a) Geschäftsbesorgungsvertrag
Das Vertragsverhältnis zwischen einem Rechtsanwalt und seinem Auftraggeber bildet regelmäßig einen Dienstvertrag (§ 611 BGB), der eine Geschäftsbesorgung (§ 675 BGB) zum Gegenstand hat (BGH, Urt. v. 16.2.2017 – IX ZR 165/16, ZAP EN-Nr. 462/2017 = DB 2017, 1258 Rn 15 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 20.10.1964 – VI ZR 101/63, NJW 1965, 106; ferner v. 23.11.2017 – IX ZR 204/16, WM 2018, 395 = NJW 2018, 690 Rn 12 [Dienstleistungsvertrag]). Ein Werkvertrag mit Geschäftsbesorgungscharakter kommt nur ausnahmsweise in Betracht.
Beispiele:
Ein Werkvertrag wird angenommen, wenn der Rechtsanwalt im Rahmen eines Einzelauftrags mit der Ausarbeitung eines Gutachtens zu steuerlichen Fragen (BGH, Urt. v. 7.12.2017 – IX ZR 25/17, WM 2018, 378 Rn 19 [StB]), der Erstellung eines Jahresabschlusses (BGH, Urt. v. 26.1.2017 – IX ZR 285/14, DB 2017, 814 Rn 14 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 1.2.2000 – X ZR 198/97, WM 2000, 973; v. 7.3.2002 – III ZR 12/01, WM 2002, 2248, 2249 f.) oder der Prüfung der Insolvenzreife eines Unternehmens (BGH, Urt. v. 14.6.2012 – IX ZR 145/11, BGHZ 193, 297 = DB 2012, 1559) betraut wird.
b) Fernabsatzverträge
Anwaltsverträge sind Verträge über die Erbringung einer Dienstleistung i.S.v. § 312e Abs. 1 BGB und können, wie der BGH (Urt. v. 23.11.2017 – IX ZR 204/16, ZAP EN-Nr. 145/2018 = WM 2018, 395 = NJW 2018, 690 Rn 11) bestätigt hat, den Regeln über Fernabsatzverträge unterworfen sein. Voraussetzung ist, dass der Mandant Verbraucher i.S.d. § 13 BGB ist und dass der Anwaltsvertrag im Rahmen eines für den Fernabsatz organisierten Vertriebs- oder Dienstleistungssystems ohne persönlichen Kontakt unter ausschließlicher Verwendung von Fernkommunikationsmitteln abgeschlossen wird (BGH, Urt. v. 23.11.2017 – IX ZR 204/16, a.a.O., Rn 17).
Hinweis:
Ein derartiges System liegt etwa dann vor, wenn der Anwalt planmäßige Werbung für seine Beratungsleistungen betreibt mit dem Angebot, seine Leistungen telefonisch in Anspruch zu nehmen. Nicht ausreichend ist es, wenn der Anwalt lediglich die technischen Möglichkeiten zum Abschluss eines Anwaltsvertrags im Fernabsatz, etwa einen Briefkasten, elektronische Postfächer und/oder Telefon- und Faxanschlüsse vorhält, die auch sonst zur Bewältigung des Betriebs einer Anwaltskanzlei erforderlich sind (BGH, Urt. v. 23.11.2017 – IX ZR 204/16, a.a.O., Rn 19).
c) Anwaltlicher Mediationsvertrag
Der Vertrag zwischen dem anwaltlichen Mediator und den Konfliktparteien ist regelmäßig ein mehrseitiger Anwaltsdienstvertrag mit Geschäftsbesorgungscharakter (BGH, Urt. v. 21.9.2017 – IX ZR 34/17, ZAP EN-Nr. 687/2017 = NJW 2017, 3442 Rn 18; OLG Hamm MDR 1999, 836). Daher kann der Mediator nach anwaltsrechtlichen Grundsätzen haften (BGH, Urt. v. 21.9.2017 – IX ZR 34/17, a.a.O.).
Die Mediation gehört zum Berufsbild des Rechtsanwalts (§ 18 BORA). Deshalb ist auf der Grundlage eines gemeinsamen Auftrags eine gemeinsame Beratung von Ehegatten durch einen Anwalt mit dem Ziel einer einvernehmlichen Scheidung im Grundsatz zulässig. Unbedenklich ist eine anwaltliche Tätigkeit als Mediator in Ehesachen, die im Einverständnis der Ehepartner auf den Versuch einer gütlichen Einigung der Vermögensinteressen gerichtet sind (BGH, Urt. v. 21.9.2017 – IX ZR 34/17, a.a.O., Rn 19). Übt ein Anwalt die Tätigkeit eines Mediators aus, liegt darin kein Verstoß gegen das Verbot der Wahrnehmung widerstreitender Interessen, weil er im Auftrag beider Konfliktparteien als Vermittler handelt, deren gemeinsames Interesse an einer einvernehmlichen Konfliktlösung verfolgt und gem. § 2 Abs. 3 S. 1, § 3 Abs. 1 MediationsG zur unparteiischen Verhandlungsführung verpflichtet ist (BGH, Urt. v. 21.9.2017 – IX ZR 34/17, a.a.O., Rn 20).