Gesetzestext
1Das Vorkaufsrecht ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben des Berechtigten über, sofern nicht ein anderes bestimmt ist. 2Ist das Recht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, so ist es im Zweifel vererblich.
A. Zweck, Anwendungsbereich.
Rn 1
Die Norm will Verpflichteten vor einer Übertragung des Vorkaufsrechts auf ihm nicht genehme Dritte schützen (RG 155, 172, 178). Zudem erhöht eine Übertragung die Gefahr der Ausübung (Erman/Grunewald Rz 1). 1 Alt 1 der fehlenden Übertragbarkeit meint auch das Vorkaufsrecht der Miterben gem § 2034 I, nicht aber Alt 2 der fehlenden Vererblichkeit wegen § 2034 II 2 (BGHZ 188, 109 Rz 13, 16; München BeckRS 09, 8108 mwN; Ddorf NJW 13, 2764, 2765). Die Norm gilt nur für das Vorkaufsrecht selbst, nicht für Ansprüche aus dem ausgeübten Vorkauf, die nach allg Regeln abtretbar sind (RG 163, 142, 153f). Deshalb verbietet § 473 auch keine Vereinbarung des Berechtigten mit einem Dritten, das Vorkaufsrecht nach dessen Weisung auszuüben (RG 155, 172, 177 f; BGH WM 63, 617, 619). Wegen der erheblichen Beschränkung des Berechtigten ist § 473 nur mit Vorsicht auf ähnliche Rechte anwendbar (großzügiger Erman/Grunewald Rz 5; für 2 MüKo/Westermann Rz 2).
B. Ausschluss der Übertragbarkeit und Vererblichkeit (S 1).
Rn 2
Die Norm ist ausdrücklich abdingbar, durch der Form des Rechtsgeschäfts, speziell § 311b I, unterliegende anfängliche (RG 148, 105, 108; Nürnbg RNotZ 13, 434, 437f) oder nachträgliche (Hamm Rpfleger 17, 526, 527 [OLG Hamm 01.03.2017 - 15 W 22/17]; aA RG 148, 105, 113; 163, 142, 155: bloße Zustimmung reicht) Vereinbarung: darin liegt eine Inhaltsänderung (Hamm aaO; Saarbr BeckRS 20, 20370 Rz 8). § 473 1 begründet ein absolutes Veräußerungsverbot, da sie dem Berechtigten die Verfügungsmacht nimmt (Hamm aaO; Staud/Mader/Schermaier Rz 5; Erman/Grunewald Rz 2; aA § 135 gilt: RG 148, 105, 110 ff; 163, 142, 155). Sie erfasst nicht Umwandlung juristischer Personen des Privatrechts (MüKo/Westermann Rz 3; aA RG 123, 289, 294 f; KG DR 39, 1891, 1892 für Umwandlung nach AktG aF; Staud/Mader/Schermaier Rz 4), bes gem UmwG (für Spaltungen Lutter/Teichmann § 132 UmwG Rz 46; aA Schmitt/Hörtnagl/Hörtnagl § 132 UmwG Rz 32; für Verschmelzungen Widmann/Mayer/Vossius § 20 UmwG Rz 309) und des Öffentlichen Rechts (für Gemeinden RG 163, 142, 150 ff; MüKo/Westermann Rz 3; aA Staud/Mader/Schermaier Rz 4), so dass das Vorkaufsrecht mitgeht. Arg: – bei der Spaltung partielle – Gesamtrechtsnachfolge, die auch mangels eines Pendants zu § 1061 nicht mit dem Tod vergleichbar ist.
C. Befristetes Vorkaufsrecht (S 2).
Rn 3
Nach der Auslegungsregel von 2 ist ein befristetes Recht ›im Zweifel‹ vererblich – nicht aber übertragbar (KG DR 39, 1891; aA Erman/Grunewald Rz 4); Grund: Befristung mindert die Gefahr der zeitlich unangemessenen Ausdehnung des Vorkaufsrechts durch Erbfolge. Bei dinglichem Vorkaufsrecht reicht zum Nachweis der Grundbuchunrichtigkeit nicht der Nachweis des Todes des Vorkaufsberechtigten aus; erforderlich ist die Löschungsbewilligung der Erben (Hamm DNotZ 19, 762 [OLG München 15.01.2019 - 34 Wx 389/18] Rz 4; Ddorf BeckRS 19, 35405 Rz 17f).