Rn 23
Die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung (eingehend Rösler/Wimmer/Lang, Vorzeitige Beendigung von Darlehensverträgen, S 123 ff; Wimmer/Rösler WM 05, 1873; Krepold/Kropf WM 15, 1, 8 ff), jedenfalls in der Ausgestaltung (MüKo/Berger Rz 34 mwN) ein Schadensersatzanspruch (Nürnbg WM 15, 374; Hamm WM 05, 1265), kann nach Wahl des Darlehensgebers nach der Aktiv-Aktiv-Methode o nach der Aktiv-Passiv-Methode erfolgen (BGHZ 161, 196, 201; 146, 5, 10; 136, 161, 168 ff; WM 18, 782 Rz 37; NJW 97, 2878; Saarbr ZIP 23, 1174, 1176 f; Frankf ZIP 21, 2118, 2120 u BKR 12, 18, 21 f; Stuttg WM 15, 1009, 1014 u 15, 1148, 1153; Jungmann BKR 20, 629).
Rn 24
Bei der Aktiv-Aktiv-Methode erfolgt die Berechnung aufgrund einer hypothetischen Wiederausleihe der vorzeitig zurückgezahlten Darlehensvaluta in ein Ersatzdarlehen mit gleicher Restzinsbindungsfrist (Wehrt ZIP 18, 1212). Der Schaden des Darlehensgebers besteht aus dem entgangenen Nettogewinn (§ 252) (Zinsmargenschaden, vgl Binder WM 19, 709, 715 ff, der Anspruch auf Vorfälligkeitsentschädigung als modifizierten Erfüllungsanspruch ansieht, aber zum gleichen Ergebnis gelangt), der anhand einer branchenüblichen Nettozinsmarge auch abstrakt berechnet werden kann (BGHZ 136, 161, 169; WM 91, 760), u einem etwaigen Zinsverschlechterungsschaden, wenn die Valuta nur zu einem schlechteren Zinssatz wieder ausgeliehen werden kann, bzw. einem bis zur Höhe des Erfüllungsschadens anzurechnenden Zinsverbesserungsvorteil, wenn ein höherer Zinssatz erzielt werden kann. Der Schaden ist bei einem Annuitäten- o ähnlichen Darlehen nach der Cash-Flow-Methode, bei der die erforderliche Abzinsung (BGHZ 146, 5, 11 ff; 136, 161, 168 ff; NJW-RR 99, 842; NJW 98, 592; NJW 97, 2878; Stuttg WM 15, 1009, 1014 u 15, 1148, 1153; Frankf BKR 12, 18, 22; Celle WM 10, 402, 405; Karlsr WM 08, 1551, 1552) bereits berücksichtigt ist, zu berechnen. Der ermittelte Schadensbetrag ist um die nach Basel II u § 7 Marisk kalkulierte risikoadjustierte Risikoprämie (Wimmer/Rösler WM 16, 1821, 1825; s.a. Stuttg WM 15, 1009, 1014 u 15, 1148, 1153; Frankf BKR 12, 18, 23; Hamm WM 00, 1145; 98, 1811; Köln WM 99, 1661; Schlesw WM 98, 861; 97, 522; LG Osnabrück BKR 12, 419, 420) auf den vorzeitig zurückgezahlten Darlehensbetrag (aA L/B/S/Krepold, 14. Kap §§ 489, 490 Rz 109 ff; Krepold/Kropf WM 15, 1, 9) sowie die ersparten Verwaltungskosten von geschätzten (§ 287 ZPO) 30 bis 60 EUR pa (Stuttg WM 15, 1009, 1014 u 15, 1148, 1153; Frankf BKR 12, 18, 23) für die entfallene Restlaufzeit zu kürzen. Zusätzlich erhält der Darlehensgeber ein Entgelt für den Abrechnungsaufwand (BGHZ 146, 5, 14, 17; 136, 161, 171), der je nach Lage des Falles auf 250 bis 400 EUR geschätzt (§ 287 ZPO) werden kann (Stuttg WM 15, 1009, 1014 u 15, 1148, 1153; Frankf BKR 12, 18, 23; ZIP 11, 1303, 1304).
Rn 25
Bei der heute banküblichen Aktiv-Passiv-Methode wird davon ausgegangen, dass der Darlehensgeber – gleichgültig, ob er sich refinanziert hat (BGHZ 146, 5, 11) – die vorzeitig zurückerhaltene Valuta laufzeitkongruent in sicheren Kapitalmarkttiteln wieder anlegt (BGHZ 161, 196, 201; 136, 161, 170 f; Frankf BKR 12, 18, 22; Karlsr WM 08, 1551, 1552; Schlesw WM 98, 861). Sein Schaden stellt sich als Differenz zwischen den Zinsen dar, die er im rechtlich geschützten Zeitraum erhalten hätte, u der Rendite im Falle einer laufzeitkongruenten Wiederanlage der vorzeitig zurückerhaltenen Darlehensbeträge in Hypothekenpfandbriefen (BGH WM 18, 782 Rz 37) bzw bei Laufzeiten unter einem Jahr zu Interbankensätzen (Wimmer/Rösler WM 16, 1821, 1823f). Die anhand des Nominalzinses zu berechnende Wiederanlagerendite (Rösler/Wimmer WM 00, 164, 173) ergibt sich aus der Kapitalmarktstatistik der Bundesbank, nicht dem Pex-Index o der DGFZ-Rendite (BGHZ 161, 196, 202f). Geeignet sein dürfte auch die vdp-Pfandbriefkurve (L/B/S/Krepold 14. Kap §§ 489, 490 Rz 94). Kaserer WM 17, 213 ff plädiert aus finanzmathematischer Sicht für eine Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung anhand von Nullkuponpfandbriefen. Die Berechnung, die Zinsmargen- u den Zinsverschlechterungsschaden umfasst, hat bei Annuitäten- u ähnlichen Darlehen nach der Cash-Flow-Methode zu erfolgen (BGHZ 146, 5, 12 ff; Frankf BKR 12, 18, 22), die die erforderliche Abzinsung (BGHZ 161, 196, 201; 136, 161, 171) bereits beinhaltet. Der ermittelte Betrag ist um die Risikoprämie (dazu Wehrt ZIP 18, 1158 ff) u die ersparten Verwaltungskosten zu kürzen (BGHZ 146, 5, 16; WM 18, 782 Rz 37f) u um ein Entgelt für zusätzlichen Aufwand bei der Abrechnung des Vertrages zu erhöhen (Rn 26). Eine Pauschalierung der Vorfälligkeits- o Nichtabnahmeentschädigung in AGB wird nach §§ 308 Nr 7b u 309 Nr 5a vielfach unwirksam sein (BGH WM 99, 840; WM 98, 70; NJW 91, 1817; Frankf WM 13, 1351).