Prof. Dr. Michael Stürner
I. Allgemeines.
Rn 5
›Bewirkt‹ ist die Leistung, wenn der Schenker alles getan hat, was von seiner Seite zum Erwerb des Gegenstands der Schenkung erforderlich ist (BGH NJW 70, 941); auf den Leistungserfolg kommt es nicht an (hM; aA MüKo/Koch Rz 11). Es schadet nicht, wenn das Vollzugsgeschäft befristet oder bedingt abgeschlossen ist (BGH NJW-RR 89, 1282); die Begründung eines Anwartschaftsrechts genügt (BGH NJW 70, 941 [BGH 06.03.1970 - V ZR 57/67] und Stuttg NJW 87, 782 [OLG Stuttgart 21.03.1986 - 2 U 181/85]: Tod des Schenkers). Die freie Verfügungsgewalt des Schenkers über ein Guthaben bis zu seinem Tod steht der Annahme eines Vollzugs nicht entgegen (BGH FamRZ 85, 693 [BGH 11.01.1984 - IVa ZR 30/82]). Bzgl eines Sparbuchguthabens wird die Schenkung erst durch Abtretung des Auszahlungsanspruchs gegen die Bank vollzogen, nicht durch die Übergabe des Sparbuchs (Karlsr NJW-RR 19, 494 [OLG Karlsruhe 08.01.2019 - 9 U 5/17]).
II. Vollständigkeit.
Rn 6
Die Bewirkung nur eines Teils der Leistung führt nach Maßgabe des § 139 zu teilweiser Heilung (MüKo/Koch Rz 12). Bei Dauerschuldverhältnissen tritt Heilung ein, soweit bereits geleistet ist (BAG NJW 59, 1746).
III. Rechtliche Erfordernisse.
Rn 7
Die Anforderungen an die Bewirkung der versprochenen Leistung richten sich nach materiellem Recht.
Rn 8
Bei Forderungen ist zwischen Begründung und Übertragung zu unterscheiden. Die Schenkung einer bestehenden Forderung wird durch Abtretungserklärung geheilt (BGH NJW 65, 1913: Bausparvertrag); bei einer Wechselforderung bedarf es zusätzlich noch der Besitzübergabe. Die Qualität als Abtretungserklärung oder bloßes Angebot zum Abschluss eines Schenkungsvertrags ist eine Frage der Auslegung (BGH NJW 65, 1913 [BGH 10.06.1965 - III ZR 71/63] zur Begünstigungserklärung ggü der Bausparkasse); die Übergabe eines Sparbriefs ist Indiz für die Forderungsabtretung. Bei Erteilung einer Einziehungs- oder Verfügungsermächtigung über ein Spar- oder Wertpapierkonto ist die Zuwendung erst mit der Auszahlung vollzogen. Wird dagegen die Forderung erst begründet, wird die darin liegende Schenkung entspr II 1 erst durch Erfüllung vollzogen: Durch Gutschrift auf dem Empfänger-Konto durch die Bank (BGH NJW 94, 931 [BGH 02.02.1994 - IV ZR 51/93]) oder mit Einlösung eines Schecks (BGH NJW 75, 1881 [BGH 06.03.1975 - II ZR 150/74]). Der schenkweise Erlass einer Schuld (§ 397) ist bereits der Vollzug der Schenkung (Stuttgart NJW 87, 782 [OLG Stuttgart 21.03.1986 - 2 U 181/85]).
Rn 9
Die Zuwendung einer Bezugsberechtigung aus einer Lebensversicherung beim Tod des Versicherungsnehmers ist bei Unwiderruflichkeit mit dem Abschluss des Versicherungsvertrags, bei Widerruflichkeit erst mit dem Tod vollzogen (BGH NJW 75, 1360 [BGH 25.04.1975 - IV ZR 63/74]; 84, 2156 [BGH 29.05.1984 - IX ZR 86/82]); eine Bindung des Schenkers durch Erbvertrag oder wechselbezügliches Testament steht nicht entgegen (BGH NJW 76, 749 [BGH 26.11.1975 - IV ZR 138/74]).
Rn 10
Die Zuwendung des Anteils an einer Personengesellschaft (vgl § 516 Rn 17) ist mit Abschluss des Gesellschaftsvertrags vollzogen; die bloße Einbuchung genügt nicht (BGHZ 112, 40 zum KG-Anteil; Frankf NJW-RR 96, 1123 zur GbR). Die stille Gesellschaft soll dagegen wie eine schuldrechtliche Forderung des Stillen behandelt werden, so dass Vollzug erst mit Erfüllung eintritt (BGH NJW 52, 1412 [BGH 24.09.1952 - II ZR 136/51]; 53, 138 [BGH 29.10.1952 - II ZR 16/52]; BFH NJW-RR 08, 986 [BFH 16.01.2008 - II R 10/06] aA überzeugend MüKo/Koch Rz 31); anders aber, wenn Mitgliedschaftsrechte an der stillen Gesellschaft eingeräumt werden (BGH FamRZ 12, 537; BFH FuR 15, 111).
Rn 11
Im Fall einer Einigung nach § 929 S 2 ist eine Schenkung zugleich als Handschenkung bewirkt (BGH NJW 07, 2844 [BGH 19.06.2007 - X ZR 5/07]).
IV. Heilung nach Tod des Schenkers.
Rn 12
Die für den Rechtsübergang noch erforderlichen Handlungen können, insb bei Befristung der Schenkung auf den Tod des Schenkers (§ 516 Rn 3), auch noch nach dem Tod des Schenkers erfolgen, sei es auf Grund einer Vollmacht des Erblassers durch den Beschenkten (BGH NJW 86, 2107 [BGH 05.03.1986 - IVa ZR 141/84]) oder einen Dritten, sei es durch den Erben des Schenkers (BGH NJW 87, 840 [BGH 12.11.1986 - IVa ZR 77/85]). Anders als im Fall des § 2301 II bildet der Tod des Erblassers keine Zäsur. Voraussetzung ist aber, dass die Einigung über die Schenkung noch fortbesteht, also auch nicht von den Erben widerrufen worden ist (BGH NJW 87, 84 [BVerwG 10.10.1985 - BVerwG 2 WD 19/85]).