Rn 79
In der Insolvenz des Sicherungsgebers steht dem Sicherungsnehmer nur ein Absonderungsrecht zu (§§ 50, 51 Nr 1 InsO), das sich ggf in einem Ersatzabsonderungsrecht analog § 48 I InsO fortsetzt (BGH WM 09, 237 Rz 18; 10, 662 Tz 8, s dazu Flöther/Wehner NZI 10, 554 ff; Mitlehner ZIP 10, 1934 ff; BGH WM 15, 1468, Tz 15, 17 u 2246, Rz 9 f; Dresd WM 10, 212, 214). Gleiches gilt bei Übertragung des Vorbehaltseigentums durch den Vorbehaltsverkäufer an die den Käufer finanzierende Bank in dessen Insolvenz (BGH NJW 08, 1803 Rz 23 ff, dazu Jacoby JZ 08, 1053, Lux MDR 08, 895 ff, Smid WM 08, 2089 ff). Die Sicherungsabtretung des Anspruchs auf Rückgewähr einer Grundschuld mit weiter Sicherungszweckerklärung gibt nur dann ein Absonderungsrecht, wenn eine Revalutierung der Grundschuld ohne Zustimmung des Sicherungsnehmers nicht möglich ist (BGHZ 191, 277 Rz 13f). Das Sicherungsgut ist bis zur Veräußerung massezugehörig (BGHZ 147, 233, 239; BGH WM 03, 2458, 2460; 07, 1129, 1130, 1132, dazu Gundlach/Frenzel DZWiR 07, 458). Das Absonderungsrecht erstreckt sich auch auf nach Insolvenzeröffnung entstandene Zins- u Kostenansprüche (BGH NJW 08, 3064 Rz 8 ff; WM 08, 2225 Rz 6; Köln ZIP 07, 1614, 1615; KG EWiR 09, 469). Es erlischt, wenn der Drittschuldner in Unkenntnis der Abtretung an den Schuldner zahlt (§ 407 I, § 362 I; BGH WM 15, 2246 Rz 9; 10, 662 Rz 16; 07, 897 Rz 12; 06, 915, 916) sowie bei einem im Insolvenzeröffnungszeitpunkt beiderseits nicht vollständig erfüllten Vertrag mit der Erfüllungswahl des Verwalters (BGHZ 106, 236, 241 f, 1282; 116, 156, 159 f; 129, 336, 338 f; 135, 25, 26; NJW 06, 990, 991 [BGH 02.12.2005 - V ZR 35/05]).
Rn 80
Der Insolvenzverwalter kann das in seinem unmittel- o mittelbaren (BGHZ 166, 215 Rz 24; 189, 299 Rz 31; WM 15, 2273 Rz 20, 24; 07, 172 Rz 7; G. Fischer WM 07, 813, 818; Ganter ZInsO 07, 841, 846 f; Ch. Berger WM 09, 577, 583; aA) Besitz befindliche Sicherungsgut selbst freihändig verwerten (§ 166 I InsO). Bei insolventen Finanzierungsleasinggesellschaften gilt dies nicht, wenn der Leasinggegenstand mit der Überlassung an den Leasingnehmer dauerhaft aus dem Vermögen der Leasinggesellschaft ausgeschieden ist (BGH WM 18, 676 Rz 22 ff; s bereits Zahn ZIP 07, 365, 368 ff). Eine vom Schuldner sicherungshalber abgetretene Forderung kann der Insolvenzverwalter auch noch nach Offenlegung (BGH WM 11, 2293 f Rz 8; NJW 09, 2304 Rz 13; 02, 3475, 3476; aA Mitlehner ZIP 01, 677, 679 f; C. Becker DZWIR 10, 133, 134f) einziehen (§ 166 II InsO; BGH NJW 05, 2231, 2232; Hambg ZIP 08, 33, 34), aber auch dem Sicherungsnehmer die Verwertung überlassen (§ 170 II InsO). Das Verwertungsrecht des Insolvenzverwalters besteht grds nicht, wenn der absonderungsberechtigte Gläubiger selbst den unmittelbaren Besitz hat (BGHZ 189, 299 Rz 31; WM 18, 676 Rz 22; 15, 2273 Rz 24, 33, dazu u zur Verwertung besitzloser Rechte Bitter ZIP 15, 2249, 2251 ff). Sonst hat der absonderungsberechtigte Gläubiger an der Verwertung mitzuwirken, etwa die Zulassungsbescheinigung Teil II eines sicherungsübereigneten Kfz an den Insolvenzverwalter herauszugeben (Stuttg ZIP 12, 1519, 1520). Übernimmt der Sicherungsnehmer das Sicherungsgut nach § 168 III InsO, wird ein durch Weiterveräußerung erzielter Mehrerlös auf dessen Forderung nicht angerechnet (BGHZ 165, 28, 31; G. Fischer WM 07, 813, 817). Der Insolvenzverwalter muss den Sicherungsnehmer, der seine Bereitschaft zur Übernahme des Sicherungsguts erklärt hat, über ein verbessertes Angebot eines Dritten idR nicht erneut informieren (BGH WM 10, 1038 Rz 3). Das Gewinninteresse des Sicherungseigentümers durch Weiterveräußerung ist durch § 168 InsO nicht umfasst (Karlsr WM 09, 364, 365). Der insolvente Sicherungsgeber, der eine sicherungsübereignete Sache versteigern lässt, ist den Insolvenzgläubigern zum Ersatz des Schadens verpflichtet (BGH WM 14, 2175 Rz 6, 8 ff).
Rn 81
Das alleinige Verwertungsrecht des Insolvenzverwalters (dazu Szalai ZInsO 09, 1177 ff), das nicht im Voraus vertraglich ausgeschlossen werden kann (BGH WM 09, 814 Rz 3; Rostock ZIP 08, 1128, 1130), erstreckt sich nach § 166 II InsO auf alle (mehrfach) sicherungshalber abgetretenen Forderungen (BGHZ 166, 215, 218; BGH WM 02, 1797; 04, 39; 06, 241 Rz 9; 09, 1046 Rz 12 f, dazu Jahn NZI 09, 427; 09, 1048 Rz 15; LAG Ddorf ZInsO 16, 1804, 1807), nicht aber auf vom insolventen Gläubiger verpfändete Forderungen (BGH WM 02, 1797, 1798). Zur Pflicht einer Bank, den Zessionar bei Auszahlung des sicherungszedierten Guthabens an den Insolvenzverwalter zu informieren: Frankf ZIP 13, 160 f. Der Drittschuldner kann außer in den Fällen der §§ 407f nur noch an ihn leisten (BGH WM 09, 1046 Rz 15 ff; 09, 1048 Rz. 18; OLG Celle NZI 08, 434), aber nicht mehr nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens (BGH WM 11, 1178, Tz 13 ff). Den Erlös muss der Insolvenzverwalter bis zur Verwertungsreife analog § 191 I InsO zurückbehalten (BGH WM 09, 237 Rz 21). Der Sicherungsnehmer kann eine abgetretene Forderung trotz Insolvenz des Sicherungsgebers abtreten ...