Rn 25
Die internationale Zuständigkeit richtet sich mangels vorgehender supranationaler Regelungen nach § 100 iVm § 160 FamFG. Danach reicht es aus, wenn eine der Parteien – auch – Deutscher ist (Nr 1) oder ihren gewöhnl Aufenthalt im Inland hat (Nr 2).
Rn 26
Teilw wird unter Berufung auf den Anwendungsvorrang des Unionsrechts angenommen, dass eine ausl Eintragung der Elternschaft anzuerkennen ist u der Anknüpfung nach Art 19 vorgeht (dazu Nordmeier StAZ 11, 129. – Vgl auch Helms StAZ 12, 2, 7). Dementsprechend wäre eine in Frankreich erfolgte Vaterschaftsanerkennung eines Kindes ohne weiteres in ein deutsches Geburtenregister einzutragen (KG NJW 11, 535; abl Mansel/Thorn/Wagner IPRax 11, 1, 7 ff); vgl Art 3 Rn 20, Art 10 Rn 1.
Rn 27
Für die Anerkennung einer ausl Feststellungsentscheidung bestehen bilaterale Abk mit Belgien (Abk vom 30.6.58 BGBl II 1959, II 766); Griechenland (Vertrag vom 4.11.61; BGBl II 1963, II 110); Italien (Abk vom 9.3.36 RGBl II 1937, II 145); der Schweiz (Abk vom 2.11.29 RGBl II 1930, II 1066) u Spanien (Vertrag vom 14.11.83 (BGBl II 1987, II). Diese enthalten übereinstimmend die grds Anerkennungspflicht mit jeweils unterschiedlichen Einschränkungen (Im jeweiligen Abk mit: Belgien Art 3, Griechenland Art 2, Italien Art 3 u 4, Schweiz Art 3, Spanien Art 7). Soweit solche Einschränkungen weiter gehen als das autonome Anerkennungsrecht, kann auf Letzteres zurückgegriffen werden, wenn dieses sich im Vergleich zum Abkommensrecht nach Lage des Falles als anerkennungsfreundlicher erweist (BGH FamRZ 87, 580). IÜ gelten für die Anerkennung §§ 108, 109 FamFG (vgl Hamm FamRZ 04, 102). Eine Verbürgung der Gegenseitigkeit ist in Kindschaftssachen nicht notwendig (vgl § 109 IV, 112 FamFG). Förmliche Anerkennung nach § 108 II FamFG ist möglich (Klinck FamRZ 09, 746).
Rn 27a
Eine ausl Entscheidung, die nach einer Leihmutterschaft die rechtliche Elternschaft zu dem Kind den Wunscheltern zuweist, ist anerkennungsfähig (KG FamRZ 17, 1693 Anm Coester-Waltjen; Helms IPRax 23, 232, 235 ff.– Zur standesamtlichen Prüfung Wall StAZ 21, 294 ff). Darin liegt kein Verstoß gegen den ordre public, wenn ein Wunschelternteil (der Vater) – im Unterschied zur Leihmutter – mit dem Kind genetisch verwandt ist (BGH IPRax 15, 261 Aufs Henrich, 229 = NJW 15, 479 m zust Anm Heiderhoff; FamRZ 18, 1846 m zust Anm Reuß; Hamm StAZ 20, 176; Duden StAZ 17, 225 ff; aA Braunschw FamRZ 17, 972 m Anm Hösel [vgl auch Berner JZ 21, 1147, 1152 f]). Die genetischen Eltern können in das deutsche Geburtenregister eingetragen werden (AG Konstanz FamRZ 16, 248 – ebenso für nicht genetischen Vater, KG FamRZ 20, 607 Anm v Bary; Duden StAZ 18, 137, 141 f; Berkl StAZ 20, 258, 262f). Bei nicht genetischen Wunscheltern ist eine Anerkennung einer dem Kindeswohl entsprechenden Leihmutterentscheidung möglich (AG Sinsheim NJW 23, 2891 zust Anm Behrentin = FamRZ 23, 1122 zust Anm Helms).
Rn 27b
Die Eintragung der biologischen Eltern im ukrainischen Geburtenregister stellt aber ebenso wie eine aufgrund dessen ausgestellte Geburtsurkunde keine anerkennungsfähige Entscheidung iSv § 108 I FamFG dar (BGH NJW 19, 1608 m Anm v Bary FamRZ 19, 890; Gomille StAZ 17, 321 ff; aA Celle NZFam 17, 658 zust Anm Biermann = FamRZ 17, 1496 zust Anm Unger). Für Nichtanerkennung auch Celle FamRZ 23, 1126 (Georgien). Eine Anerkennung ist auch möglich für Wunscheltern einer Lebenspartnerschaft (Ddorf NJW 15, 3382 [OLG Düsseldorf 07.04.2015 - II-1 UF 258/13]; Grünenwald StAZ 15, 217, 218 ff). Vgl auch Engel StAZ 14, 353 ff; Mayer RabelsZ 14, 551 ff; Löhnig NZFam 17, 1085 ff, zur Mitmutter Frie FamRZ 15, 889 ff. Die Anerkennung einer Geburtsurkunde mit zwei Müttern aus einem EU-Staat wie Spanien darf einem Kind nach Unionsrecht (Art 21 I AEUV) nicht verweigert werden (EuGH C-490/20, Pancharevo, FamRZ 22, 281 mAnm Flindt = NJW 22, 675 mAnm Reuß u Aufs Kohler IPRax 22, 226 ff = ECLI:EU:C:2021:1008; C-2/21, Rzecznik Praw Obywatelskich, StAZ 22, 340 [LS] mAnm Flindt = ECLI:EU:C:2022:502; Ryšánková StAZ 22, 72; Wall StAZ 22, 118). – Zu unionsrechtl Regelungsvorhaben s oben Rn 1. Zu einem unionsrechtlichen Anerkennungsprinzip Helms IPRax 23, 232, 237 f; Rieländer NZFam 23, 1057, 1063.