Rn 1
Vorrangige völkerrechtliche Vereinbarung ist das deutsch-iranische Niederlassungsabkommen vom 17.2.29 (RGBl 1930 II 1006; BGBl 55 II S 829). Nach dessen Art 8 III erfolgt die Anknüpfung des Güterrechtsstatuts, soweit beide Eheleute iranische Staatsangehörige sind, an die gemeinsame iranische Staatsangehörigkeit (Frankf FamRZ 24, 268 [Morgengabe]). – Seit 29.1.19 wird angewendet die EU VO 2016/1103 vom 24.6.16 zur Durchführung der Verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der Zuständigkeit, des anzuwendenden Rechts und der Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Fragen des ehelichen Güterstands (EuGüVO; ABl EU 16 L 183/1; s IPR-Anh 5). Art 15 aF ist aufgehoben worden (Art 2 Nr 5 IntGüRVGEG; BGBl 18 I 2573; dazu RegE BTDrs 19/4852 S 37; Kohler/Pintens FamRZ 18, 1369, 1371; Finger FuR 19, 26 ff; Kemper FamRB 19, 32 ff; Mankowski NJW 19, 465). Haben aber die Ehegatten die Ehe vor dem 29.1.19 geschlossen u ab diesem Zeitpunkt keine Rechtswahl nach der EuGüVO getroffen, so findet die VO keine Anwendung. Vielmehr sind die Art 3a, 15, 16, 17a sowie 17b IV EGBGB in ihrer bis einschließlich 28.1.19 geltenden Fassung weiter anzuwenden (Art 229 § 47 II Nr 2 EGBGB; dazu RegE BTDrs 19/4852 S 40), s Art 15 Rn 38.
Rn 2
Der deutsch-französische Güterstand der Wahl-Zugewinngemeinschaft (vgl § 1519) aufgrund des Abk vom 4.2.10 (BGBl. 12 II S 178, 180. – Denkschr in BRDrs 67/11) gilt seit 1.5.13 (Bek v 22.4.13, BGBl. 13 II S 431). Er kommt nur zum Zuge, wenn deutsches oder frz Sachrecht anwendbar ist (dazu Jäger DNotZ 10, 804; Klippstein FPR 10, 510; Meyer FamRZ 10, 612; Schaal ZNotP 10, 162; Steer notar 10, 119; Süß ZErb 10, 281; Martiny ZEuP 11, 577; Stürner JZ 11, 545; Braun MittBayNot 12, 89; Dethloff RabelsZ 76 [2012] 509; Heinemann FamRB 12, 129; Lerch/Lerch/Junkov FuR 12, 639; Jünemann ZEV 13, 353; Hoischen RNotZ 15, 317; Boving ZErb 19, 225).
Rn 3
Gegenständlich betrifft Art 15 aF die güterrechtlichen Wirkungen der Ehe. Früher wurde zT eine analoge Anwendung auf nichteheliche Lebensgemeinschaften befürwortet (so Schaal ZNotP 09, 290, 295 f; Buschbaum RNotZ 10, 73, 157; vgl oben Art 13 Rn 23). Heute wird bei fehlender Rechtswahl zT auf den gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt abgestellt (Andrae IntFamR § 6 Rz 34). Für die registrierte Lebenspartnerschaft und die gleichgeschlechtliche Ehe gilt Art 17b I. Der Begriff ›güterrechtlich‹ ist aus deutscher Sicht zu qualifizieren. Bei nicht deckungsgleichem ausl Recht ist darauf abzustellen, ob das fremde Rechtsinstitut dem inländischen, die Vermögensbeziehungen der Ehegatten erfassenden Güterrechtsstatut funktionsadäquat erscheint. Die Vorschrift gilt daher für alle Fragen des alleinigen oder gemeinsamen Vermögenserwerbs, der Unterscheidung und Zuordnung von Vermögensmassen, der Verwaltung und Nutznießung bzgl aller oder einzelner Vermögensgegenstände, für Verfügungsbeschränkungen auf Grund des Güterstands (zB §§ 1365, 1369 BGB; KG FamRZ 23, 1951; MüKo/Looschelders Rz 35; türk Errungenschaftsbeteiligung, Süß FamRZ 23, 1471, 1473), die Haftung für vermögensrechtliche Maßnahmen des anderen Ehegatten sowie Auseinandersetzung und Ausgleich, insb bei Trennung und Scheidung. Dies gilt auch für die Verjährung von Ausgleichsansprüchen (Frankf FamRZ 22, 431 AnmB. Lorenz, Anm Mankowski NZFam 21, 612). Ebenso für güterrechtl Schenkungsverbot (Frankf FamRZ 13, 1490 m Aufs Nordmeier IPRax 14, 411 [Portugal]). Die Ausgleichszwecken dienende Ehegatteninnengesellschaft des deutschen Rechts ist vertragsrechtlich qualifiziert, aber dann akzessorisch an das Güterrechtsstatut (dafür allg Christandl FamRZ 12, 1692) angeknüpft worden (BGH NZFam 15, 783 Anm Mankowski = FamRZ 15, 1379 abl Anm Christiandl u mit Aufs Wedemann IPRax 16, 252, C Mayer IPRax 16, 353). Art 15 gilt auch für die Zulässigkeit von Eheverträgen, deren Form sich allerdings nach Art 11 richtet (BGH FamRZ 11, 1495 Anm Wachter/Henrich = IPRax 12, 356 Aufs Helms, 324: Erklärung bei Eheschließung; Köln FGPrax 17, 219 [OLG Köln 03.07.2017 - 2 Wx 132/17; 2 Wx 134/17]). Art 15 umfasst auch damit zusammenhängende Ansprüche auf Auskunft und Rechnungslegung (Köln NJW-RR 01, 865; AG Nürtingen FamRZ 14, 1295). Nicht hierunter fällt die Zuweisung von Ehewohnung und Haushaltsgegenständen (dazu Art 17a Rn 1 ff). Zur Qualifikation der Braut- bzw Morgengabe islamischen Rechts (mahr) s Art 14 Rn 8. Zum Zugewinnausgleich im Todesfall s IPR-Anh 11 Art 1 EuErbVO Rn 6.
Rn 4
Für das Güterrechtsstatut gilt, wie sich aus der Bezugnahme auf den Zeitpunkt der Eheschließung in I ergibt, der Grundsatz der Unwandelbarkeit. Später eintretende Änderungen in den persönlichen Verhältnissen der Ehegatten berühren das mit der Eheschließung begründete Güterrechtsstatut grds nicht, die einmal berufene Rechtsordnung bleibt maßgebend. Dies gilt auch, soweit auf das Ehewirkungsstatut abgestellt wird (krit Anm Looschelders zu Ddorf FamRZ 18, 1783). Davon gibt es allerdings bestimmte Ausnahmen. Eine nach Art 14 II, III mögliche Rechtswahl des Ehewirkungsstatuts, die...