V / 33 Vernehmung des Zeugen zur Sache [Rdn 3775]

Das Wichtigste in Kürze:

1.	Nach der Zeugenbelehrung und der Vernehmung des Zeugen zur Person wird der Zeuge zur Sache vernommen.
2.	Die Vernehmung zur Sache obliegt zunächst allein dem Vorsitzenden.
3.	Vernehmung eines Zeugen bedeutet grds., dass dieser sich mündlich äußert.
4.	Der Verteidiger hat bei der Vernehmung eines Zeugen insbesondere die Aufgabe, darauf zu achten, dass dieser unbeeinflusst und im Zusammenhang schildert, was er über den Gegenstand der Vernehmung (noch) in Erinnerung hat.

Rdn 3776

Literaturhinweise:

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Bender/Häcker/Schwarz, Tatsachenfeststellung vor Gericht, Glaubhaftigkeits- und Beweislehre, Vernehmungslehre, 5. Aufl. 2021

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dies., Die Erhebung und Bewertung von Zeugenaussagen im Strafprozess, 3. Band, 2018

dies., Die Erhebung und Bewertung von Zeugenaussagen im Strafprozess, 4. Band, 2021

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Kirchmann/Petzold, Der Umgang mit dem Vorhalt – oder: Strafverteidigung bei Vorhalten, StRR 2013, 444

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ders., Die Befragung von Zeugen durch den Verteidiger, StraFo 1992, 52

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Wendler/Hoffmann, Technik und Taktik der Befragung im Gerichtsverfahren, 2009

siehe auch die Hinw. bei → Fragerecht, Allgemeines, Teil F Rdn 1934, und bei → Zeugen, Vernehmung, Allgemeines, Teil Z Rdn 4256.

Rdn 3777

1. Nach der Zeugenbelehrung (→ Zeuge, Belehrung, Teil W Rdn 4183) und der → Vernehmung des Zeugen zur Person, Teil V Rdn 3766, wird der Zeuge zur Sache vernommen. Die Regeln, wie vernommen werden soll, enthält § 69 (Einzelh. über die o.a. Lit.-Hinw. hinaus eingehend Eisenberg, Rn 1428 ff.; → Vernehmung einer Verhörsperson, Teil V Rdn 3788 f.).

Rdn 3778

2.a) Die Vernehmung zur Sache obliegt zunächst allein dem Vorsitzenden, wobei er grds. in folgender Reihenfolge verfahren muss: Zunächst Unterrichtung des Zeugen über den Gegenstand der Untersuchung und die Person des Angeklagten (§ 69 Abs. 1 S. 2), dann zusammenhängender Bericht des Zeugen (§ 69 Abs. 1 S. 1; dazu eingehend Rostek StraFo 2011, 386). Der Zeuge hat einen Anspruch darauf, seine Aussage unbeeinflusst von Fragen und Vorhalten im Zusammenhang zu machen (Rostek, a.a.O.), das gilt auch bei wiederholter Vernehmung (BGH, Beschl. v. 6.9.2022 – 1 StR 63/22, NStZ 2022, 379). Umfasst eine Anklageschrift mehrere Taten im prozessualen oder materiell-rechtlichen Sinne und damit verschiedene Beweisthemen i.S.d. § 69 Abs. 1 S. 1, kann der Vorsitzende die Vernehmung daran orientiert gestalten und den Zeugen im Sinne einer Gliederung eines komplexen Verfahrensstoffs in einzelnen Abschnitten vernehmen (BGH NStZ 2011, 422). Dabei hat der Zeuge aber sein Wissen jeweils für das einzelne Thema im Zusammenhang vorzutragen (BGH NStZ 2011, 422).

Rdn 3779

An den Bericht des Zeugen (BGHSt 3, 281) schließt sich dann ein ggf. – ergänzendes – Verhör (§ 69 Abs. 2) durch den Vorsitzenden und/oder den StA und/oder den Verteidiger durch (zusätzliche) Fragen an (Teil V Rdn 3785).

Rdn 3780

b) Der Vorsitzende kann/muss ggf. Maßnahmen zur sachgemäßen Verständigung mit dem Zeugen ergreifen (→ Zuziehung eines Dolmetschers, Teil Z Rdn 4429). Bei einer gehörlosen oder sprachbehinderten Person wird daher z.B. regelmäßig ein Dolmetscher beizuziehen sein (§ 186 GVG). Bei Gehörlosen wird es zur Qualitätssicherung der Übersetz...