Gesetzestext
A. Unterhaltsstatut.
Rn 1
Art 18 EGBGB ist zum 18.6.11 aufgehoben worden (Art 12 G v 23.5.11, BGBl 11 I 898). Nunmehr kommen gem Art 3 Nr 1 lit c u Nr 2 nur noch europäisches Verordnungsrecht u völkerrechtliche Vereinbarungen zur Anwendung (Überblick Finger FuR 20, 515 ff). Das Haager Protokoll über das auf Unterhaltspflichten anzuwendende Recht von 2007 (HaagUntProt) ist seit 1.8.13 in Kraft, für die EU-Staaten seit 1.8.14. Es wird in der EU jedoch bereits ab 18.6.11 angewendet (s IPR-Anh 8 Vor HaagUntProt Rn 1).
Rn 2
Mit einer größeren Zahl von Staaten war für Deutschland am 1.4.87 das Haager Übereinkommen über das auf Unterhaltspflichten anzuwendende Recht vom 2.10.73 (HUÜ) in Kraft getreten. Die in diesem Üb geregelten Anknüpfungspunkte waren inhaltlich identisch mit der innerstaatlichen Regelung, die am 1.9.86 mit der Neufassung von Art 18 EGBGB in Kraft getreten war. Das Üb wurde ersetzt durch das HaagUntProt (s IPR-Anh 8 Art 18 HaagUntProt Rn 1). Es hat noch Bedeutung für Albanien, Japan, die Schweiz u die Türkei.
Rn 3
Das Haager Übereinkommen über das auf Unterhaltsverpflichtungen ggü Kindern anzuwendende Recht vom 24.10.56 (HKUÜ) gilt im Verhältnis zu China (Macau) u Liechtenstein bzgl des Unterhalts für noch nicht 21-jährige Kinder (s IPR-Anh 8 Art 18 HaagUntProt Rn 2). – Zum Verhältnis zum Iran (s IPR-Anh 8 Art 19 HaagUntProt Rn 1).
B. Verfahrensrecht.
Rn 4
Das Haager Übereinkommen zur internationalen Durchsetzung von Kindesunterhalt u anderen familienrechtlichen Unterhaltsansprüchen von 2007 ist für die EU-Staaten am 1.8.14 in Kraft getreten (s IPR-Anh 8 Vor HaagUntProt Rn 3). Die EU-Verordnung Nr 4/2009 vom 18.12.08 über die Zuständigkeit, das anwendbare Recht, die Anerkennung u Vollstreckung von Entscheidungen u die Zusammenarbeit in Unterhaltssachen (EuUntVO) findet ab 18.6.11 Anwendung (s IPR-Anh 7 Art 76 EuUntVO Rn 1). Die VO regelt neben der internationalen Zuständigkeit auch das anwendbare Recht. Für letzteres wird allerdings für die daran gebundenen Mitgliedstaaten nur auf das Haager Protokoll verwiesen, Art 15; dazu Rauscher/Andrae EG-UntVO Art 15 Rz 13 ff. – Weitere Verfahrensfragen sind im Auslandsunterhaltsgesetz (AUG) geregelt (Andrae NJW 11, 2545; Heger/Selg FamRZ 11, 1101; Hess/Spancken FPR 13, 27; Hilbig-Lugani FamRBInt 13, 74).
Rn 5
Die Regelung der internationalen Zuständigkeit für Unterhaltsverfahren – unabhängig davon, ob das Verfahren als Folgesache oder isoliert betrieben wird –, einschl von Verfahren zur einstweiligen Anordnung (§ 49 FamFG) sowie des Vereinfachten Verfahrens nach §§ 249 ff FamFG ergibt sich aus dem Unionsrecht u Staatsverträgen sowie nachrangig aus dem nationalen Recht. Einschlägige Rechtsgrundlagen sind seit 18.6.11 die EuUntVO – Art 3–8 (iVm §§ 25 ff AUG; dazu IPR-Anh 7 Vor EuUntVO Rn 4 ff), LugÜ – Art 2 u 5, – deutsches Recht. Dies verlangt für jedes Unterhaltsverfahren die vorrangige Prüfung, ob das konkrete Verfahren in den Anwendungsbereich der EuUntVO fällt. Ist das nicht der Fall, so kommt das LugÜ in Betracht. Nur wenn auch dessen Anwendungsbereich nicht greift, ist auf das autonome Recht zurückzugreifen (Riegner FPR 13, 4 ff). S § 98 II FamFG (Folgesachen); iÜ gilt § 105 FamFG (Althammer IPRax 09, 382; Hau FamRZ 09, 822f).
Rn 6
Die Anerkennung ausl Unterhaltstitel erfolgt in der EU ab 18.6.11 nach der EuUntVO (iVm §§ 30 ff AUG; dazu IPR-Anh 7 Vor EuUntVO Rn 9 ff). IÜ kann sie unter den Vertragsstaaten nach dem Haager Unterhaltsübereinkommen von 2007 (ABl EU 2011 L 192/51) sowie in Altfällen nach dem HUVollstrÜ 1973 (BGBl 86 II S 826) erfolgen. Früher konnte die Anerkennung wahlweise auch auf die EuGVO (Brandbg FamRZ 08, 1758), davor das EuGVÜ (für Altfälle) u das LugÜ (insb für Altfälle) gestützt werden. Darüber hinaus kommen weitere völkerrechtliche Vereinbarungen in Betracht. Nach nationalem Recht gilt § 108 FamFG.