Rn 4
Die Tatbestände des I 1 Nr 1–3 setzen sämtlich die Lieferung bzw den Bezug von beweglichen Sachen aufgrund von Kauf- o Werklieferungs-, nicht Werkverträgen voraus (BGHZ 97, 127, 131; BGH NJW 06, 904, Rz 16; aA Bülow/Artz Rz 6). Daran fehlt es bei Bestellung von Internet-Zeitschriften, der Inanspruchnahme eines E-Mail-Service sowie bei Verträgen über die regelmäßige Erbringung von Dienst- (BGHZ 165, 325, 331) o Werkleistungen gleicher Art o über die Verpflichtung zur wiederkehrenden Abnahme bestimmter Dienst- o Werkleistungen (BGHZ 87, 112, 115; NJW 03, 1932 (Pay-TV); zum Fertighausvertrag vgl BGHZ 165, 325).
Rn 5
Strom ist keine Sache iSd § 90 (für Analogie Bülow/Artz Rz 44, sodann aber wie hM). Für Versorgungsverträge mit Tarifkunden über leitungsgebundene Energie (Gas, Fernwärme) u leitungsgebundenes Wasser verneint die hM (Bülow/Artz Rz 44; Erman/Nietsch Rz 19; tendenziell aA MüKo/Weber Rz 21) eine Anwendbarkeit des § 510 (zur Lieferung von Flüssiggas in Leitungen o Tanks BGH NJW-RR 88, 1322 [BGH 06.07.1988 - VIII ZR 6/88]).
Rn 6
Die Voraussetzungen des I 1, der trotz eines jederzeitigen Kündigungsrechts des Verbrauchers anwendbar ist (BGH NJW 90, 3144 [BGH 07.06.1990 - I ZR 207/88]; WM 90, 1248 [BGH 15.03.1990 - I ZR 53/88]), hat der Verbraucher, die des Ausnahmetatbestands I 2 der Unternehmer zu beweisen. Die Vorschrift ist abschließend (Staud/Kessal-Wulf Rz 7); ihre analoge Anwendung kommt grds nicht in Betracht (BGH NJW 06, 904; 03, 1932 im Anschluss an BGHZ 128, 156, 164; Ddorf BauR 05, 1636; Dresd ZIP 00, 830; aA Oldbg OLGR 06, 77 MüKo/Weber Rz 27; Erman/Nietsch Rz 5).
I. Teillieferungsverträge nach Abs 1 S 1 Nr 1.
Rn 7
Für einen Ratenlieferungsvertrag nach I 1 Nr 1 müssen mehrere Sachen ›als zusammengehörend verkauft‹ werden. Ob eine solche Sachgesamtheit anzunehmen ist, beurteilt sich vorrangig nach objektiven Kriterien u iÜ nach den Vorstellungen der Parteien, soweit sie Vertragsinhalt geworden sind (BGHZ 102, 135, 149; NJW-RR 89, 559; Karlsr WM 93, 1130 jeweils zu § 469 2 aF). Die Lieferung mehrerer Sachen in Teilleistungen ist regelmäßig Indiz für eine tatsächliche u von den Parteien gewollte Zusammengehörigkeit, va wenn der Unternehmer die Gegenstände üblicherweise nur zusammen verkauft. Der Unternehmer kann I 1 Nr 1 nicht dadurch entgehen, dass er den Verbraucher, der einen einheitlichen Vertragswillen hat (Beweislast beim Verbraucher), für jede Lieferung ein eigenes Vertragsformular unterzeichnen lässt (§ 512 2; Karlsr WM 93, 1130 [OLG Karlsruhe 12.02.1993 - 14 U 115/92]; MüKo/Weber Rz 16).
Rn 8
Der Unternehmer muss die geschuldete Sachgesamtheit in Teilleistungen zu liefern u (kumulativ) der Verbraucher das Entgelt in Teilleistungen, nicht durch eine Einmalzahlung, zu entrichten haben (BGH NJW 90, 1046 [BGH 05.10.1989 - I ZR 89/89]; WM 90, 613 [BGH 07.12.1989 - I ZR 139/87]). Die Teilleistungen – insb die des Verbrauchers – müssen weder die gleiche Höhe aufweisen noch in zeitlich gleichen Abständen erfolgen (BGHZ 78, 375, 380; Köln BauR 95, 709).
Rn 9
Bsp: Lieferung von Feuerlöschern nebst Zubehör (Karlsr WM 93, 1130); Bausatzverträge (BGHZ 78, 375, 379; BGH/EBE 06, 45; Hamm OLGR 97, 25; Köln aaO), sofern sie nicht die Kriterien eines Werkvertrags erfüllen (BGHZ 87, 112); Lieferung von Hardware u Software bei Computern, Unterlagen für Fernlehrkurse (dazu FernUSG), Sprachkurse (BGH WM 90, 1248 [BGH 15.03.1990 - I ZR 53/88]); mehrbändige Nachschlagewerke (Lexika); ggf auch Buchreihen (BGH NJW 76, 1354 [BGH 12.01.1976 - VIII ZR 213/74]) u mehrbändige Sammelwerke (insb Lexika).
II. Sukzessivlieferungsverträge nach Abs 1 S 1 Nr 2.
Rn 10
Ein Ratenlieferungsvertrag in Gestalt eines Dauerschuldverhältnisses ist auch gegeben, wenn er die ›regelmäßige Lieferung von Sachen gleicher Art‹ zum Gegenstand hat, dh die (mehrmalige) Befriedigung eines regelmäßig wiederkehrenden Bedürfnisses o eines von Anfang an bestehenden Bedarfs, der zeitlich gestreckt gedeckt wird (vgl BGHZ 67, 389, 395). Erfasst sind damit grds alle Sukzessivlieferungsverträge, nicht aber Ansparverträge (Dresd ZIP 00, 830; KG NJW-RR 88, 1403). Regelmäßigkeit bedeutet – unabhängig vom Umfang der einzelnen Lieferungen – die Leistung in bestimmten, von vornherein festgelegten Zeitabschnitten o Zeiträumen (BGHZ 80, 357 f zu § 197 aF; MüKo/Weber Rz 18; offen BGHZ 78, 248, 249).
Rn 11
Die zu liefernden Sachen müssen zumindest in ihren wesentlichen Artmerkmalen gleichartig sein, etwa derselben Gattung angehören, auch wenn sich die Einzellieferungen in Qualität u Ausstattung voneinander unterscheiden (BGHZ 67, 389, 394) u in verschiedener Zusammenstellung erfolgen. Über den Gesetzeswortlaut hinaus ist im Hinblick auf den Schutzzweck ungeschriebene Voraussetzung, dass der Verbraucher seine Gegenleistung in Teilleistungen zu erbringen hat (BGH NJW 90, 1046 [BGH 05.10.1989 - I ZR 89/89]; NJW-RR 90, 562 [BGH 07.12.1989 - I ZR 139/87]).
Rn 12
Bsp: Abonnementverträge (Woitkewitsch MDR 05, 371) über Zeitungen u Zeitschriften (BGH WM 12, 221; NJW 05, 66; 02, 2391; 90, 1046; 90, 3144; 87, 124; NJW-RR 04, 841; 90, 561 u 562; Oldbg MDR 04, 800), Zwangsver...