Prof. Dr. Juliana Mörsdorf
Rn 6
Erfasst ist die Form von Verträgen, auch familienrechtlicher Art (vgl zB BGH NJW 20, 2024 [BGH 18.03.2020 - XII ZB 380/19] zu Brautgabeversprechen; BGH NJW-RR 11, 1225 [BGH 13.07.2011 - XII ZR 48/09], m Anm Mörsdorf-Schulte LMK 11, 322656 zur Güterstandsvereinbarung; VG Würzburg BeckRS 22, 8191, Jena FamRZ 20, 1461, München StAZ 20, 177, Mörsdorf-Schulte NJW 07, 1331 zu Eheschließung im Ausland – zu Eheschließung im Inland s.o. Rn 3), einseitigen Rechtsgeschäften und geschäftsähnlichen Handlungen (Erman/Hohloch Rz 11; Looschelders Rz 113), also zB auch von Mahnungen, Vaterschaftsanerkenntnissen (BGH NJW 75, 1069; AG Karlsruhe DAVorm 90, 391) und Einwilligungen, etwa zur Adoption (KG FamRZ 93, 1363) oder zur heterologen Insemination (BeckOK/Mäsch Rz 17; aA österr OGH JBl 96, 717). Rechtswahlverträge sollen nach einer Ansicht (BeckOK/Mäsch Rz 18) – wegen ex Art 27 IV außer bei Wahl des Schuldvertragsstatuts – nicht unter Art 11 fallen; das kann auf sich beruhen, soweit das Kollisionsrecht selbst Angaben zur Form macht (Art 10 II 2, III 2, 14 IV, 15 III).
Rn 7
Ausnahmen. Bestimmte Rechtsgeschäfte sind letztlich dem Anwendungsbereich des Art 11 entzogen. So sind dingliche Verfügungen nach IV von der Anknüpfung an den Vornahmeort ausgenommen, werden also ausschl vom Geschäftsstatut erfasst. IV betrifft bewegliches und unbewegliches Vermögen, umfasst aber nicht die Erteilung einer diesbezüglichen Abschlussvollmacht (München IPRax 90, 322 [OLG München 10.03.1988 - 24 U 474/87]; Stuttg MDR 81, 495) und auch nicht analog die Übertragung eines Erbteils (Erman/Hohloch Rz 35; aA Ludwig NJW 83, 495). Da das internationale Gesellschaftsrecht im EGBGB noch nicht geregelt ist, ist umstr, ob und inwieweit IV analog gilt. Die in der Rspr überwiegende Ansicht unterstellt auch gesellschaftsrechtliche Vorgänge uneingeschränkt dem Art 11 (München RIW 98, 147; Köln RIW 89, 565; Ddorf RIW 89, 223; Frankf WM 81, 946; Stuttg IPRspr 81 Nr 10a; BayObLG IPRspr 77 Nr 7b), ein Teil der Rspr und die Lit lehnen die Ortsform und damit die Sonderanknüpfung des Art 11 überhaupt ab (Karlsr RIW 79, 567; Hamm IPRspr 74 Nr 11; LG Kiel BB 98, 120 [LG Kiel 25.04.1997 - 3 T 143/97]; Staud/Großfeld IntGesR [1998] Rz 67, 492 ff; Ebenroth/Wilken JZ 91, 1064 f; Geimer DNotZ 81, 407f), eine vermittelnde Ansicht versagt die Ortsform nur denjenigen Geschäften, die, wie etwa Gründung, Satzungsänderung oder Umwandlung, die Verfassung und den Status der Gesellschaft betreffen und daher mit dem Gesellschaftsstatut besonders eng verzahnt sind (Kropholler § 41 III 7; Kröll ZGR 00, 121 f; Goette Boujong-FS [96], 135 ff; Schervier NJW 92, 593 ff; Hachenburg/Behrens GmbHG I Einl Rz 162). Von Art 11 erfasst, aber zusätzlich den Eingriffsnormen des Belegenheitsstatuts unterworfen, sind schuldrechtliche Verträge über Grundstücke (IV aF/Art 11 ROM I, s.u. Rn 16).