5. Aufl. 2024, Nomos, 1.598 S., 169 EUR
Das Praxishandbuch „Der Versicherungsprozess” ist in der 5. Auflage erschienen. Es gab einige Wechsel beim Autorenteam und bei den Herausgebern. Die Mitherausgeber Dr. Jürgen Veith und Yvonne Gebert sind nicht mehr als Autoren im Werk vertreten, ebenso wie Dr. Stefan Segger, Sebastian Klapper, Andreas Bäcker und Barbara Lorscheid. Neu hinzugekommen sind Sophie-Dorothee Enger und Marie Holzhauer (zusammen § 7 Industrielle Sachversicherung), Dr. Jens Rogler (§ 9 Berufsunfähigkeitsversicherung), Peter Brenner (§ 16 Produkthaftpflichtversicherung und Rückrufkostendeckung), Sven Lehmann (§ 24 Cyberversicherung) und Katharina Kipar (§ 10 A-C Lebensversicherung, zusammen mit Dr. Winfried Schnepp).
Aus dem Veith/Gräfe/Gebert wurde der Veith/Gräfe/Lange/Rogler. Der Wechsel bei Herausgebern und Autoren führt zu keiner Änderung in der Grundkonzeption des Werks. Es ist anders aufgebaut als andere Handbücher zum Versicherungsrecht, die sich am Aufbau des VVG und der entsprechenden Musterbedingungen orientieren. Die einzelnen Kapitel orientieren sich strikt am Versicherungsprozess, für den zwar, in Ermangelung einer eigenen Prozessordnung, die allgemeinen Regeln der ZPO gelten, der in der Praxis aber Besonderheiten aufweist, die im Ergebnis nur dem Fachmann bekannt sind. Die Kapitel besitzen einen vergleichbaren Aufbau und gehen, für jede Versicherungssparte gesondert, auf prozessuale Fragen, die Zulässigkeit und Begründetheit einer Klage, mögliche Einwendungen oder Besonderheiten einer Klage gegen den Versicherungsnehmer ein.
Das Werk ist in 5 Abschnitte aufgeteilt: A – Prozessrechtliche Besonderheiten einer versicherungsrechtlichen Klage, B – Sachversicherungen, C – Personenversicherungen, D – Haftpflichtversicherungen und E – Mischformen.
Es ist insgesamt in 25 Kapitel unterteilt. Entgegen der Werbung werden aber nicht 25, sondern 22 Versicherungssparten besprochen, die 3 Kapitel in Abschnitt A befassen sich mit allgemeinen Fragen.
Im Vergleich zur Vorauflage ist das Werk um rund 100 Seiten angewachsen. Die 5. Auflage berücksichtigt neben den neuen Entwicklungen in der Rechtsprechung (den Auskunftsanspruch des Versicherungsnehmers gegen den Versicherer aus Art. 15 DS-GVO, die Wirecard-Urteile gegen den D&O-VR, der Business-Judgement-Rule-Wiedereinschluss im Wissentlichkeitsausschluss) und aktueller Literatur u.a. auch die Neuerungen zur Rechtsstellung des Exzedenten-VR sowie bei rückverweisenden Subsidiaritätsklauseln. Weiter wurde das Kapitel zur Cyber-Versicherung vollständig überarbeitetet. Die Darstellung des allgemeinen Versicherungsprozess- und Versicherungsrechts erhielt ebenfalls eine komplette Neufassung und Aktualisierung, insbesondere zum materiellen Kostenerstattungsanspruch des Versicherers gegen den Versicherungsnehmer bei unberechtigter Inanspruchnahme.
Das Werk hat sich, wenn auch nicht mit dem vom Verlag gewünschten Zitiervorschlag, in Rechtsprechung und Literatur etabliert. Zum einen liegt es an der eigenen Darstellungsweise, die sehr prägnant Problempunkte aufgreift. Zum anderen an der durchweg großen Qualität der Darstellungen, die auch durch die Wechsel im Autorenteam nicht beeinträchtigt wurde.
Fazit: „Der Versicherungsprozess” bleibt als Ratgeber für Anwälte, Richter und die Praktiker der Versicherungsunternehmen auch in der Neuauflage ein unverzichtbarer Baustein im versicherungsrechtlichen Mandat.
RA André Naumann, Bornheim
ZAP F., S. 554–562