Der Stand der Rechtsprechung zum Begriff der "Benutzung" lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das Verbot des § 23 Abs. 1a StVO galt nach der obergerichtlichen Rechtsprechung für die bis zum 31.3.2013 geltende Fassung des § 23 Abs. 1a StVO (vgl. oben II. 1.) für alle (Bedien-)Funktionen des Mobiltelefons (zum Begriff s. oben IV.), wenn dazu das Mobiltelefon in der Hand gehalten wird (zur wesentlichen Bedeutung dieses Kriteriums OLG Stuttgart NJW 2008, 3369 = DAR 2008, 654 = VRR 2008, 471). Nach der Änderung der Vorschrift wird man nun (zusätzlich) darauf abstellen müssen, ob das Mobiltelefon in der Hand gehalten werden muss (vgl. OLG Stuttgart DAR 2016, 406 = zfs 2016, 471 = VRR 8/2016, 12). Unter Benutzung i.S.d. § 23 Abs. 1a StVO ist aber nach wie vor jegliche Nutzung eines Mobiltelefons zu verstehen, soweit die vorgenommene Handlung noch einen Bezug zur Funktionalität des Gerätes aufweist (vgl. OLG Hamm zfs 2008, 50 = VRR 2008, 37 m.w.N.; OLG Köln NJW 2015, 361 = DAR 2015, 104 = VRS 127, 254; OLG Zweibrücken NStZ-RR 2014, 385 [Ls.] = NZV 2015, 203 [Ls.]; s. auch Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3046 ff.). Entscheidend ist, dass der Nutzungsvorgang immer im weitesten Sinne noch mit Kommunikation zu tun haben muss (vgl. OLG Bamberg VRR 2007, 243 = DAR 2007, 395 [Ls.]; OLG Hamm NJW 2003, 912 = NZV 2003, 98 = DAR 2003, 473 = VRS 104, 222; zfs 2008, 51 = VRS 113, 376 = VRR 2008, 37; OLG Köln NJW 2005, 3366 = NZV 2005, 547 = zfs 2005, 569; OLG Stuttgart NJW 2008, 3369 = DAR 2008, 654 = VRR 2008, 471; DAR 2016, 406 = zfs 2016, 471 = VRR 8/2016, 12).
Die "Benutzung" setzt allerdings nicht voraus, dass eine SIM-Karte eingelegt ist/war (OLG Hamm, Beschl. v. 1.2.2012 – 5 RBs 4/12; Beschl. v. 8.6.2017 – 4 RBs 214/17). Unter Benutzung i.S.d. § 23 Abs. 1a StVO ist somit also jegliche Nutzung eines Mobiltelefons zu verstehen, wie in folgenden Rechtsprechungsbeispielen:
Benutzung bejaht für:
- das Abfragen von Daten (OLG Karlsruhe NJW 2007, 240 = DAR 2007, 99 = VRR 2007, 34 für einen "Palm-Organizer", wenn Mobilfunkkarte eingelegt, auch wenn sie deaktiviert ist),
- das Antippen des Home-Buttons des in der Hand gehaltenen Mobiltelefons, um dadurch zu kontrollieren, ob das Gerät ausgeschaltet ist (OLG Hamm NStZ-RR 2017, 154),
- das Auslesen von Daten, wie z.B. einer Telefonnummer (OLG Hamm NJW 2006, 2870 = NZV 2006, 555 = VRS 111, 213 = VRR 2006, 363; NStZ-RR 2017, 154),
- das Ausschalten des Mobiltelefons (OLG Köln DAR 2012, 220 = NStZ-RR 2012, 219 = NZV 2012, 450),
- die Nutzung als Diktiergerät (OLG Hamm, Beschl. v. 24.3.2006 – 3 Ss OWi 1/06; OLG Jena NJW 2006, 3734 = VRS 111, 215 = NZV 2006, 664),
- das Einschalten des Mobiltelefons (OLG Hamm NStZ-RR 2017, 154),
- das Halten ans Ohr, um zu hören, ob das Handy ausgeschaltet ist (OLG Hamm DAR 2007, 402 [Ls.] = NStZ-RR 2007, 248 [Ls.] = NZV 2008, 49),
- für die Nutzung der Kamerafunktion (OLG Hamburg NZV 2016, 485 = VRS 130, 74 = VA 2016, 69 = VRR 5/2016, 14; m.E. zweifelhaft),
- die Nutzung als Internetzugang bzw. zur Internetabfrage (OLG Hamm NStZ-RR 2015, 123 = NZV 2015, 310 = VA 2015, 65; vgl. die Begründung zur ÄnderungsVO v. 11.12.2000, VBl. 2001, 8),
- das Halten des Mobiltelefons, um es mit einem Ladekabel zum Laden im Kfz zu verbinden (OLG Oldenburg DAR 2016, 151 m. Anm. Engelbrecht = VRS 129, 335 = VA 2016, 68; s. dazu Engelbrecht DAR 2016, 407 m. Anm. zu OLG Stuttgart DAR 2016, 406 = zfs 2016, 471 = VRR 8/2016, 12 m.E. zweifelhaft; daher zutreffend a.A. AG Landstuhl NStZ-RR 2017, 154 = DV 2017, 104 ["verbotene Analogie"]),
- das Halten des Mobiltelefons ans Ohr, um Musik zu hören (OLG Köln NZV 2010, 270 = VRR 2009, 468 = DAR 2011, 95), und zwar auch dann, wenn keine SIM-Karte eingelegt ist/war (OLG Hamm, Beschl. v. 8.6.2017 – 4 RBs 214/17),
- die Nutzung als Telefon, wobei unerheblich ist, ob eine Verbindung zustande gekommen ist (OLG Hamm VRS 110, 43 = VRR 2006, 108),
- die Nutzung als Navigationsgerät (OLG Hamm DAR 2013, 217 = VA 2013, 103 = VRR 2013, 230; NStZ-RR 2015, 123 = NZV 2015, 310 = VA 2015, 65; OLG Köln NJW 2008, 3368 = NZV 2008, 466 = VRR 2008, 353),
- die Nutzung als "Notizbuch" (OLG Hamm NJW 2003, 912 = NZV 2003, 98 = DAR 2003, 473 = VRS 104, 222),
- die Nutzung als Organisator (OLG Hamm NJW 2005, 2469 = DAR 2005, 639 = VRS 109, 129 = VRR 2005, 269),
- das In-die-Hand-Nehmen des Handys nach Ertönen des Klingelzeichens, um auf dem Display zu schauen, wer anruft (OLG Köln DAR 2009, 408 = StRR 2009, 123 [Ls.]),
- das Versenden einer SMS (AG Ratzeburg NZV 2005, 431) oder um eine gespeicherte SMS zu lesen, und zwar auch dann, wenn keine SIM-Karte eingelegt ist (OLG Hamm, Beschl. v. 1.2.2012 – 5 RBs 4/12),
- das bloße Ablesen der Uhrzeit vom Display des Handys, wenn dieses dafür in die Hand genommen wird (OLG Hamm NJW 2005, 2469 = VRR 2005, 269; OLG Zweibrücken NStZ-RR 2014, 385 [Ls.] = NZV 2015, 203 [Ls.]; abl. Scheffler NZV 2006, 128, 129; Hufnagel NJW 2006, 3665), was m.E. unter Geltung der neuen Fassung des § 23 Abs. 1a S. 1 StVO zweifelhaft ist,
- das "Wegdrücken" eines eingehenden Anrufs (OLG Hamm,...