Rn 65
Die Verwertung bestimmt sich nach der (AGB-)Sicherungsabrede (RGZ 143, 113, 116; BGH NJW 80, 226; zu Verwertungsvereinbarungen Mitlehner ZIP 12, 649 ff. Eine unangemessene Verwertungsregelung in AGB berührt die Wirksamkeit der Sicherungsübereignung – anders als die einer Lohnzession (Vor § 1273 Rn 29) – nicht (BGHZ 124, 380, 391 f; 130, 59, 67 f; 130, 115, 120; NJW 94, 1796, 1797; 96, 847). An die Stelle der unwirksamen Regelung treten die gesetzlichen Vorschriften über den Pfandverkauf (BGH NJW 94, 1796 [BGH 28.04.1994 - IX ZR 248/93]), soweit sie bei der Sicherungsübereignung passen.
Rn 66
Der Sicherungsnehmer kann die vertraglich vorgesehene Verwertung ohne Beteiligung des Sicherungsgebers vornehmen (BGH NJW 97, 1063, 1064), eine andere Verwertung etwa durch Nutzziehung, Verfall des Sicherungseigentums oder Selbsteintritt des Sicherungsnehmers (BGH WM 60, 171; Hamm OLGR 99, 317) nur mit dessen Zustimmung (BGH NJW 80, 226, 227; 07, 216 [BGH 26.09.2006 - XI ZR 156/05] Rz 17). Eine im Vertrag vorgesehene Rücknahme zum gewöhnlichen Verkaufswert meint nicht den Händlereinkaufs-, sondern den Verkaufspreis (Schlesw MDR 08, 96 [OLG Schleswig 23.08.2007 - 5 W 31/07]). Ein Sicherungseigentümer ohne Nutzungsrecht kann die durch Vermietung des Sicherungsguts gezogenen Nutzungen nicht nach § 812 I 1 Alt 2 herausverlangen, auch nicht nach §§ 170 I, 172 InsO analog (BGH WM 06, 1636f). Eine Verfallklausel ist angesichts des § 1229 nicht generell verboten, sondern an §§ 138u 307 zu messen (str RGZ 83, 50, 53; BGH NJW 80, 226, 227; Erman/Bayer Anh §§ 929–931 Rz 26; Pal/Herrler § 930 Rz 33; Vollmer EWiR 03, 1081, 1082 Foerste ZBB 09, 285, 292 f; aA Staud/Wiegand Anh zu §§ 929 Rz 234; Soergel/Henssler Anh § 930 Rz 80; Ganter WM 11, 1585, 1589).
Rn 67
Auch wenn dem Sicherungsgeber bei Eintritt des Sicherungsfalles ein freies Verwertungsrecht eingeräumt ist, hat er die Interessen des Sicherungsgebers in angemessener u zumutbarer Weise zu berücksichtigen, soweit nicht seine schutzwürdigen Sicherungsinteressen entgegenstehen (BGH WM 62, 393, 394 u 673, 674; NJW 66, 2009 [BGH 22.06.1966 - VIII ZR 50/66]; 70, 701, 704 [BGH 18.12.1969 - III ZR 248/68]; 91, 1946, 1947 [BGH 20.03.1991 - IV ZR 50/90]; 97, 1063, 1064; 00, 352, 353; 00, 3273, 3274 [BGH 20.06.2000 - IX ZR 81/98]). Verletzt er die Pflicht zur bestmöglichen Verwertung schuldhaft, so ist er aus § 280 schadensersatzpflichtig (BGH WM 62, 673, 674; NJW 00, 352, 353; Ddorf WM 90, 1062 [OLG Düsseldorf 08.02.1990 - 6 U 151/89]). Eine Pflichtverletzung liegt nicht schon darin, dass Sicherungsgegenstände nicht einzeln, sondern im Paket verkauft werden u der Erlös unter der Summe der Verkehrswerte aller Einzelstücke liegt (BGH WM 56, 1091, 1092; NJW 97, 1063, 1064). Stimmt der Sicherungsgeber der Art u Weise der Veräußerung zu, liegt eine Pflichtverletzung, zu deren Vermeidung die Einholung eines Wertgutachtens notwendig sein kann, grds nicht vor (BGH NJW 97, 1063, 1064).
Rn 68
Der Sicherungsnehmer darf Sicherungsgut nur im erforderlichen Umfang verwerten (BGH WM 61, 243, 244). Eine Pflicht zur Verwertung besteht nicht (BGH NJW 80, 226 [BGH 24.10.1979 - VIII ZR 298/78]; 07, 216 [BGH 26.09.2006 - XI ZR 156/05], Tz 19), insb nicht zur unverzüglichen (BGH NJW-RR 07, 781 [BGH 11.01.2007 - IX ZR 181/05], Tz 11). Ggü anderen Sicherungsgebern besteht nur die Pflicht aus § 242, bei der Verwertung nicht willkürlich zu ihrem Schaden zu handeln (BGHZ 78, 137, 143 f; BGH WM 87, 853, 856; NJW 00, 3273, 3274).
Rn 69
Der Nettoverwertungserlös, also ohne Umsatzsteuer (BGH WM 04, 121, 123), abzgl Verwertungs- u Vermittlungskosten (BGH WM 62, 393, 394), ist mit der gesicherten Forderung zu verrechnen, ein Übererlös an den Sicherungsgeber auszukehren (BGH NJW 02, 2316, 2317). Die Abtretung des Anspruchs auf den Übererlös ist oftmals nicht insolvenzfest (Celle WM 10, 1976, 1978). Eine Aufrechnung des Sicherungsnehmers mit weiteren ungesicherten Ansprüchen ist ausgeschlossen, es sei denn, der Sicherungsgeber ist insolvent (BGHZ 139, 325, 331; NJW 94, 2885, 2886) oder hatte für den zur Aufrechnung gestellten Anspruch Sicherheit zu leisten.
Rn 70
Der Sicherungsnehmer ist rechnungslegungspflichtig (§ 666; BGH WM 66, 1037, 1039). Die Rechnungslegung muss über die verwerteten Gegenstände u die erzielten Erlöse Auskunft geben (BGH WM 56, 563, 565; Hamm OLGR 99, 317, 318; Ganter WM 99, 1741, 1742).