Prof. Dr. Juliana Mörsdorf
I. Anknüpfungsgegenstand.
Rn 2b
Der Anknüpfungsgegenstand umfasste neben der ausdrücklichen Vollmacht auch die Duldungs- oder Anscheinsvollmacht (BGHZ 43, 21; Köln NJW-RR 96, 411; AG Alsfeld NJW-RR 96, 120) und die generelle Einziehungsermächtigung (Kegel/Schurig § 17 V 2a). Einzelermächtigungen wurden dagegen kollisionsrechtlich wie Abtretungen behandelt (BGHZ 125, 196; NJW-RR 90, 250), dazu ex Art 33 bzw 14 ROM I.
Rn 2c
Das Vollmachtstatut bestimmte über Voraussetzungen und Wirkungen einer Vollmacht (BGH NJW 82, 2733 [BGH 13.05.1982 - III ZR 1/80]; München WM 69, 731). Im einzelnen ging es um die Erlaubnis zum Selbstkontrahieren (§ 181 BGB) (BGH NJW 92, 618 [BGH 08.10.1991 - XI ZR 64/90]; Ddorf IPRax 96, 425 m Aufs Kronke), um die Haftung des Vertreters ohne Vertretungsmacht (Hambg VersR 87, 1216; Kegel/Schurig § 17 V 2c; Looschelders Anh Art 12 Rz 14; Staud/Magnus Einl Art 27–37 Rz A 54; Soergel/Lüderitz Anh Art 10 Rz 105; aA v Bar II Rz 593: Geschäftsstatut) nicht aber darum, ob, wie und unter welchen Voraussetzungen das vom Vertreter ohne Vertretungsmacht geschlossene Geschäft genehmigungsfähig ist; insoweit gilt das Geschäftsstatut (BGHZ 128, 48; NJW 92, 619; Erman/Hohloch Anh I zu Art 12 Rz 10; Soergel/Lüderitz Anh Art 10 Rz 103; aA Looschelders Rz 14; Staud/Magnus 13. Aufl Einl Art 27–37 Rz 57; Kropholler § 41 I 3). Abzugrenzen ist ferner ggü dem Innenverhältnis zwischen Vertreter und Vertretenem, das dem Statut des zugrunde liegenden Rechtsgeschäfts (Auftrag, Arbeitsvertrag) unterliegt (Kegel/Schurig § 17 V 2d). Die kollisionsrechtliche Trennung von Vertretergeschäft, Innenverhältnis und Vollmacht, die jeweils unabhängig voneinander angeknüpft werden, ist etwa auch in Bezug auf die Anknüpfung der Form des betreffenden Rechtsgeschäfts zu beachten; das führt zB dazu, dass Art 11 V ROM I und Art 11 IV niemals auf die Stellvertretung anwendbar sind (BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 44).
II. Anknüpfungspunkt.
Rn 2d
Das Vollmachtstatut war nach hM zunächst ein hierfür gewähltes Recht. Zulässig war die Rechtswahl, wenn auch das vom Vertreter abgeschlossene Geschäft der Rechtswahl zugänglich war (BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 100; Soergel/Lüderitz Anh Art 10 Rz 101; Kropholler § 41 I 2e). Wahlberechtigt war der Vertretene, doch müssen Vertreter und Dritter zustimmen, was konkludent geschieht, wenn sie in Kenntnis der Wahl den Vertrag schließen (Looschelders Anh Art 12 Rz 12; BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 100; Staud/Magnus 13. Aufl Einl Art 27–37 Rz A 12; diff Fischer IPRax 05, 272). Die Wirksamkeit der Rechtswahl richtete sich entspr Art 3 V, 10 ROM I nach dem gewählten Recht (BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 102).
Rn 2e
Bei Fehlen einer Rechtswahl wurde aus Gründen des Verkehrsschutzes herrschend an den Ort angeknüpft, an dem von der Vollmacht bestimmungsgemäß Gebrauch gemacht werden soll (BGH NJW 04, 1316; BGHZ 128, 47; 64, 192; NJW 90, 3088). Bestimmungsgemäßer Gebrauchsort ist dabei der Ort, an dem der Vertreter seine Willenserklärung ggü dem Dritten abgeben bzw dessen Willenserklärung empfangen soll (Saarbr IPRspr 68/69 Nr 19a; BeckOK/Mäsch Anh Art 10, Rz 107; Staud/Magnus 13. Aufl Einl 27–37 Rz A 20). Dadurch ist auch der Vertretene hinreichend geschützt, sodass eine Anknüpfung an dessen gewöhnlichen Aufenthalt nicht erforderlich ist (so aber Kegel/Schurig § 17 V 2a; Dorsel MittRhNotK 97, 6, 9). Hält der Vertreter sich ohne Wissen des Dritten (Kegel/Schurig § 17 V 2a; Looschelders Anh Art 12 Rz 6; BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 106) nicht an die Bestimmung oder geht es um eine Rechtsscheinsvollmacht, so ist stattdessen an den Ort des tatsächlichen Gebrauchs (BGH MDR 68, 486; BGHZ 43, 27, Hambg NJW-RR 09, 1718; Kegel/Schurig § 17 V 2a) als dem Ort der Entstehung und Auswirkung des Rechtsscheins (BGH NJW 07, 1530 [BGH 05.02.2007 - II ZR 84/05] m Aufs Kindler 1785) anknüpfen. Im Falle der Rechtsscheinsvollmachten dürfte der Schutz des Vertretenen aber eine Analogie zu Art 10 II ROM I nahelegen, wonach er sich darauf berufen kann, dass nach dem am Ort seines gewöhnlichen Aufenthalts geltenden Recht die Voraussetzungen einer Rechtsscheinsvollmacht fehlen (BeckOK/Mäsch Anh Art 10 Rz 118; Soergel/Lüderitz Anh Art 10 Rz 107; Fischer IPRax 89, 216; aA Looschelders Anh Art 12 Rz 8; Erman/Hohloch Anh I zu Art 12 Rz 10; Staud/Magnus 13. Aufl Einl zu Art 27–37 Rz A 36).
Rn 2f
Für drei Fälle galten hiervon uU abw Anknüpfungen: Bei Vertretern mit eigener geschäftlicher Niederlassung wird an deren Ort angeknüpft, es sei denn, dieser war für den Dritten nicht als Handlungsort erkennbar (BGH NJW 90, 3088), bei Schiffskapitänen an die Flagge, selbst wenn es sich um eine sog Billigflagge handelt (Kegel/Schurig § 17 V 2b), für dingliche (nicht schuldrechtliche, BGH NJW-RR 90, 250 [BGH 29.09.1989 - V ZR 198/87]) Rechtsgeschäfte über unbewegliche Sachen an deren Belegenheitsort (BGH NJW 63, 47 [BGH 03.10.1962 - V ZR 212/60]; RGZ 149, 94; München IPRax 90, 320 [OLG München 10.03.1988 - 24 U 474/87] m Aufs Spellenberg 295).
III. Geltung der allg Regeln.
Rn 2g
Da eine Gesamtverweisung dem in erster Linie dem Verkehrsschutz verpf...