Gesetzestext
1Der Darlehensvermittler darf für Leistungen, die mit der Vermittlung des Verbraucherdarlehensvertrags oder dem Nachweis der Gelegenheit zum Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags zusammenhängen, außer der Vergütung nach § 655c Satz 1 sowie eines gegebenenfalls vereinbarten Entgelts für Beratungsleistungen nicht vereinbaren. 2Jedoch kann vereinbart werden, dass dem Darlehensvermittler entstandene, erforderliche Auslagen zu erstatten sind. 3Dieser Anspruch darf die Höhe oder die Höchstbeträge, die der Darlehensvermittler dem Verbraucher gemäß Artikel 247 § 13 Absatz 2 Satz 1 Nummer 4 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche mitgeteilt hat, nicht übersteigen.
A. Normzweck und Inhalt.
Rn 1
Zweck der halbzwingenden (§ 655e I 1) Vorschrift ist die Beschränkung von Darlehensvermittlern auf das Erfolgshonorar (§ 655c 1) u ein ggf vereinbartes Entgelt für Beratungsleistungen (§ 511), um eine Ausbeutung von Darlehensinteressenten bei aussichtslosen Darlehenswünschen zu verhindern. Aus welchem Grund der Erfolg ausbleibt, etwa Widerruf des Verbrauchers, ist gleichgültig (Staud/Herresthal Rz 6).
B. Unwirksamkeit von Nebenentgelten (S 1).
Rn 2
1 gilt über den Wortlaut hinaus auch für die Vermittlung von Finanzierungshilfen u Teilzahlungsgeschäften. Nebenentgelt ist ohne Rücksicht auf die Bezeichnung jede über § 655c hinausgehende erfolgsunabhängige Vergütung, etwa in Form von Bearbeitungs- u Reservierungsgebühren, Auslagenpauschalen, interne Wertermittlungsgebühr (BGH NJW-RR 12, 1073 [BGH 10.05.2012 - III ZR 234/11] Rz 12 f; München VuR 10, 233 f [OLG München 18.03.2010 - 29 U 5513/09]; Zweibr MDR 99, 1491), die nicht auf Grund der konkreten Darlehensvermittlung angefallen sind (MüKo/Weber Rz 2). Die Vereinbarung eines solchen Nebenentgelts ist nichtig (§ 134; Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452 [OLG Karlsruhe 08.11.1995 - 6 U 104/95]; VuR 98, 83, 84 [OLG Karlsruhe 12.11.1997 - 6 U 74/97]), nicht aber die eines Beratungsentgelts (Erman/Nietsch Rz 1). IÜ bleibt der Vermittlungsvertrag wirksam (MüKo/Weber Rz 3). Bei AGB gilt § 306 I.
C. Auslagenersatz (S 2 und 3).
Rn 3
Auslagenersatz kann der Vermittler im nachfolgenden Umfang bei schriftlicher Vereinbarung (§ 655b I 1; MüKo/Weber Rz 7; Grote/Wellmann VuR 07, 258), AGB genügt (Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452; MüKo/Weber Rz 7) neben der Vergütung nach § 655c, aber auch ohne Vermittlungserfolg verlangen (Köln ZIP 93, 1541, 1542). Auslagen sind vom Vermittler nach Abschluss des Vermittlungsvertrags für Rechnung des Verbrauchers getätigte Aufwendungen, etwa für Porto, Telefonate (Karlsr VuR 98, 83, 84), Anzeigen gerade für den konkreten Darlehensinteressenten sowie Kosten für Auskünfte, Wertgutachten (Köln ZIP 93, 1541, 1542) oder Sicherheitenbestellungen, nicht aber für eine Liegenschaftsbewertung durch den Vermittler (BGH NJW-RR 12, 1073 Rz 12 f; Münch VuR 10, 233, 234 [OLG München 18.03.2010 - 29 U 5513/09]) sowie für allgemein werbende Zeitungsinserate (Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452; LG Berlin VuR 95, 19, 21). Es bedarf insoweit stets eines vom Vermittler zu erbringenden Einzelnachweises (LG Hannover VuR 97, 420, 423 [LG Hannover 26.06.1997 - 25 O 174/96]). Eine Auslagenpauschale sowie ein auslagenbezogener Vorschuss sind auch als Mindestpauschale unzulässig (BGH NJW-RR 12, 1073 [BGH 10.05.2012 - III ZR 234/11] Rz 14; Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452 [OLG Karlsruhe 08.11.1995 - 6 U 104/95]; VuR 98, 83, 84 [OLG Karlsruhe 12.11.1997 - 6 U 74/97]; Zweibr BB 96, 179 f [OLG Zweibrücken 22.09.1995 - 2 U 3/95]; MDR 99, 1491 f; Hambg OLGR 97, 334, 335 f; LG Cottbus MDR 93, 620f), ebenso Telefongebühren für die Kontaktaufnahme. Zulässig ist die Angabe von Maximalbeträgen (Zweibr MDR 99, 1491, LG Berlin VuR 95, 19; LG Frankenthal VuR 99, 55, 56).
Rn 4
Nur bei ex-post-Betrachtung rein objektiv erforderliche (Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452; Staud/Herresthal Rz 12) Auslagen sind erstattungsfähig, nicht allgemeine Betriebs- u Bürokosten (Zweibr BB 96, 179 f; MDR 99, 1491, 1492; Hambg OLGR 97, 334, 336; Stuttg VuR 99, 349, 351 [OLG Hamburg 08.09.1998 - 14 U 246/97]; LG Berlin VuR 95, 19, 21), für den Abschluss des Darlehensvermittlungsvertrages aufgewandte Kosten des Vermittlers einschließlich Fahrtkosten (Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452; VuR 98, 83, 84 f; Zweibr BB 96, 179 f [OLG Zweibrücken 22.09.1995 - 2 U 3/95]; Stuttg OLGR 99, 432, 433 f; LG Berlin VuR 95, 19, 21; AG Daun VuR 03, 187 [AG Daun 08.01.2003 - 3 C 564/02] Grote/Wellmannm VuR 07, 258). Die Erforderlichkeit von Auslagen ist vom Vermittler zu belegen (BGH NJW-RR 12, 1073 [BGH 10.05.2012 - III ZR 234/11] Rz 14; Karlsr NJW-RR 96, 1451, 1452 [OLG Karlsruhe 08.11.1995 - 6 U 104/95]; VuR 98, 83, 84 [OLG Karlsruhe 12.11.1997 - 6 U 74/97]; LG Hannover VuR 97, 420, 423 [LG Hannover 26.06.1997 - 25 O 174/96]). Verzinsung gem § 256 1.
Rn 5
3 bestimmt zum Schutz des Verbrauchers eine Kappungsgrenze. Der dem Vermittler nach 2 zustehende Auslagenersatz ist auf die Höhe bzw Höchstbeträge der dem Verbraucher vor Abschluss des Darlehensvermittlungsvertrags mitgeteilten Nebenentgelte (Art 247 § 13 II 1 Nr 4 EGBGB) begrenzt.