Bezugspunkt des Gesamtvermögensvergleichs ist grundsätzlich das Vermögen des Geschädigten, nicht aber dasjenige Dritter (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, ZAP EN-Nr. 71/2017 = DB 2016, 2955 Rn 12 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 5.2.2015 – IX ZR 167/13, DB 2015, 739 Rn 8; v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, DB 2016, 523 Rn 13; v. 18.2.2016 – IX ZR 191/13, DB 2016, 887 Rn 10). Daher kann aufgrund eines Vertrags regelmäßig nur derjenige Schadensersatz verlangen, bei dem der Schaden tatsächlich eingetreten ist und dem er rechtlich zur Last fällt (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 26.11.1968 – VI ZR 212/66, BGHZ 51, 91, 93). Dies führt im Rahmen der Beraterhaftung dazu, dass der zum Ersatz verpflichtete Steuerberater grundsätzlich nur für den Schaden seines Mandanten einzustehen hat, wobei die Drittschadensliquidation und der Vertrag zugunsten Dritter sowie mit Schutzwirkung für Dritte eine Ausnahme bilden (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O.). Ebenso ist es dem ersatzpflichtigen Steuerberater verwehrt, sich auf Vorteile zu berufen, die Dritte infolge der schädigenden Handlung erlangt haben mögen (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 5.2.2015 – IX ZR 167/13, DB 2015, 739 Rn 8).
Ausnahmen von diesen Grundsätzen sind in der höchstrichterlichen Rechtsprechung im Zusammenhang mit der Übertragung von Vermögenswerten an Familienangehörige oder bei einem Unternehmensverbund anerkannt und werden als konsolidierte Schadensbetrachtung bezeichnet. Mit Urteil vom 8.9.2016 hat sich der BGH im Anschluss an seine kurz zuvor ergangenen Entscheidungen (hierzu D. Fischer ZAP F. 23, S. 1087, 1093 f.) mit dieser Berechnungsart erneut befasst. Wenn der Mandant im Rahmen einer Gestaltungsberatung die Berücksichtigung der Interessen eines Dritten zum Gegenstand der Beratungsleistung gemacht hat, ist die Schadensberechnung auch unter Einbeziehung dieser Drittinteressen vorzunehmen (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O., Rn 13 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 5.2.2015 – IX ZR 167/13, a.a.O., Rn 11 f.; v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O., Rn 15; v. 18.2.2016 – IX ZR 191/13, a.a.O., Rn 12). Dies gilt auch für die steuerliche Beratung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Sind nach dem Inhalt des Mandats auch die Interessen der Gesellschafter Gegenstand der Beratung, ist der Schaden unter Einbeziehung der Vermögenslage der Gesellschafter zu berechnen (so die Fallgestaltung in BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O., Rn 15).
Hinweis:
Ist die Haftung des Steuerberaters durch die Einbeziehung der Vermögensinteressen Dritter erweitert, bedeutet dies aber zugleich, dass der Berater sich auf die infolge der fehlerhaften Beratung entstandenen Vorteile dieser Dritten berufen kann (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O., Rn 17). Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Ermäßigung der Einkommensteuer der Gesellschafter nach § 35 Abs. 1 EStG handeln (BGH, Urt. v. 8.9.2016 – IX ZR 255/13, a.a.O.).