I. Voraussetzungen.
1. Gebäude oder anderes mit einem Grundstück verbundenes Werk.
Rn 3
Gebäude ist ein mit dem Erdboden verbundenes, umschlossenes Bauwerk, das zum Aufenthalt von Menschen oder Tieren oder zur Unterbringung von Sachen bestimmt ist (s nur Soergel/Krause § 836 Rz 7; Staud/Bernau § 836 Rz 22). Dazu gehören auch zB Rohbauten (BGH VersR 58, 488, 489), unfertige Häuser (BGH NJW 85, 1076), Hausruinen (BGHZ 1, 103, 105; VersR 52, 207, 208; 291; NJW 61, 1670, 1671) oder Garagen (Saarbr NJW-RR 06, 1255, 1257). Mit dem Grundstück verbundenes Werk ist ein einem bestimmten Zweck dienender, nach technischen Kunst- und Erfahrungsregeln unter Verbindung mit dem Erdkörper hergestellter Gegenstand (RGZ 76, 260, 261; BGH NJW 61, 1670, 1672; Ddorf MDR 98, 1350; VersR 99, 854, 855); unerheblich ist die Dauerhaftigkeit der Herstellung (RG JW 1910, 288; BGHZ 58, 149, 155). Eine Verbindung iSd § 94 ist nicht erforderlich; es reicht, wenn eine Verbindung aufgrund der Schwerkraft hergestellt wird (Hamm VersR 97, 194; Ddorf VersR 99, 854, 855; Rostock NJW-RR 04, 825, 826). Bsp: Brücke (BGH NJW-RR 88, 853 f; 90, 1500f), fest eingebaute Schleuse (RG HRR 1930, 1104), Damm (BGHZ 58, 149, 152), Baugerüst (BGH NJW 97, 1853; 99, 2593, 2594), Treppe und Treppengeländer (RG JW 1911, 450; WarnR 1913 Nr 13), Carport (Hamm NJW-RR 95, 1230), Starkstromleitung (RGZ 147, 353, 356f), Wasserleitung unter der Erde (BGHZ 55, 229, 235), Kanalisationsrohr (BGH VersR 83, 588; Hamm BeckRS 11, 05540), Fernsprech- oder Telefonleitung (Hamm JW 1927, 2438; Karlsr NJW-RR 88, 152), Öltank (BGH VersR 76, 1084, 1085), Denkmal oder Grabstein (BGH NJW 71, 2308; 77, 1392; Rostock OLGR 03, 348, 351), Zelt bzw Zeltgerüst (RG DJZ 1908, 1341; Hamm NJW-RR 02, 92; Rostock NJW-RR 04, 825, 826), Bierpavillon (Ddorf MDR 98, 1350; VersR 99, 854), in den Boden eingelassene Kinderschaukel (Celle VersR 85, 345), Jagdhochsitz (Stuttg VersR 77, 384), auch Kunst am Bau (Reimann/Keller ZfIR 19, 817, 821), nicht hingegen Erdmassen (RGZ 60, 138, 139 f; BGH NJW 61, 1670, 1672 [BGH 30.05.1961 - VI ZR 310/56]) oder auf einem Grundstück abgestellte Baumaterialien (BGH VersR 58, 488, 489). Weitere Bsp insb bei Staud/Bernau § 836 Rz 25.
2. Einsturz oder Ablösung von Teilen.
Rn 4
Einsturz ist der vollständige Zusammenbruch des Gebäudes oder Werkes (RGZ 97, 112, 114). Ablösung ist die Trennung oder Lockerung eines Teils vom iÜ unversehrt bleibenden Werk (RGZ 133, 1, 6; BGH VersR 61, 806, 808; München NJW-RR 95, 540, 541); sie ist abzugrenzen von Abbruch oder missbräuchlicher Entfernung (Celle VersR 91, 1382, 1383). Teile des Gebäudes oder Werkes sind Sachen, die zur Herstellung des Gebäudes eingefügt sind oder mit diesem in einem so festen baulichen Zusammenhang stehen, dass sich daraus nach der Verkehrsanschauung ihre Zugehörigkeit zum Bauganzen ergibt (RGZ 107, 337, 339; BGH NJW 85, 2588); es muss sich nicht um wesentliche Bestandteile iSd § 93 handeln (RGZ 107, 337, 339; BGH NJW 61, 1670, 1672 [BGH 30.05.1961 - VI ZR 310/56]). Bsp: Dachpappe oder -ziegel (BGH NJW 93, 1782 [BGH 23.03.1993 - VI ZR 176/92]; Ddorf NJW-RR 92, 1440, 1441 [OLG Düsseldorf 20.03.1992 - 22 U 120/91]; Frankf NJW-RR 92, 164), Gitter (BGH VersR 63, 94 [BGH 13.11.1962 - VI ZR 228/60]), Geländer (Saarbr NJW-RR 06, 1255, 1257 [OLG Saarbrücken 09.05.2006 - 4 U 175/05]), Fenster (RGZ 113, 286, 292), Schaufenster (Kobl NJW-RR 98, 673, 674), Fensterladen (RGZ 60, 421, 422), Schornstein (RG JW 1936, 2913; Köln NJW-RR 92, 858 [OLG Köln 31.07.1991 - 2 U 17/91]), Treppengeländer und -stufen (RG JW 1911, 450; Hamm MDR 13, 31), fest montierte Duschkabine (BGH NJW 85, 2588 [BGH 12.03.1985 - VI ZR 215/83]), Türgriff (München BeckRS 20, 20220), nicht aber durch eiserne Klammern an der Wand befestigter Spiegel (RGZ 107, 337), Schneemassen oder Eisplatten auf dem Dach (BGH VersR 55, 82; Hamm NJW-RR 87, 412; NZM 13, 47; Köln VersR 88, 1244; Jena WuM 07, 138; anders für eine Sonderkonstellation LG Flensburg NJW-RR 11, 1474, 1475). Sehr weitgehend Brandbg BeckRS 08, 10815 Rz 34: Wasseraustritt aus Trinkwasserleitung; dagegen Köln VersR 10, 1660, 1661 f.
3. Rechtsgutsverletzung.
Rn 5
Als Rechtsgutsverletzung kommen Tötung, Körper- oder Gesundheitsverletzung oder Sachbeschädigung in Betracht.
4. Zweifache Kausalität.
a) Einsturz oder Ablösung als Folge fehlerhafter Errichtung oder mangelhafter Unterhaltung.
Rn 6
Eine fehlerhafte Errichtung liegt vor, wenn die genannten Rechtsgüter durch unsachgemäße, nicht den Regeln der Baukunst entsprechende Bauausführung gefährdet werden (RGZ 76, 260, 262; BGHZ 58, 149, 155); zu berücksichtigen sind insb Witterungseinflüsse (BGHZ 58, 149, 153 f; NJW 93, 1782, 1783; 99, 2593, 2594). Mangelhafte Unterhaltung ist eine nicht hinreichende Prüfung oder Kontrolle des baulichen Zustands des Gebäudes oder Werkes (BGH VersR 87, 1096, 1097; Hamm VersR 87, 1096, 1097; Frankf BeckRS 11, 22162). Auf die Zumutbarkeit der erforderlichen Maßnahmen kommt es – anders als bei der allg Haftung für Verkehrspflichtverletzung – nicht an (BGH VersR 62, 1105, 1106; 76, 66; NJW 85, 2588; Erman/Wilhelmi § 836 Rz 6). Der erforderliche Kausalzusammenhang ist gegeben, wenn ordnungsgemäße Errichtung oder Unterhaltung den Schaden typischerweise verhindert hätten (BGH VersR 87, 1096, ...