Rn 38
Einzelheiten sowie Vorschläge: C Meyer Unterrichtung 21 ff, 235 ff; BLDH/Lingemann Kap 60 Rz 17 ff M 60.1 ff; ordnungsgemäße Unterrichtung s BAG AP BGB § 613a Unterrichtung Nr 15; Lingemann NZA 12, 546. Gem V ist ein ArbN vom bisherigen oder vom neuen ArbG über den Betriebsübergang zu unterrichten. Dadurch soll der ArbN eine ausreichende Wissensgrundlage für die Ausübung des Widerspruchsrechts (VI) erhalten (BAG NZA 19, 1279 [BAG 20.03.2019 - 7 AZR 409/16]). Ist die Unterrichtung formal korrekt und nicht offensichtlich fehlerhaft, muss der ArbN behauptete Mängel näher darlegen, der Arbeitgeber dann die Fehlerfreiheit beweisen (BAG AP BGB § 613a Unterrichtung Nr 15).
Rn 39
Mitgeteilte Tatsachen müssen zutreffend sein (BAG NJW 12, 1677 [BAG 15.12.2011 - 8 AZR 220/11]). Mitzuteilen ist neben den Unterrichtungsgegenständen gem V Nr 1–4 auch der Betriebserwerber mit genauer Firmenbezeichnung und Adresse (BAG NJOZ 12, 860; BeckRS 11, 77462). Angaben zum Unternehmen müssen mit dem Handelsregister übereinstimmen (BAG NZA 14, 610). Anzugeben ist auch der Gegenstand des Betriebsübergangs, also der Betrieb oder genau abgegrenzt der Betriebsteil (BAG NZA 14, 610; DB 06, 2407), ferner, ob nur bewegliche Anlageteile übernommen werden oder auch das Betriebsgrundstück (BAG NZA 08, 642 [BAG 31.01.2008 - 8 AZR 1116/06]). Sehr str, ob weitergehend über die wirtschaftliche Situation des Erwerbers zu unterrichten ist (BAG NZA 10, 92 [BAG 23.07.2009 - 8 AZR 538/08]; iE BLDH/Lingemann Kap 60 Rz 26 mwN).
Rn 40
Der (geplante) Zeitpunkt des Übergangs (Nr 1) ist der (geplante) Stichtag.
Rn 41
Angabe des Grundes (Nr 2): schlagwortartige Schilderung der dem Betriebsübergang zugrunde liegenden Umstände und unternehmerischen Gründe reicht aus (BAG AP BGB § 613a Nr 420).
Rn 42
Der ArbG muss sorgfältig über die rechtlichen Folgen (Nr 3) des Betriebsübergangs informieren, bei komplexen Rechtsfragen reicht nach angemessener Prüfung der Rechtslage (Einholung von Rechtsrat kann nötig sein) die Mitteilung einer vertretbaren Rechtauffassung aus (BAG NZA 15, 866, Anm Lingemann ArbR 15, 351; Lingemann NZA 12, 546). Mitzuteilen sind: Eintritt des Betriebserwerbers in die Rechte und Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis (BAG NZA 09, 547), beim Erwerber anzuwendende Tarifverträge und/oder Betriebsvereinbarungen nach I 2–4, mit Angabe, ob diese kollektivrechtlich oder individualrechtlich fortwirken (BAG AP BGB § 613a Unterrichtung Nr 15; Lingemann NZA 12, 546; LAG Düsseldorf NZA-RR 22, 570), ggf Änderung wesentlicher Arbeitsbedingungen inkl betrieblicher Altersversorgung (BAG NZA 08, 642 [BAG 31.01.2008 - 8 AZR 1116/06]), ggf Veränderungssperre (I 2) bei transformierten Regelungen, Haftung von Veräußerer und Erwerber (II und ggf §§ 133, 134 UmwG, §§ 25, 28 HGB; BAG NZA 19, 1279 [BAG 20.03.2019 - 7 AZR 409/16]; 10, 89, 93 [BAG 23.07.2009 - 8 AZR 538/08]; 09, 547 [BAG 22.01.2009 - 8 AZR 808/07]), eventueller Haftungsausschluss des Veräußerers (III), kündigungsrechtliche Situation, sofern Kündigungen sich abzeichnen (BAG AP Nr 360 zu § 613a), wohl auch etwaiger Fortfall der Sozialplanpflicht wg § 112a II BetrVG (BAG NZA 14, 610 [BAG 14.11.2013 - 8 AZR 824/12]), vergleichbarer Tarifverträge (BAG NZA 15, 866, Anm Lingemann ArbR 15, 351 [BAG 26.03.2015 - 2 AZR 783/13]), oder des Kündigungsschutzes beim Erwerber (HWK/Willemsen/Müller-Bonanni § 613a Rz 329), ferner das Widerspruchsrecht des ArbN (VI) mit Adressat (BAG NZA 08, 1354 [BAG 20.03.2008 - 8 AZR 1016/06]), Monatsfrist und Schriftformerfordernis (VI 1; BAG NZA-RR 12, 507 [BAG 22.06.2011 - 8 AZR 752/09]). Eine Unterrichtung über wirtschaftliche und soziale Folgen (Nr 3) ist erforderlich, soweit diese für die Entscheidung des Arbeitnehmers über den Widerspruch von Bedeutung sind (BAG DB 06, 2409; AP BGB § 613a Unterrichtung Nr 15), zB Auswirkungen auf den Bestand des Betriebsrates, räumliche oder funktionale Veränderungen, Auswirkungen auf den sozialen Besitzstand, etwaige Personalabbaumaßnahmen, Interessenausgleichs- und Sozialplanverhandlungen oder Ansprüche aus Sozialplänen, wenn sie in Betracht kommen können (BAG DB 06, 2410), die Gefahr betriebsbedingter Kündigung bei Widerspruch (VI) und ein damit ggf entstehender Abfindungsanspruch (BAG DB 06, 2409f).
Rn 43
Hinsichtlich der Arbeitnehmer in Aussicht genommen (Nr 4) sind: alle konkret geplanten (BAG AP BGB § 613a Unterrichtung Nr 15; Lingemann NZA 12, 546) Maßnahmen (§§ 92 ff BetrVG), dh personelle Maßnahmen, beabsichtigte Restrukturierungen inkl Abschluss von Interessenausgleich oder Sozialplan (BAG DB 06, 2409), Weiterbildungsmaßnahmen, ggf geänderte Aufgabe beim Erwerber und Sonstiges, was die berufliche Entwicklung der ArbN betrifft.
Rn 44
Adressat der Unterrichtung sind alle Arbeitnehmer, deren Arbeitsverhältnis übergeht, wenn sie dem Betriebsübergang nicht widersprechen (Rn 38, 45 ff). Form: Die Unterrichtung darf standardisiert erfolgen, muss aber eventuelle Besonderheiten des jeweiligen Arbeitsverhältnisses erfassen (BAG AP BGB § 613a Nr 419; DB ...