Daniel Amelung, Lars Bachler
Rdn 384
Literaturhinweise:
s. die Hinw. bei → Justizverwaltungsakte, Anfechtung (§§ 23 ff. EGGVG), Allgemeines, Teil B Rdn 324.
Rdn 385
1. Trotz Fehlens gesetzlicher Regelung nimmt die h.M. die Möglichkeit einstweiligen Rechtsschutzes im Verfahren nach den §§ 23 ff. EGGVG über eine entsprechende Anwendung von §§ 114 Abs. 2 StVollzG, 123 Abs. 1 VwGO an (BGH, Beschl. v. 20.2.2020 – 5 AR (VS) 80/19; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 11.11.1993 – 2 VAs 23/93, NStZ 1994, 142, 143; OLG München, Beschl. v. 21.4.2015 – 5 VAs 19/15, StV 2015, 708 [Ls.]; KK/Mayer, § 28 EGGVG Rn 24; Meyer-Goßner/Schmitt, § 28 EGGVG Rn 13; in der Begründung abweichend Kissel/Mayer, § 28 EGGVG Rn 24 f.; Conrad, S. 222 [§ 64 Abs. 3 FamFG analog]; a.A. OLG Hamm, Beschl. v. 8.11.1973 – 1 VAs 224/73, GA 1975, 150, 151; offengelassen KG Beschl. v. 5.4.2012 – 4 VAs 14/12; OLG Celle, Beschl. v. 5.11.2007 – 2 VAs 17/07). Vorausgesetzt ist eine solch schwere und unzumutbare, anders nicht abwendbare Nachteile hervorrufende Beeinträchtigung, deren nachträgliche Beseitigung im Hauptsacheverfahren nicht mehr in Betracht kommt. Die einstweilige Anordnung darf indessen nicht dazu führen, dass die Hauptsache vorweggenommen wird (Kissel/Mayer, § 28 EGGVG Rn 25). Eine isolierte einstweilige Anordnung ohne Hauptsacheantrag kommt nicht in Betracht (Zöller/Lückemann, § 23 EGGVG Rn 35).
Rdn 386
2. Dem Antrag auf gerichtliche Entscheidung kommt nach allg. Auffassung keine aufschiebende Wirkung zu. Entsprechend § 307 Abs. 2 (bzw. § 64 Abs. 3, 2. Hs. FamFG) kann das Gericht aber die Vollziehung der angefochtenen Maßnahme aussetzen, wenn die Gefahr besteht, dass die Verwirklichung eines Rechts vereitelt oder erschwert wird und ein höheres Interesse am sofortigen Vollzug nicht entgegensteht (BVerfG, Beschl. v. 24.4.1974 – 2 BvR 236, 245, 308/74, NJW 1974, 1079; Kissel-Mayer, § 28 EGGVG, Rn 24). Eine solcher Antrag kann auch schon während des ggf. erforderlichen Vorschaltverfahrens gestellt werden (Conrad, S. 222).
Rdn 387
3. Rechtmittel gegen die Ablehnung einer einstweiligen Anordnung ist die Rechtsbeschwerde nach § 29 Abs. 1 EGGVG, wenn diese durch das OLG zugelassen ist (BGH a.a.O.).
Siehe auch: → Justizverwaltungsakte, Anfechtung (§§ 23 ff. EGGVG), Allgemeines, Teil B Rdn 323, m.w.N.