Nichts wird den Anwaltsmarkt in den nächsten Jahren so stark verändern wie der Einsatz digitaler Technologien. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter Rechtsanwälten, die der Prozessfinanzierer Foris kürzlich zusammen mit dem Anwaltsnetzwerk AdvoAssist durchgeführt hat. Die Spanne der beteiligten Kanzleien reichte hierbei vom Einzelanwalt bis hin zu Partnergesellschaften mit über 1.000 Anwälten.
In der Studie zum Thema "Legal-Tech-Hype oder Paradigmenwechsel" gaben 69 % der Befragten an, dass der Einsatz digitaler Technologien ihre Kanzlei "sehr stark" oder "stark" beeinflussen wird. Auch die Nutzung mobiler Anwendungen, die im Rechtsbereich verglichen mit anderen Branchen noch nicht so stark verbreitet ist, dürfte laut Umfrageergebnis zukünftig deutlich tiefer in die anwaltlichen Arbeitsabläufe eingreifen.
Auf die Frage, was in den kommenden fünf bis zehn Jahren konkret von der Digitalisierung betroffen sein könnte, wird mit Blick auf die Mandantenbetreuung vor allem die Aufnahme von Sachverhalten genannt (z.B. Online-Formulare für Verkehrsdelikte oder einvernehmliche Scheidungen anstelle eines persönlichen Gesprächs mit dem Anwalt). Hier erwarten 39 %, dass sich digitale Prozesse sehr stark oder stark durchsetzen werden. Zudem erwarten die Anwältinnen und Anwälte eine stärkere "Demokratisierung des Rechts", also den Zugang zur Rechtsvertretung ohne Kostenrisiko via spezieller Internetportale (ein Beispiel sind hier etwa Portale zur Geltendmachung von Entschädigungen bei Flugverspätungen). 33 % halten eine sehr starke oder starke Durchsetzung dieses Trends für wahrscheinlich. Knapp dahinter folgen mit 32 % die Digitalisierung der Vertragserstellung und mit 31 % die Digitalisierung von Vertragsabschlüssen.
Ein weiterer wichtiger Trend ist laut Studie die zunehmende fachliche Spezialisierung. 56 % der Juristinnen und Juristen erwarten hierdurch eine sehr starke oder starke Beeinflussung der Kanzleilandschaft in den kommenden fünf Jahren.
"Als Fazit lässt sich sagen, dass die Anwälte für viele Mandanten in den kommenden Jahren eine deutliche Vereinfachung des Zugangs zum Recht erwarten", fasste ein Vetreter von AdvoAssist das Ergebnis zusammen. Und ein Vertreter von Foris zeigte sich überzeugt: "Dieses Ergebnis korrespondiert gut mit den klar erkennbaren Megatrends Digitalisierung und Spezialisierung. In einer Welt, in der gerade bei rechtlich nicht so komplexen Themen die Abläufe verstärkt von lernenden Algorithmen übernommen werden, müssen die Kanzleien sich zunehmend auf die Rechtsbereiche spezialisieren, in denen die zu klärenden Fragen individueller und komplexer sind." Zur aktuellen Diskussion, ob das Thema Legal Tech einer gesetzlichen Regulierung bedarf, vgl. auch ZAP Anwaltsmagazin 10/2019, S. 473.
[Quelle: Foris]