Prof. Dr. Markus Gehrlein
A. Einführung.
I. Rechtsnatur und Inhalt des Pfandrechts.
Rn 1
Das Pfandrecht an einer Sache ist ein beschränkt dingliches, streng akzessorisches Recht mit dem Inhalt, die Sache bei Pfandreife (§ 1228 II) zu verwerten u sich aus dem Erlös wegen der gesicherten Forderung zu befriedigen (§ 1204 I). Es ist in Entstehung (§ 1204 I), Fortbestand (§ 1252), Umfang (§ 1210) u Durchsetzbarkeit (§ 1211) von der gesicherten Forderung abhängig u kann ohne sie nicht übertragen werden (§ 1250 I u II).
Rn 2
Gg Beeinträchtigungen ist es zivilrechtlich (§ 1227; § 1007) u strafrechtlich (§ 289 StGB) geschützt. In der Zwangsvollstreckung gg den Pfandeigentümer kann der Pfandgläubiger abgesonderte Befriedigung (§ 805 ZPO) verlangen u unter den Voraussetzungen des § 771 ZPO Drittwiderspruchsklage erheben. In der Insolvenz des Eigentümers hat er gem §§ 166–173 InsO ein Absonderungsrecht (§ 50 I InsO; BGH WM 18, 248 Rz 7).
II. Arten des Pfandrechts.
Rn 3
Das geltende Recht kennt je nach Entstehungsform drei Arten von Pfandrechten: Das rechtsgeschäftlich bestellte (§§ 1204–1259), das gesetzliche u das Pfändungspfandrecht (§ 804 ZPO). Für gesetzliche Pfandrechte gelten die Vorschriften über das rechtsgeschäftlich bestellte Pfandrecht entspr (§ 1257). Zum Pfändungspfandrecht § 1257 Rn 9.
III. Wirtschaftliche Bedeutung.
Rn 4
Wirtschaftliche Bedeutung hat das gesetzliche, weniger das vertragliche Pfandrecht. Die Sicherungsübereignung (Rn 15 ff) hat das Pfandrecht weitgehend verdrängt. Praktische Bedeutung hat es im Kredit-, im Speditions- u im Pfandleihgewerbe (Rn 12).
IV. Entstehung, Untergang und Verwertung.
1. Entstehung.
Rn 5
Das rechtsgeschäftlich bestellte Pfandrecht entsteht durch formlosen abstrakten dinglichen Vertrag zwischen Gläubiger u Verpfänder sowie durch Besitzverschaffung (§§ 1205, 1206). Mit der Pfandbestellung entsteht zwischen Verpfänder u Pfandgläubiger ein gesetzliches Schuldverhältnis (§§ 1216–1219), das die Pflichten der Parteien regelt (RGZ 74, 151, 154; 101, 47, 49).
2. Untergang.
Rn 6
Das Pfandrecht erlischt mit Eintritt einer auflösenden Bedingung (§ 158 II), Fristablauf (§ 163), einwilligungsloser Schuldübernahme (§ 418 I), lastenfreiem Erwerb (§§ 936, 945, 949, 950 II, 955 ff, 973 I 2), rechtmäßiger Pfandveräußerung (§ 1242 II 1), gutgläubigem Erwerb bei unrechtmäßiger Pfandveräußerung (§ 1244), Abtretung der Forderung unter Ausschluss des Pfandrechts (§ 1250 II), Erlöschen der Forderung (§ 1252), Pfandrückgabe (§ 1253), Pfandaufhebung (§ 1255), Vereinigung von Pfandrecht u Eigentum (§ 1256) sowie mit Untergang oder dauernder Wertlosigkeit (RGZ 96, 184, 185) der Pfandsache.
3. Verwertung.
Rn 7
Der Gläubiger kann das Pfand nach seiner Wahl durch Verkauf nach §§ 1234–1240 (§ 1233 I), bei einem Duldungstitel auch durch gerichtlichen Pfandverkauf nach der ZPO (§ 1233 II), bei einem Zahlungstitel durch Vollstreckung in die Pfandsache nach der ZPO verwerten; eine Klage des Eigentümers der Pfandsache aus § 771 ZPO ist unbegründet (RGZ 143, 275, 277).
V. Beteiligte.
Rn 8
An einer Verpfändung können außer Hilfskräften maximal vier Personen beteiligt sein. Dem Pfandgläubiger als Inhaber der Forderung u des Pfandrechts stehen der Verpfänder, der Schuldner u der Eigentümer der Pfandsache ggü. Partner des Pfandvertrages mit dem Pfandgläubiger ist der Verpfänder, der mit dem Schuldner und/oder Eigentümer nicht identisch sein muss; eine Verpfändung durch einen Nichteigentümer kommt nach §§ 185u 1207 in Betracht. Partner des schuldrechtlichen Sicherungsvertrages mit dem Gläubiger können der Schuldner oder der Eigentümer sein.
VI. Sonderregelungen.
1. Schiffe und Luftfahrzeuge.
Rn 9
Die Verpfändung im Schiffsregister eingetragener Schiffe u Schiffsbauwerke erfolgt nach §§ 8, 76, 81a des G über Rechte an eingetragenen Schiffen u Schiffsbauwerken v 15.11.40 (RGBl I 1499, zuletzt geändert am 21.1.13 BGBl I 91) ähnl wie bei Immobilien (BGHZ 26, 225, 228) durch Bestellung einer Schiffshypothek, einer Sicherungshypothek, u Eintragung im Register (dazu Staud/Nöll § 8 SchiffsRG Rz 1 ff; Rabe, Seehandelsrecht, 4. Aufl., vor §§ 476 HGB Rz 23 ff; Prause, Das Recht des Schiffskredits, 3. Aufl.; Krohn, Die Pfandrechte an registrierten Schiffen, 2004, 19 ff), die in der Luftfahrzeugrolle eingetragener Luftfahrzeuge nach §§ 1, 5, 6, 9 LuftFzgG v 26.2.59 (BGBl 57), zuletzt geändert durch Art 15 Abs 19 G v 4.5.21 (BGBl I 882), durch Bestellung eines der Schiffshypothek nachgebildeten streng akzessorischen Registerpfandrechts u Eintragung im Register (Braunschw NJW-RR 05, 1099 [OLG Braunschweig 03.02.2005 - 2 W 264/04]; Rehm NJW 59, 709; Schmidt-Räntsch DB 59, 563; Wendt MDR 63, 448; Schwenk BB 66, 477; Haupt NJW 74, 1457; v. Kistowsky ZLW 89, 214; Schölermann/Schmid-Burgh WM 1990, 1137; Dobberahn RhNotK 98, 145; Melzer/Haslach ZLW 03, 582; Reuleaux/Herick ZLW 04, 558; Schmalenbach/Sester WM 05, 301; Schladebach/Kraft BKR 12, 270; Grädler/Zintl RdTW 14, 261), die nicht eingetragener Schiffe u Luftfahrzeuge nach §§ 1204 ff. Ersatzteile für Flugzeuge werden vom Registerpfandrecht nur erfasst, wenn u soweit es bei der Bestellung hierauf erweitert wird (§§ 68, 71 I 1 LuftFzRG; Reuleaux ZBB 05, 354 zu Triebwerken).
2. Landwirtschaftliches Inventar.
Rn 10
Nach §§ 1, 2, 3 Pachtkreditgesetz (PKrG) v 5.8.51 (BGBl 494, zuletzt geändert am 8.11.85 BGBl I 206...