Rn 3
Voraussetzung für I, der den Anspruch des Darlehensgebers auf Ersatz von Verzugs-, nicht aber anderer Schäden abschließend regelt, ist in jedem Fall, dass sich der Darlehensnehmer mit Zahlungen (Rückzahlung des gesamten Darlehens, Zins- u/o Tilgungsraten, Kosten etc), die er aufgrund eines Verbraucherdarlehensvertrags schuldet, in Verzug befindet (§§ 286f); der Verzugseintritt bestimmt sich nach allgemeinen Regeln. In Raten enthaltene Zinsanteile müssen nicht herausgerechnet werden (BGH NJW 93, 1260 [BGH 09.02.1993 - XI ZR 88/92]; 91, 1286 [BGH 13.11.1990 - XI ZR 217/89]), da der Darlehensnehmer auch insoweit zum Ersatz des Verzugsschadens des Darlehensgebers verpflichtet ist (MüKo/Weber Rz 11).
Rn 4
Bei Gesamtschuldnern hat der Verzug grds Einzelwirkung (§ 425 II). Hat der Darlehensgeber seine Forderung an einen Dritten abgetreten, errechnet sich die Höhe des Verzugsschadens grds aus der Person des Zessionars (BGH NJW-RR 92, 219), die Position des Darlehensnehmers darf sich dadurch jedoch nicht verschlechtern (Staud/Kessal-Wulf Rz 20), so dass der Höhe nach eine Begrenzung auf den Zedentenschaden besteht (Nobbe/Müller-Christmann Rz 9).
Rn 5
Der Darlehensgeber kann für den gesamten Verzugszeitraum statt Vertrags- nur Verzugszinsen verlangen (BGHZ 154, 230, 236; BGH ZIP 04, 554, 557), hat dabei aber die Wahl zwischen abstrakter u konkreter Berechnung. Er muss deutlich zum Ausdruck bringen, welche Art Verzugsschaden er geltend macht (zu einem Mahnbescheidsantrag AG Hagen NJW-RR 95, 320). Wählt er die abstrakte Berechnung (pauschalierter Verzugszins als Mindestschaden), scheidet der Ansatz weiterer Schadenspositionen aus, soweit diese den üblichen verzugsbedingten Bearbeitungsaufwand des Darlehensgebers abdecken (Karlsr ZIP 14, 964, 965; Staud/Kessal-Wulf Rz 18). Der Darlehensgeber kann deshalb neben Verzugszinsen zwar Kosten einer Sicherheitenverwertung u Prozesskosten beanspruchen, nicht aber eine Mahngebühr (LG Stuttgart NJW 93, 208), eigenen Bearbeitungsaufwand o den Ersatz eines über 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz hinausgehenden höheren Verzögerungsschadens (Zweibr WM 01, 24, 25; Karlsr BKR 14, 113, 114; Erman/Nietsch Rz 11, 14). Bei Verweigerung der Abnahme des Darlehens u Forderung einer Nichtabnahmeentschädigung durch den Darlehensgeber gilt I nicht (Stuttg 9 U 193/13 v 26.3.14).
Rn 6
Ob dem Darlehensgeber neben Verzugszinsen gem § 280 I im Falle der Kündigung des Darlehens wegen Verzugs eine Vorfälligkeitsentschädigung (Nichterfüllungsschaden) zusteht, ist sehr streitig, nach der Rspr des BGH aber zu verneinen (BGHZ 208, 278 Rz 23 ff; WM 17, 97 Rz 20; Zweibr WM 01, 24, 25; Hambg v 7.11.07 – 10 U 5/07, juris, Rz 15; Staud/Kessal-Wulf Rz 17; Bülow/Artz Rz 39a; Nobbe/Müller-Christmann Rz 16; Knops EWiR 01, 398; Knöpfel NJW 14, 2125, 2127 f [BGH 29.04.2014 - X ARZ 172/14]; Winneke/Reiff VuR 2016, 52, 59; Wedeking ZfIR 2016, 442, 446 f; Tiffe VuR 2016, 303, 304; Feldhusen JZ 16, 580, 584; Jungmann WuB 16, 263; aA 14. Aufl/Nobbe; Frankf BKR 12, 18, 21; München WM 14, 1341; Stuttg WM 15, 1009, 1011 ff u. 15, 1148, 1151 ff; Schlesw ZIP 15, 1817, 1819 f; L/B/S/Krepold § 14 Rz 174; MüKo/Weber Rz 18; Krepold/Kropf WM 15, 1, 12 f; Canaris EuZW 1991, 257; Lang/Beyer WM 1998, 897, 913; Heymann/Rösler ZIP 2001, 441, 442; Freckmann/Rösler/Wimmer Bankpraktiker 13, 308, 311; Merz Bankpraktiker 13, 344, 346; Edelmann/Hölldampf BB 14, 202, 206; Hinrichs ZfIR 13, 369; Welter WuB I E 3. – 1.13, Wiehe BKR 15, 464 ff; Wahlers EWiR 15, 689; Peters WuB 2015, 492, 494; Bunte NJW 16, 1626 ff; Keding BKR 16, 244, 245 f; Haertlein/Hennig EWiR 16, 391, 392; Wimmer/Rösler WM 16, 1821, 1822; G. Müller WM 16, 2201, 2206 ff; Nobbe FS Baums [17], II 871, 873 ff; M. Huber WM 17, 605, 607 ff). Für die Position der Rspr wird insb auf § 497 I 2 u die Gesetzesmaterialien zu § 11 VerbrKrG (BTDrs 11/5462 S. 13 ff) verwiesen (dazu sehr krit 14. Aufl/Nobbe).
Rn 7
Die Ansicht des BGH führt allerdings zu dem Ergebnis, dass der vertragsungetreue Darlehensnehmer ggf besser steht als der vertragstreue (Schlesw ZIP 15, 1817, 1820; Nobbe FS Baums [17], II 871, 883), der im Falle einer vorzeitigen Kündigung nach § 490 II 3 eine Vorfälligkeitsentschädigung schuldet. Die Beschränkung des Schadensersatzes auf die gesetzlichen Verzugszinsen schafft für Darlehensnehmer, die sich von einem Immobiliardarlehen mit gebundenem Sollzins vorzeitig lösen möchten, ggf die Möglichkeit, sich einer Vorfälligkeitsentschädigung nach § 490 II 3 dadurch zu entziehen, dass sie ihren Verpflichtungen aus einem solchen Darlehensvertrag trotz Zahlungsfähigkeit vorsätzlich nicht mehr nachkommen u eine Kündigung des Darlehensgebers nach § 498 I 1 provozieren (G. Müller WM 16, 2201, 2207f). Ob die Rspr dem (was naheliegt) über § 242 begegnen würde, ist unklar, sodass der Darlehensgeber von einer Kündigung absehen u sich auf die Durchsetzung seiner fälligen Zins- u Tilgungsraten im Vollstreckungswege beschränken sollte (Edelmann/Hölldampf BB 2014, 202, 206; Krepold/Kropf WM 2...