Rn 21
Die formfreie Einigung (§ 929 Rn 4–9) kann auf beiden Seiten mit Hilfe von Vertretern erfolgen.
aa) Bedingte Einigung.
Rn 22
Die Parteien können die Sicherungsübereignung durch Vereinbarung einer aufschiebenden u einer auflösenden Bedingung an den Bestand der gesicherten Forderung binden. Ob das gewollt ist, ist Auslegungsfrage (BGH NJW 86, 977 [BGH 21.11.1985 - VII ZR 305/84]). Eine aufschiebende Bedingung ist selten vereinbart (vgl BGH NJW 91, 353f). Bei Sicherung einer bestimmten Geldforderung kommt eine auflösende Bedingung zwar eher in Betracht als bei der einer Forderungsmehrheit (BGH NJW 84, 1184, 1186 [BGH 02.02.1984 - IX ZR 8/83]), ist aber in der Kreditwirtschaft völlig unüblich u auch sonst idR nicht vereinbart (BGH NJW 00, 957, 958 [BGH 02.12.1999 - IX ZR 412/98]; L/B/S/Haertlein 26. Kap Rz 9), so dass bei Erlöschen der gesicherten Forderung nur ein Rückgewähranspruch (Rn 58 ff) besteht.
bb) Bestimmtheitserfordernis.
Rn 23
Auch bei Sachgesamtheiten, insb Warenlagern mit wechselndem Bestand, muss die (antizipierte) Einigung nach § 929 1 dem sachenrechtlichen Bestimmtheitserfordernis (§ 929 Rn 5; Riggert NZI 09, 137; Bollwerk ZInsO 15, 2062) genügen (BGHZ 21, 52, 55). Das ist der Fall, wenn es für jeden, der die Parteiabreden in dem für den Eigentumsübergang vorgesehenen Zeitpunkt (BGH NJW 58, 945; WM 60, 1223, 1227) kennt, ohne Weiteres ersichtlich ist, welche individuell bestimmten Sachen übereignet sind (BGHZ 73, 253, 254; 84, 803, 804; WM 08, 1442 Rz 27; 07, 2351 Rz 15; 95, 1394, 1396; 88, 346, 347; NJW 91, 2144, 2146; 92, 1161; 94, 133, 134; 00, 2898; LG Bielefeld ZInsO 14, 612, 614; Gehrlein MDR 08, 1069, 1070; Bollwerk ZInsO 14, 2062, 2063). Nachträglich eintretende, außerhalb des Vertrags liegende Ereignisse ändern an der einmal gegebenen Bestimmtheit nichts (BGH WM 60, 1223, 1227; LG Bielefeld ZinsO 14, 612, 614 m zust Anm Knees). Bei Mantelsicherungsübereignung u Übersendung von Warenlisten wird das Bestimmtheitserfordernis erfüllt. Diesem ist nicht genügt, wenn sich bei Raumsicherungsübereignung in einem Raum auch nicht gekennzeichnete, im Eigentum Dritter stehende Sachen befinden (Ddorf WM 12, 1715, 1716). Bezugnahme auf Inventarverzeichnis außerhalb der Vertragsurkunde reicht (BGH WM 08, 1750 Rz 17f). Beweisschwierigkeiten hinsichtlich der erfassten Sachen berühren die Wirksamkeit nicht (BGHZ 73, 253, 255).
Rn 24
Bloße Bestimmbarkeit anhand außerhalb des Vertrages liegender Umstände, etwa Rechnungen, Warenbücher reicht nicht (BGH WM 08, 1442 Rz 27; NJW 95, 2348, 2350; 91, 2144, 2146; 86, 1985, 1986), ebenso wenig nachträgliche Markierung (Kobl ZIP 92, 420, 421) oder Bestimmbarkeit durch den Sicherungsgeber oder einen Lagerhalter (Frankf WM 94, 2151).
Rn 25
Es genügt die Übereignung aller vereinbarungsgemäß (nicht) in einem bestimmten, etwa in einer Zeichnung festgelegten Raum (dazu Riggert NZI 09, 137; Bollwerk ZInsO 15, 2062) oder sonst gesondert gelagerter Sachen auch bei wechselndem Bestand (BGH WM 08, 1442 Tz 27; NJW 00, 2898; 96, 2654; 94, 133, 134; 84, 803; WM 79, 300, 301; 60, 1223, 1226 f; LG Bielefeld ZinsO 14, 612, 614), die Sachen eines Inventarverzeichnisses (BGH WM 08, 1750 Rz 17f), des gesamten Inventars eines Hauses (BGH NJW 86, 1985, 1986) nur bei Übereignung an den Ehegatten (BGHZ 73, 253, 254 f; Gehrlein MDR 01, 911, 913), ebenso die aller vereinbarungsgemäß (nicht) markierten (BGH NJW 92, 1161, 1162; Bollwerk ZInsO 15, 2062, 2064) oder anhand besonderer Merkmale, zB Gattung, Typ, Größe oder Marke, konkret bezeichneten Sachen (BGH NJW 94, 133, 134 [BGH 04.10.1993 - II ZR 156/92]; 91, 2144, 2146 [BGH 18.04.1991 - IX ZR 149/90]). Auch Übereignung des gesamten Warenlagers mit schuldrechtlicher Verpflichtung zur Rückübereignung eines Teils genügt (BGH NJW 00, 2898). Unbestimmt bleiben kann, ob der Sicherungsgeber Eigentümer oder nur Anwartschaftsberechtigter ist (BGHZ 28, 16, 22; WM 65, 1248, 1249).
Rn 26
Nicht ausreichend sind zur Kennzeichnung nicht sicherungsübereigneter Teilmengen rechtliche Merkmale, wie unter Eigentumsvorbehalt stehende, unpfändbare oder mit Rechten Dritter belastete Sachen (BGHZ 21, 52, 56; 28, 16, 20; WM 77, 218, 219; 89, 1904, 1906; NJW 96, 2654; 92, 1156, 1157; 86, 1985, 1986; NJW-RR 88, 565), nicht getrennt gehaltene u nicht markierte Tiere (BGH NJW 84, 803, 804 [BGH 21.11.1983 - VIII ZR 191/82]; 86, 2654, 2655 [BVerwG 13.05.1986 - BVerwG 1 A 1.84]). Gleiches gilt für äußerlich nicht erkennbare funktionale Sachen wie zB ›Handbibliothek Kunst‹ (BGH NJW 92, 1161; NJW-RR 94, 1537) oder Mengen-, Gewichts-, Prozent- oder Wertangaben (BGHZ 21, 52, 55; WM 08, 1750 Rz 19; 77, 218, 219; 59, 52; NJW 94, 133, 134) sowie eine bloße Deklarierungspflicht (BGH NJW 91, 2144, 2146 [BGH 18.04.1991 - IX ZR 149/90]).