a) Anrechnung auf die Geschäftsgebühr der Nr. 2303 VV RVG
aa) Vorangegangene Beratung
Ist dem Schlichtungsverfahren eine Beratung vorausgegangen, so wird die Beratungsgebühr angerechnet, wenn nichts Abweichendes vereinbart worden ist (§ 34 Abs. 2 RVG). Das gilt sowohl für eine vereinbarte Vergütung (§ 34 Abs. 1 S. 1 RVG) als auch für eine Vergütung nach bürgerlichem Recht (§ 34 Abs. 1 S. 2 RVG i.V.m. §§ 675, 612 BGB).
Beispiel 8:
Der Anwalt war beauftragt worden, den Mandanten in einer Nachbarschaftssache zu beraten (Wert: 3.000 EUR). Eine Vereinbarung ist nicht getroffen worden. Anschließend wird das obligatorische Streitschlichtungsverfahren nach § 15a EGZPO durchgeführt.
Für die Beratungstätigkeit erhält der Anwalt eine Gebühr nach bürgerlichem Recht (§ 34 Abs. 1 S. 2 RVG), höchstens 250 EUR. Hier soll von einer Erstberatung ausgegangen werden, also einer Gebühr i.H.v. 190 EUR (§ 34 Abs. 1 S. 3 RVG). Diese Gebühr ist in voller Höhe auf die nachfolgende Geschäftsgebühr anzurechnen.
I. |
Beratung |
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1. |
Beratungsgebühr, § 34 Abs. 1 S. 2, 3 RVG i.V.m. §§ 675, 612 BGB |
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190,00 EUR |
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
210,00 EUR |
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3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
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39,90 EUR |
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Gesamt |
|
249,90 EUR |
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II. |
Schlichtungsverfahren (Wert: 3.000 EUR) |
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1. |
1,5-Geschäftsgebühr, Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG |
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301,50 EUR |
2. |
gem. § 34 Abs. 2 RVG anzurechnen |
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– 190,00 EUR |
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
131,50 EUR |
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4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
|
24,99 EUR |
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Gesamt |
|
156,49 EUR |
bb) Vorangegangene außergerichtliche Vertretung
Ist dem Schlichtungsverfahren eine außergerichtliche Vertretung vorausgegangen, so wird die dafür verdiente Geschäftsgebühr aus Nr. 2300 VV RVG nach Vorbem. 2.3 Abs. 6 S. 1 VV RVG auf die Geschäftsgebühr der Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG angerechnet. Die Anrechnung ist jedoch auf die Hälfte der zuvor angefallenen Geschäftsgebühr aus Nr. 2300 VV RVG begrenzt. Darüber hinaus darf keine höhere Gebühr als 0,75 angerechnet werden. Dies wiederum hat zur Folge, dass von der Geschäftsgebühr der Nr. 2303 VV RVG nach Anrechnung mindestens 0,75 verbleiben. Bei unterschiedlichen Gegenständen findet eine Anrechnung nach Vorbem. 2.3 Abs. 6 S. 2 i.V.m. Abs. 4 S. 4 VV RVG nur nach dem Wert der Gegenstände statt, die in das Schlichtungsverfahren übergegangen sind.
Beispiel 9:
Der Anwalt wird beauftragt, eine Forderung i.H.v. 400 EUR außergerichtlich geltend zu machen. Die Sache ist weder umfangreich noch schwierig. Anschließend wird das obligatorische Streitschlichtungsverfahren nach § 15a EGZPO durchgeführt. Dort wird eine Einigung erzielt.
Es entsteht eine 1,3-Geschäftsgebühr, die zur Hälfte anzurechnen ist.
I. |
Außergerichtliche Vertretung (Wert: 400 EUR) |
|
|
1. |
1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV RVG |
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58,50 EUR |
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
|
11,70 EUR |
|
Zwischensumme |
70,20 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
|
13,34 EUR |
|
Gesamt |
|
83,54 EUR |
|
|
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II. |
Schlichtungsverfahren (Wert: 400 EUR) |
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|
1. |
1,5-Geschäftsgebühr, Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG |
|
67,50 EUR |
2. |
gem. Vorbem. 2.3 Abs. 6 VV RVG anzurechnen, 0,65 aus 400 EUR |
|
– 29,25 EUR |
3. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV RVG |
|
67,50 EUR |
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
125,75 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
|
23,89 EUR |
|
Gesamt |
|
149,64 EUR |
Beispiel 10:
Der Anwalt wird beauftragt, eine Forderung i.H.v. 400 EUR außergerichtlich geltend zu machen. Die Sache ist besonders umfangreich und sehr schwierig; auch die übrigen Kriterien sind überdurchschnittlich. Anschließend wird das obligatorische Streitschlichtungsverfahren nach § 15a EGZPO durchgeführt. Dort wird eine Einigung erzielt.
Von der hier anzunehmenden 2,0-Geschäftsgebühr der Nr. 2300 VV RVG ist jetzt lediglich der Höchstsatz von 0,75 anzurechnen.
I. |
Außergerichtliche Vertretung (Wert: 400 EUR) |
|
|
1. |
2,0-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV RVG |
|
90,00 EUR |
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
|
18,00 EUR |
|
Zwischensumme |
108,00 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
|
20,52 EUR |
|
Gesamt |
|
128,52 EUR |
|
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II. |
Schlichtungsverfahren (Wert: 400 EUR) |
|
|
1. |
1,5-Geschäftsgebühr, Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG |
|
67,50 EUR |
2. |
gem. Vorbem. 2.3 Abs. 6 VV RVG anzurechnen, 0,75 aus 400 EUR |
|
– 33,75 EUR |
3. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV RVG |
|
67,50 EUR |
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
121,25 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV RVG |
|
23,04 EUR |
|
Gesamt |
|
144,29 EUR |
b) Anrechnung der Geschäftsgebühr nach Nr. 2303 VV RVG
Kommt es nach dem Güte- oder Schlichtungsverfahren zum Rechtsstreit, so wird nach Vorbem. 3 Abs. 4 S. 1 VV RVG die Geschäftsgebühr der Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG auf die Verfahrensgebühr des nachfolgenden Rechtsstreits angerechnet. Anzurechnen ist auch hier wiederum nur hälftig, höchstens mit einem Gebührensatz von 0,75 (Vorbem. 3 Abs. 4 S. 1 VV RVG).
Beispiel 11:
Der Anwalt wird im Schlichtungsverfahren nach § 15a EGZPO beauftragt. Hiernach wird Klage erhoben. Nach mündlicher Verhandlung ergeht ein Urteil.
I. |
Schlichtungsverfahren (Wert: 400 EUR) |
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1. |
1,5-Geschäftsgebühr, Nr. 2303 Nr. 1 VV RVG |
|
67,50 EUR |
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 ... |