a) Definition
Als dritte wegweisende Technologie im Bereich des Rechts ist die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) zu nennen.
Künstliche Intelligenz (aus dem Englischen artificial intelligence, kurz: AI) ist ein Teilbereich der Informatik und bezeichnet den Versuch, einem Computer eine menschenähnliche Intelligenz beizubringen, die selbstlernend und sich selbstentwickelnd ist. Im Konsumentenbereich sind hier Firmen wie Apple mit seiner Software Siri, Google mit verschiedenen Programmen wie AlphaGo oder Google Brain und Amazon mit Amazon Echo und Alexa zu nennen, die alle bereits jetzt schon eine intelligent-selbstlernende, sprachgesteuerte Software anbieten. Die Entwicklungen in diesen Bereichen schreiten dabei exponentiell voran und werden dem Menschen immer weiter helfen, ihm bestimmte Arbeiten abzunehmen und Dinge für ihn zu erledigen. Im Bereich der einfachen Suchanfragen ersetzen diese sprachgesteuerten, künstlichen Intelligenzen bereits die normalen Suchmaschinen.
Im Rechtsbereich ist insbesondere die amerikanische Computer-Firma IBM mit ihrer speziell für den Rechtsmarkt entwickelten Software ROSS führend. Dabei handelt es sich um eine Computer-Software basierend auf der künstlichen Intelligenz Watson. Watson wurde entwickelt, um Fragen zu beantworten, die in digitaler Form in natürlicher Sprache eingegeben werden können (ähnlich Siri von Apple und Alexa von Amazon). Die KI-Software wurde nach Thomas J. Watson, einem der ersten Präsidenten von IBM, benannt. Basierend auf Watson wurde später die juristische KI-Software ROSS entwickelt. ROSS soll Anwälten bei der Suche nach juristischen Texten und Urteilen helfen und die Rechtsanwälte so bei komplexen Falllösungen unterstützen. Ebenso wie bei Watson kann der Anwalt mit ROSS direkt per Sprache kommunizieren.
b) Was bedeutet das für die Anwaltschaft?
Ob ROSS in Zukunft Anwälte ersetzen wird, muss m.E. mit Ja und Nein beantwortet werden. ROSS wird bereits von mehreren amerikanischen Kanzleien eingesetzt und hilft so derzeit schon hunderten Rechtsanwälten, ihre Arbeitszeit besser zu nutzen und dadurch kosteneffizienter zu arbeiten. ROSS ersetzt daher schon jetzt die Arbeit von Anwälten, die Research und Zuarbeit leisten.
Den "kompletten Anwalt" ersetzt das System nicht, auf unterer Ebene können aber bereits viele Stellen eingespart werden. Ebenso ist denkbar, dass ROSS oder ein ähnliches KI-Legal-System in Zukunft, sofern günstig oder sogar kostenlos (möglicherweise werbebasiert), Fragen für juristische Laien beantwortet und dessen Ratschläge genauso gut wie die Ratschläge von Rechtsanwälten ausfielen. Auch strukturierbare Arbeiten, wie z.B. die Erstellung eines Erbvertrags oder von AGB, ließen sich von einer KI-Legal-Software automatisiert durchführen, sofern der Klient auf Nachfrage alle benötigten Daten richtig angibt.
Hinweis:
Interessant ist die Frage, da ROSS kein "echter" Anwalt ist, ob das Rechtsdienstleistungsgesetz geändert werden müsste. Speziell dann, wenn ROSS nicht von einer Kanzlei, sondern direkt von einer Softwarefirma, quasi ohne "Zwischenanwalt", eingesetzt würde.