Der Selbstbehalt eines Unterhaltspflichtigen kann um die durch eine gemeinsame Haushaltsführung eintretende Ersparnis, höchstens jedoch bis auf sein Existenzminimum nach sozialhilferechtlichen Grundsätzen herabgesetzt werden (sog. Synergie; BGH, Urt. v. 9.1.2008 – XII ZR 170/05, NJW 2008, 1373 m. Anm. Born = FamRZ 2008, 594 m. Anm. Borth und krit. Anm. Weychardt FamRZ 2008, 778; Graba FPR 2008, 176).

Dabei ist dieser Vorteil ggf. konkret zu bemessen, jedoch hat der BGH (Urt. v. 17.3.2010 – XII ZR 204/08, FamRZ 2010, 802 m. Anm. Viefhues = NJW 2010, 1665) auch gegen die Pauschalierung der Ersparnis – hier pro Person auf 100 EUR – keine Einwände.

Der BGH (BGH, Urt. v. 28.7.2010 – XII ZR 140/07, FamRZ 2010, 1535 m. Anm. Hauß = NJW 2010, 3161 m. Anm. Born; OLG Brandenburg FuR 2015, 243; OLG Hamm FuR 2012, 669) nimmt in Anlehnung an die Regelungen im Sozialrecht eine Haushaltsersparnis von 10 % an. Er lehnt ab, die Bemessung der Haushaltsersparnis aus dem Verhältnis der unterschiedlichen Selbstbehaltsbeträge abzuleiten. Dieses Verhältnis kann zum einen Veränderungen unterliegen; zum anderen erscheint es in seiner Aussagekraft hinsichtlich des Umfangs der Haushaltsersparnis, die wegen des den Familienselbstbehalt übersteigenden Einkommens eintritt, nicht zwingend. Erforderlich ist allerdings, dass der neue Partner ausreichend leistungsfähig ist (Maurer FamRZ 2008, 978; OLG Hamm FamRZ 2006, 809).

Umstritten ist, ob vom Partner bezogene Sozialleistungen ausreichen, um von dessen Leistungsfähigkeit auszugehen (bejahend OLG Brandenburg FuR 2015, 243). Für die Praxis ist hier unabhängig von diesem dogmatischen Streit relevant, in welcher Höhe der Partner Leistungen erhält und ob hieraus eine entsprechende Unterstützung des gemeinsamen Haushaltes abgeleitet werden kann (vgl. OLG Dresden FamRZ 2009, 1497; OLG Hamm FamRZ 2010, 383, 384; OLG Hamm FamRZ 2010, 985).

 

Praxishinweis:

Der Unterhaltspflichtige kann im Einzelfall darlegen und ggf. beweisen, dass keine konkrete Ersparnis eintritt (BGH, Urt. v. 9.1.2008 – XII ZR 170/05, FamRZ 2008, 594; BGH, Urt. v. 17.3.2010 – XII ZR 204/08, FamRZ 2010, 802 m. Anm. Viefhues = NJW 2010, 1665).

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