Insbesondere in Zusammenhang mit Geschwindigkeitsmessverfahren spielt der aus der Rechtsprechung des BGH stammende Begriff des "standardisierten Messverfahrens" eine große Rolle (vgl. dazu grundlegend BGHSt 39, 291 = NJW 1993, 3081; BGHSt 43, 277, 284 = NJW 1998, 321; aus der fast unüberschaubaren OLG-Rspr. u.a., OLG Dresden VRS 2005, 196 = DAR 2005, 637 [Abstandsmessung]; OLG Hamm VRS 97, 144; OLG Koblenz NZV 2010, 212 = VRR 2010, 194 = VA 2010, 13; vgl. auch noch Cierniak zfs 2012, 664; Burhoff/M. Grün/Böttger, OWi, Rn. 1928; Burhoff/Burhoff, OWi, Rn. 2300 ff.). Darunter ist ein durch Normen vereinheitlichtes (technisches) Verfahren zu verstehen, bei dem die Bedingungen seiner Anwendbarkeit und sein Ablauf so festgelegt sind, dass unter gleichen Voraussetzungen gleiche Ergebnisse zu erwarten sind (zuletzt BGHSt 43, 277, 284 = NJW 1998, 321). Diese Rechtsprechung ist aber kein Freibrief für die Amtsgerichte. Denn sie dürfen auch bei einem standardisierten Messverfahren die Augen nicht vor möglichen Gerätemängeln, Bedienungsfehlern und systemimmanenten Messungenauigkeiten verschließen. Tatsachen, die Zweifel an der Zuverlässigkeit einer Geschwindigkeitsmessung erwecken, sind in den Urteilsgründen aber nur dann nur zu erwähnen und zu würdigen, wenn sie im konkreten Fall Einfluss auf die Überzeugungsbildung gewinnen können und der Betroffene sich auf Messfehler berufen hat (BGHSt 39, 291, 296 = NJW 1993, 3081; zu allem zuletzt eingehend Cierniak zfs 2012, 662 ff.).
Hinweis:
Unzutreffend ist es, wenn in der obergerichtlichen Rechtsprechung allein aus der Zulassung eines Messverfahrens durch die PTB auf das Vorliegen eines standardisierten Messverfahrens geschlossen wird (vgl. – weitgehend für PoliScan Speed – u.a. OLG Düsseldorf VRR 2010, 116 m. Anm. Burhoff = VA 2010, 64; ähnlich KG DAR 2010, 331 = NZV 2010, 311 [Ls.] = VRR 2010, 151 m. Anm. Burhoff, jeweils für PoliScan Speed; vgl. auch noch OLG Braunschweig VM 2014 Nr. 29; OLG Frankfurt DAR 2012, 216 = VRR 2010, 151; OLG Hamm VRR 2013, 194 m. abl. Anm. Burhoff = NStZ-RR 2013, 213 [Ls.]; OLG Köln DAR 2013, 530; OLG Zweibrücken zfs 2012, 51 = DAR 2013, 38 = VRR 2013, 36; zfs 2013, 472 = VRR 2013, 354 = VA 2013, 193; s.a. Cierniak zfs 2012, 664, 667). Das entspricht nicht den Vorgaben der Rechtsprechung des BGH (BGHSt 39, 291, 300; dazu auch Cierniak a.a.O.). Die Zulassung durch die PTB ist Voraussetzung dafür, dass das Messverfahren überhaupt eingesetzt werden darf. Mit der Zulassung entscheidet die PTB nicht zugleich über das Vorliegen der Voraussetzungen eines standardisierten Messverfahrens.