I. Vertragliche Pflichten des Darlehensgebers.
1. Hauptpflicht.
Rn 25
Ein Gelddarlehensvertrag verpflichtet den Darlehensgeber, dem Darlehensnehmer in Vorleistung den vereinbarten Darlehensbetrag in der vereinbarten Währung – je nach Vereinbarung bar o unbar durch Überweisung, Kontogutschrift o Einräumung eines Überziehungsrahmens – am Leistungsort (§ 270 I) zur Verfügung zu stellen u für die Vertragsdauer zur Nutzung zu belassen (I 1). Als Darlehensbetrag kann auch ein Höchst- o Mindestbetrag vereinbart werden. Die Belassungspflicht ist synallagmatische Hauptpflicht. Eine Genossenschaftsbank ist zum Abschluss eines Darlehensvertrages mit einem Genossen nicht verpflichtet (Köln WM 03, 2138).
Rn 26
Ein Darlehensbetrag ist empfangen, wenn die Darlehensvaluta aus dem Vermögen des Darlehensgebers ausgeschieden u dem Vermögen des Darlehensnehmers endgültig zugeführt worden ist (BGHZ 145, 44, 50; 152, 331, 337; 167, 252 Rz 31; 167, 223 Rz 36; WM 14, 2261 Rz 26).
Rn 27
Die Valuta muss nicht notwendig an den Darlehensnehmer selbst fließen. Sie kann auf dessen Veranlassung o vereinbarungsgemäß an einen Dritten (§ 362 II), etwa einen Fonds, gezahlt werden (BGHZ 131, 66, 74; 152, 331, 336; WM 18, 657 Rz 58; NJW 10, 1144 Rz 16; ZIP 08, 357 u 06, 987; 06, 1788, 1791; WM 02, 2501; NJW-RR 86, 140). Dieser darf allerdings nicht im (Sicherungs-)Interesse des Darlehensgebers als dessen ›verlängerter Arm‹ eingeschaltet sein (BGHZ 145, 44, 50; 152, 331, 337; 167, 239 Rz 16; 167, 252 Rz 31; 183, 169 Rz 16; WM 18, 657 Rz 58; 10, 28 Rz 16; NJW-RR 09, 836 Rz 28; 06, 1419 Rz 19; NJW 06, 1957 Rz 37; BKR 06, 405 [BGH 09.05.2006 - XI ZR 114/05] Rz 19; NJW 98, 3200; WM 97, 1658 [BGH 12.06.1997 - IX ZR 110/96]; NJW-RR 86, 140). Maßgeblich ist, inwieweit der Darlehensgeber den Dritten in der Verwendung der überwiesenen Valuta kontrollieren kann u dieser zur Weiterleitung des Geldes seiner Zustimmung bedarf (BGH NJW-RR 86, 140 [BGH 07.03.1985 - III ZR 211/83]). Ein Darlehensempfang ist zu verneinen, wenn das Geld auf ein Treuhand- bzw Anderkonto des Notars geht u dieser den Auszahlungsbetrag nicht als Vertreter des Darlehensnehmers, sondern als Treuhänder der Bank erhält (BGH WM 98, 1869 [BGH 14.07.1998 - XI ZR 272/97]; NJW 85, 1831 [BGH 21.02.1985 - III ZR 207/83]; 86, 2947 [BGH 05.05.1986 - III ZR 240/84]), da die Valuta dem Vermögen des Darlehensnehmers dann noch nicht endgültig zugeflossen ist.
Rn 28
Auch die vereinbarungsgemäße Verrechnung des Anspruchs auf Auszahlung der Darlehensvaluta mit anderweitigen Verbindlichkeiten des Darlehensnehmers ggü dem Darlehensgeber (BGHZ 203, 115 Rz 26; BKR 15, 26 Rz 22; WM 16, 699 Rz 14; 16, 704, Rz 11f) genügt. Aufgrund des Darlehenszwecks kann eine Aufrechnung durch den Darlehensgeber aber ausgeschlossen sein (§ 157). Bei Zahlung per Scheck (§ 364 II) bedarf es dessen Einlösung (BGHZ 44, 178, 179; 64, 340, 342; 131, 66, 74).
2. (Vor-)Vertragliche Nebenpflichten.
Rn 29
(Vor-)Vertragliche Nebenpflichten treffen den Darlehensgeber nur ausnahmsweise in Form von Aufklärungs-, Rücksichtnahme- u Treupflichten. Beratungspflichten etwa zur Finanzierung (eingehend Buck-Heeb BKR 14, 221; ZIP 18, 705f) bestehen außerhalb von § 504a I u § 505 II 2 nur aufgrund eines gesondert (stillschweigend) geschlossenen Beratungsvertrags (BGHZ 201, 168, Rz 55; WM 14, 1621, Rz 21; 14, 1325, Rz 65), etwa wenn die Bank auf Bitte des Kunden o von sich aus in eine Beratung eintritt (BGH WM 18, 20 Rz 32 f; 09, 2360 Rz 13; 07, 876 Rz 44; Karlsr WM 11, 1219, 1222 f; Stuttg WM 10, 844). Ein Beratungsvertrag verpflichtet zur Empfehlung des für den Kunden günstigsten Darlehens, nicht aber zur Information über eine Provision für die Vermittlung einer Lebensversicherung (BGH WM 14, 1621, Rz 19) o einer eingepreisten Gewinnmarge (BGH WM 18, 268 Rz 50f), wohl aber über eine fehlende Kündigungsmöglichkeit bei einem Zinssicherungsgeschäft (Dresd WM 15, 1191, 1192). Zu Beratungsleistungen bei Immobiliar-Verbraucherdarlehen s § 511.
Rn 30
Aufklärungspflichten (dazu auch § 280 Rn 78; BeckOGK/Binder Rz 168 ff; Dörr MDR 14, 571 ff), deren Verletzung schadensersatzpflichtig macht, hat der Darlehensgeber grds nur in Bezug auf die Konditionen des Darlehens sowie eine (fehlende) Kündigungsmöglichkeit bei Zinsswapverträgen (Stuttg WM 12, 1829, 1833; Dresd WM 15, 1191, 1192; aA Gottschalk/Spiegel WM 17, 2179, 2187) u die Risiken eines wechselkursbasierten Darlehens (BGH WM 18, 268 Rz 36 ff), nicht aber auf die Risiken aus der Darlehensverwendung etwa zur Finanzierung einer Eigentumswohnung o eines Fondsanteils (BGH ZIP 08, 2405 Rz 10; WM 08, 2221 Rz 14; 07, 1831 Rz 14). Eine Bank muss sich deshalb falsche Angaben von Verkäufern o Vermittlern über das finanzierte Objekt grds nicht nach § 278 zurechnen lassen (BGHZ 168, 1 Rz 63; WM 12, 924 Rz 21; Karlsr WM 13, 641, 642; 13, 166, 168; München WM 12, 131, 133). Eine darlehensvertragliche Auskunftspflicht gibt es nicht (Saarbr NJW-RR 15, 1005).
Rn 31
Eine Ausnahme von diesem Grundsatz gilt nach stRspr bei einem Wissensvorsprung der Bank über eine arglistige Täuschung des Darlehensnehmers über das finanzierte Ob...