Entscheidungsstichwort (Thema)

Glaubhaftmachung nach § 286 Abs 5 SGB 6. Glaubhaftmachung einer Beschäftigung. Glaubhaftmachung der Beitragszahlung

 

Orientierungssatz

Einen Rechtssatz, wonach eine nachgewiesene Beschäftigung die Entrichtung von Beiträgen glaubhaft werden lässt, gibt es nicht (vgl BSG vom 17.12.1986 - 11a RA 59/85 = SozR 5745 § 1 Nr 2).

 

Nachgehend

BSG (Beschluss vom 20.04.2020; Aktenzeichen B 13 R 13/19 B)

 

Tenor

1. Unter Aufhebung des Bescheides vom 23.07.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 10.09.2015 und des Bescheides vom 08.03.2005 wird die Beklagte über das Teilanerkenntnis hinausgehend verurteilt, auch die Beschäftigungszeiten vom 01.06.1969 - 02.11.1971 und 11.12.1971 bis 30.06.1972 als Pflichtbeitragszeit anzuerkennen.

2. Die Beklagte hat dem Kläger seine notwendigen außergerichtlichen Kosten zu erstatten.

 

Tatbestand

Nach angenommenem Teilanerkenntnis bezüglich des Zeitraumes 03.11. bis 10.12.1971 steht jetzt noch die Berücksichtigung von Pflichtbeitragszeiten im Zeitraum 01.07.1969 - 30.06.1972 im Streit.

Mit Bescheid vom 16.05.2008 gewährte die Beklagte dem Kläger Regelaltersrente ab dem 01.09.2008 in Höhe von anfangs 1.064,34 EUR.

Am 07.04.2015 beantragte der Kläger Überprüfung des Rentenbescheides und legte hierzu eine Bescheinigung des C. vom 02.04.2015 vor, in der bestätigt wurde, dass der Kläger in der Zeit vom 01.07.1969 bis 30.06.1972 für den C. als Torwart tätig gewesen sei. Leider lägen keinerlei Unterlagen mehr vor. Somit könne der Verein nicht ausdrücklich bescheinigen, dass seinerzeit die gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträge in korrekter Höhe und fristgerecht entrichtet worden seien. Es werde jedoch davon ausgegangen, dass der C. auch in der Vergangenheit diesen Verpflichtungen immer nachgekommen sei. Diesen Überprüfungsantrag lehnte die Beklagte mit Bescheid vom 23.07.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 10.09.2015 ab. Die Überprüfung des Bescheides vom 08.03.2005 habe ergeben, dass weder das Recht unrichtig angewandt noch von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen worden sei. Die Rente des Klägers sei in zutreffender Höhe festgestellt worden. Die mit Schreiben vom 07.04.2015 dargelegten Sachverhalte seien nicht geeignet, eine günstigere Entscheidung zu treffen. Auch die damaligen Ermittlungen beim damaligen Arbeitgeber hätten zu keinem anderen Ergebnis geführt. Bei der Rentenberechnung seien alle nachgewiesenen bzw. glaubhaft gemachten Beitragszeiten, Ersatzzeiten und Anrechnungszeiten berücksichtigt worden. Auch die Berechnung selbst entspräche den gesetzlichen Vorschriften.

Hiergegen richtet sich die am 29.09.2015 bei Gericht eingegangene Klage. Zur Begründung trägt der Kläger vor, er sei vom 01.07.1969 bis 30.06.1972 als Lizenzspieler beim C. beschäftigt gewesen. Lizenzspieler sei eine versicherungspflichtige Tätigkeit. Aufgrund der Verletzungsgefahr werde ohne Versicherung keine Spielgenehmigung erteilt. Eine Bestätigung des C. liege bereits vor. Nach Auskunft der AOK Hamburg würden die Unterlagen 25 Jahre gespeichert. Daher könnten keine weiteren Unterlagen mehr vorgelegt werden. Allerdings ergebe sich aus den beigefügten Zeitungsberichten einschließlich der dort abgedruckten Fotos, dass er als Spieler beim C. tätig gewesen sei.

Der Kläger beantragt,

den Bescheid der Beklagten vom 23.07.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 10.09.2015 aufzuheben, soweit dort die Anerkennung von Pflichtbeitragszeiten über das heutige Teilanerkenntnis hinausgehend, abgelehnt wird.

Die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen, soweit sie über das Teil-Anerkenntnis hinausgeht.

Zur Begründung beruft sie sich auf die Rechtmäßigkeit des angefochtenen Bescheides.

In der mündlichen Verhandlung vom 08.02.2018 hat die Beklagte ein Teilanerkenntnis abgegeben, mit dem sie den Zeitraum 03.11. - 10.12.1971 als Pflichtbeitragszeit anerkannte. Dieses Teil-Anerkenntnis ist vom Kläger angenommen worden.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichts- und Verwaltungsakte, die Gegenstand der mündlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.

 

Entscheidungsgründe

Die Klage ist zulässig und in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang auch begründet.

Der Kläger hat Anspruch auf Anerkennung des streitigen Zeitraumes als Pflichtbeitragszeit. Die Anspruchsgrundlage ergibt sich aus § 286 Abs. 5 SGB VI. Nach dieser Vorschrift ist die Beschäftigungszeit als Beitragszeit anzuerkennen, wenn Versicherte für Zeiten vor dem 01.01.1973 glaubhaft machen, dass sie eine versicherungspflichtige Beschäftigung gegen Arbeitsentgelt ausgeübt haben, die vor dem Ausstellungstag der Versicherungskarte liegt oder nicht auf der Karte bescheinigt ist und für diese Beschäftigung entsprechende Beiträge gezahlt worden sind.

Nach der Kommentierung von Fichte in Hauck-Noftz Rd.-Nr. 22 zu § 286 ermöglicht es diese Regelung, Beschäftigungszeiten, die in einer vorhandenen Versicherungskarte nicht bescheinigt sind, bei bloßer Glaubhaftmachung durch den Versicherten als Beitragszeit anzuerkennen. In diesem Sinne anerkennu...

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