Rn 17
Fraglich und str ist, ob in bestimmten Situationen die Deliktshaftung auch ohne besondere Vereinbarung beschränkt werden kann. Dies betrifft insb drei Fallgruppen: Bei gleichzeitig vorliegendem Vertrag gelten dessen Haftungsausschlüsse und -einschränkungen auch für konkurrierende Deliktsansprüche (zB BGH NJW 72, 475; BGHZ 46, 313, 316; 93, 23, 29; NJW 98, 2282, 2283); dies wird jedoch insb für den Straßenverkehr häufig eingeschränkt (zB BGHZ 46, 313, 317 f; 53, 352, 355 f; NJW 92, 1227, 1228). In Betracht kommende Haftungsausschlüsse bzw -einschränkungen sind insb: §§ 521, 599 (aA Jauernig/Mansel § 599 Rz 2; BGH NJW 92, 2474, 2475), 680, 690, 708 aF, 1359, 300 I (Erman/Wilhelmi Vor § 823 Rz 26), weiterhin §§ 434 (unter Beachtung von II), 436, 486, 660 HGB (anders für § 430 HGB BGHZ 46, 140, 144 ff; zu § 434 HGB Köln VersR 07, 1149, 1150) sowie die Haftung des Arbeitnehmers bei betrieblicher Tätigkeit (s nur BAG BB 98, 107, 108; NJW 11, 1096 [BAG 28.10.2010 - 8 AZR 418/09] Rz 16 ff mwN; NZA 15, 1517 [BAG 21.05.2015 - 8 AZR 116/14] Rz 48 ff). Str ist, ob darüber hinaus (etwa in Analogie zu §§ 521, 599, 690) eine Haftungsbeschränkung auf grobe Fahrlässigkeit oder eigenübliche Sorgfalt in Betracht kommt. In der Lit werden Haftungsbeschränkungen bei Gefälligkeitshandeln zunehmend befürwortet (zB Larenz/Canaris § 83 VI 2a; Erman/Wilhelmi Vor § 823 Rz 28), jedoch nicht für Gefälligkeitsfahrten (hier aber ggf Anwendung des § 254, Erman/Wilhelmi aaO). Die Rspr hat sie bisher weitgehend abgelehnt (zB RGZ 145, 390, 394 ff; BGH NJW 92, 2474, 2475 [BGH 09.06.1992 - VI ZR 49/91]; MDR 16, 1018 [BGH 26.04.2016 - VI ZR 467/15] Rz 8 ff), lässt jedoch eine Ausnahme für Probefahrten mit einem Vorführwagen zu, insb wenn kein Versicherungsschutz bestand (BGH NJW 79, 643, 644; 80, 1681, 1682 f [BGH 18.12.1979 - VI ZR 52/78]; krit Erman/Wilhelmi aaO). Auch sonst ist häufig entscheidend, ob im konkreten Fall Versicherungsdeckung gegeben ist. Umfassend zur Diskussion Staud/J Hager Vorbem zu §§ 823 ff Rz 42 ff; generell erscheint eine Begrenzung solcher Haftungsbeschränkungen auf Ausnahmefälle, wie sie die Rspr vornimmt, sinnvoll. Die Anwendung einer Haftungsmilderung unter Ehegatten nach § 1359 wird in der Rspr bei Bestehen allgemeiner Sicherheitsstandards wie etwa im Straßenverkehr (BGHZ 53, 352, 355 f; 61, 101, 104 f; 63, 51, 57f), aber auch zB für einen Unfall beim Wasserskifahren (BGH NJW 09, 1875 Rz 10 ff) zu Recht abgelehnt.– Schließlich wird beim Handeln auf eigene Gefahr (zB Mitnahme im PKW, Sportausübung) die Möglichkeit von Haftungsbeschränkungen diskutiert (s nur BGH NJW-RR 06, 672 [BGH 07.02.2006 - VI ZR 20/05] Rz 11; 813 Rz 10 ff, beide mwN). Abgesehen davon, dass unter diesem Oberbegriff äußerst unterschiedliche Sachverhalte zusammengefasst werden (s nur die Bsp bei Soergel/Spickhoff Vor § 823 Rz 105 ff), lässt sich hier das Ziel einer Haftungsreduzierung auch auf anderen Wegen erreichen, etwa durch Annahme einer rechtfertigenden Einwilligung (erwogen zB in BGHZ 34, 355, 363; abl BGHZ 63, 140, 144; krit auch Soergel/Spickhoff Vor § 823 Rz 108; umfassend zur Sportausübung § 823 Rn 162 sowie Staud/J Hager Vorbem zu §§ 823 ff Rz 50 ff; Soergel/Spickhoff Vor § 823 Rz 108 ff; zur Selbstgefährdung beim Bergsteigen H Koziol/G Koziol RabelsZ 12, 540, 550 ff), über das Verbot des venire contra factum proprium (BGHZ 63, 140, 144f) oder über § 254 (zB BGHZ 34, 355, 363 f; Erman/Wilhelmi Vor § 823 Rz 29).