaufsrecht WM 70, 321 f; aA Erman/Grunewald Rz 9) sowie Konzernunternehmen (HP/Faust Rz 25), wohl aber GbR mit Beteiligung des Verkäufers von nur 10 % (OVG Saarlouis BeckRS 09, 34714).