1. Sicherungsgut.
Rn 19
Sicherungsgut können sein fremde bewegliche Sachen (§ 90), iRd § 138 auch unpfändbare (§§ 811, 812, 865 II ZPO; BGH WM 61, 243, 244), Sachgesamtheiten wie etwa Warenlager, Tiere (§ 90a; BGH NJW 96, 2654 [BGH 03.06.1996 - II ZR 166/95]), auch Zubehör (§ 97) sowie Scheinbestandteile (§ 95) (zu Windkraftanlagen Schlesw ZfIR 06, 62, 64; Flensburg WM 00, 2112; Nobbe/Fischer/Klindtworth § 930 Rz. 101 ff; BuB/Cartano Rz 4/309c (beide eingehend); Goecke/Gamon WM 00, 1309 ff; Ganter WM 02, 105 ff; ders WM 06, 1081, 1082 f; Peters WM 02, 110 ff; Diekamp ZBB 04, 10 ff; Witter ZfIR 05, 441 ff; Dinger/Goldner ZBB 09, 204 ff), Schiffe u Flugzeuge (Schölermann/Schmidt-Burgk WM 90, 1137, 1146f), Wertpapiere (vgl Saive/Esmer zur Verpfändung und Vollstreckung bei elektronischen Wertpapieren, NJW 22, 3038), zB Schecks (BGH NJW 07, 2324 Tz 11), Anwartschaftsrechte an beweglichen Sachen (Saarbr ZInsO 14, 1393, 1395; Hamm ZinsO 13, 1742, 1745) sowie Miteigentumsanteile, auch künftig entstehende Sachen mit deren Übergabe. Sicherungsübereignung eines Grundstücks ist möglich, aber unüblich.
2. Übereignung.
Rn 20
Die Sicherungsübereignung als abstraktes Verfügungsgeschäft erfolgt durch formfreie (BGH NJW 56, 1918) dingliche Einigung (§ 929 Rn 4–9) u Besitzverschaffung nach §§ 929 ff.
a) Einigung.
Rn 21
Die formfreie Einigung (§ 929 Rn 4–9) kann auf beiden Seiten mit Hilfe von Vertretern erfolgen.
aa) Bedingte Einigung.
Rn 22
Die Parteien können die Sicherungsübereignung durch Vereinbarung einer aufschiebenden u einer auflösenden Bedingung an den Bestand der gesicherten Forderung binden. Ob das gewollt ist, ist Auslegungsfrage (BGH NJW 86, 977 [BGH 21.11.1985 - VII ZR 305/84]). Eine aufschiebende Bedingung ist selten vereinbart (vgl BGH NJW 91, 353f). Bei Sicherung einer bestimmten Geldforderung kommt eine auflösende Bedingung zwar eher in Betracht als bei der einer Forderungsmehrheit (BGH NJW 84, 1184, 1186 [BGH 02.02.1984 - IX ZR 8/83]), ist aber in der Kreditwirtschaft völlig unüblich u auch sonst idR nicht vereinbart (BGH NJW 00, 957, 958 [BGH 02.12.1999 - IX ZR 412/98]; L/B/S/Haertlein 26. Kap Rz 9), so dass bei Erlöschen der gesicherten Forderung nur ein Rückgewähranspruch (Rn 58 ff) besteht.
bb) Bestimmtheitserfordernis.
Rn 23
Auch bei Sachgesamtheiten, insb Warenlagern mit wechselndem Bestand, muss die (antizipierte) Einigung nach § 929 1 dem sachenrechtlichen Bestimmtheitserfordernis (§ 929 Rn 5; Riggert NZI 09, 137; Bollwerk ZInsO 15, 2062) genügen (BGHZ 21, 52, 55). Das ist der Fall, wenn es für jeden, der die Parteiabreden in dem für den Eigentumsübergang vorgesehenen Zeitpunkt (BGH NJW 58, 945; WM 60, 1223, 1227) kennt, ohne Weiteres ersichtlich ist, welche individuell bestimmten Sachen übereignet sind (BGHZ 73, 253, 254; 84, 803, 804; WM 08, 1442 Rz 27; 07, 2351 Rz 15; 95, 1394, 1396; 88, 346, 347; NJW 91, 2144, 2146; 92, 1161; 94, 133, 134; 00, 2898; LG Bielefeld ZInsO 14, 612, 614; Gehrlein MDR 08, 1069, 1070; Bollwerk ZInsO 14, 2062, 2063). Nachträglich eintretende, außerhalb des Vertrags liegende Ereignisse ändern an der einmal gegebenen Bestimmtheit nichts (BGH WM 60, 1223, 1227; LG Bielefeld ZinsO 14, 612, 614 m zust Anm Knees). Bei Mantelsicherungsübereignung u Übersendung von Warenlisten wird das Bestimmtheitserfordernis erfüllt. Diesem ist nicht genügt, wenn sich bei Raumsicherungsübereignung in einem Raum auch nicht gekennzeichnete, im Eigentum Dritter stehende Sachen befinden (Ddorf WM 12, 1715, 1716). Bezugnahme auf Inventarverzeichnis außerhalb der Vertragsurkunde reicht (BGH WM 08, 1750 Rz 17f). Beweisschwierigkeiten hinsichtlich der erfassten Sachen berühren die Wirksamkeit nicht (BGHZ 73, 253, 255).
Rn 24
Bloße Bestimmbarkeit anhand außerhalb des Vertrages liegender Umstände, etwa Rechnungen, Warenbücher reicht nicht (BGH WM 08, 1442 Rz 27; NJW 95, 2348, 2350; 91, 2144, 2146; 86, 1985, 1986), ebenso wenig nachträgliche Markierung (Kobl ZIP 92, 420, 421) oder Bestimmbarkeit durch den Sicherungsgeber oder einen Lagerhalter (Frankf WM 94, 2151).
Rn 25
Es genügt die Übereignung aller vereinbarungsgemäß (nicht) in einem bestimmten, etwa in einer Zeichnung festgelegten Raum (dazu Riggert NZI 09, 137; Bollwerk ZInsO 15, 2062) oder sonst gesondert gelagerter Sachen auch bei wechselndem Bestand (BGH WM 08, 1442 Tz 27; NJW 00, 2898; 96, 2654; 94, 133, 134; 84, 803; WM 79, 300, 301; 60, 1223, 1226 f; LG Bielefeld ZinsO 14, 612, 614), die Sachen eines Inventarverzeichnisses (BGH WM 08, 1750 Rz 17f), des gesamten Inventars eines Hauses (BGH NJW 86, 1985, 1986) nur bei Übereignung an den Ehegatten (BGHZ 73, 253, 254 f; Gehrlein MDR 01, 911, 913), ebenso die aller vereinbarungsgemäß (nicht) markierten (BGH NJW 92, 1161, 1162; Bollwerk ZInsO 15, 2062, 2064) oder anhand besonderer Merkmale, zB Gattung, Typ, Größe oder Marke, konkret bezeichneten Sachen (BGH NJW 94, 133, 134 [BGH 04.10.1993 - II ZR 156/92]; 91, 2144, 2146 [BGH 18.04.1991 - IX ZR 149/90]). Auch Übereignung des gesamten Warenlagers mit schuldrechtlicher Verpflichtung zur Rückübereignung eines Teils genügt (BGH NJW 00, 2898). Unbestimmt bleib...