Auch im Bußgeldverfahren erhält der Verteidiger für seine Tätigkeit als Wahlanwalt Rahmengebühren. Die Bemessung der konkreten Gebühr innerhalb des vorgegebenen Gebührenrahmens richtet sich nach § 14 Abs. 1 RVG. Grundlage der Bestimmung der angemessenen Gebühr sind die in § 14 Abs. 1 Satz 1 RVG – allerdings nicht abschließend – aufgeführten Kriterien. Auch andere Umstände können bei der Bestimmung der Gebühr berücksichtigt werden. Diese anderen Kriterien stehen dann gleichwertig neben den in § 14 Abs. 1 Satz 1 RVG erwähnten (Burhoff/Volpert/Burhoff, RVG, Teil A: Rahmengebühren [§ 14], Rn 1688 ff. m.w.N.; a.A. AnwKomm-RVG/Onderka/N. Schneider, 8. Aufl., § 14 Rn 21 ff.).
Die Regelungen im RVG lassen deutlich erkennen, dass die vom Rechtsanwalt aufgewendete Zeit angemessen(er) honoriert werden soll. Das wird für das Strafverfahren z.B. durch die Einführung der sog. Längenzuschläge des Pflichtverteidigers zur Hauptverhandlungsterminsgebühr, u.a. in den Nrn. 4110, 4111 VV RVG, sowie auch durch die Terminsgebühr für den "geplatzten Termin" deutlich (vgl. Vorbem. 5 Abs. 3 Satz 2 VV RVG). Der Rechtsanwalt muss daher bei der Bemessung der konkreten Gebühr innerhalb des Rahmens insbesondere mit der von ihm aufgewendeten Zeit argumentieren. Es empfiehlt sich, die im Laufe des Mandats aufgewendete Zeit in einem Vergütungsblatt festzuhalten, damit keine der für den Mandanten erbrachten Tätigkeiten verloren geht (s. auch Enders JurBüro 2005, 460; zum Muster eines "Vergütungsblatts" s. Burhoff/Volpert/Burhoff, RVG, Teil A: Rahmengebühren [§ 14], Rn 1758).
Bei der Bemessung der konkreten Gebühr sind vom Verteidiger die nachstehend aufgeführten Kriterien zugrunde zu legen und zu bestimmen, welche Gebühr seine Tätigkeit angemessen entlohnt. Die Bestimmung wird (nur) vom "billigem Ermessen" und dem Betragsrahmen begrenzt (vgl. dazu Burhoff/Volpert/Burhoff, RVG, Teil A: Rahmengebühren [§ 14], Rn 1723 ff.). Auszugehen ist von der Mittelgebühr (s. auch unten VI. 3.) (s. auch KG RVGreport 2007, 180 = StV 2006, 198 = AGS 2006, 278; OLG Karlsruhe RVGreport 2017, 386 = JurBüro 2017, 523; OLG Köln RVGreport 2008, 55 = AGS 2008, 32; OLG Köln AGS 2008, 76; OLG Naumburg RVGreport 2018, 296 für das Strafverfahren; für das Bußgeldverfahren u.a. LG Chemnitz RVGreport 2016, 297 = RVGprofessionell 2016, 219; LG Chemnitz RVGreport 2016, 371; LG Cottbus RVGreport 2018, 10; LG Saarbrücken RVGreport 2013, 53 = VRR 2013, 39 = StRR 2013, 315). Die Bestimmung der Rahmengebühr durch den Rechtsanwalt wird – wie im Strafverfahren – dann als unbillig angesehen, wenn die Gebührenbestimmung um 20 % oder mehr von der Gebühr abweicht, die sich unter Berücksichtigung aller in § 14 Abs. 1 Satz 1 RVG genannten Bemessungsgrundlagen ergibt (KG, a.a.O.; OLG Bamberg RVGreport 2018, 172 = NStZ-RR 2018, 192; OLG Dresden, Beschl. v. 16.9.2014 – 3 Ws 27/14; OLG Düsseldorf RVGreport 2011, 57 = StRR 2011, 119 u. RVGreport 2013, 233 = JurBüro 2012, 358; OLG Hamm StraFo 2007, 218 = Rpfleger 2007, 426 = JurBüro 2007, 309; StRR 2012, 438 = RVGreport 2013, 71 [Hansens]; RVGreport 2017, 468, insoweit nicht in NStZ-RR 2017, 360 LS; OLG Jena RVGreport 2008, 56; OLG Karlsruhe RVGreport 2017, 386 = JurBüro 2017, 523; OLG Koblenz, Beschl. v. 10.9.2007 – 1 Ws 191/07; OLG Köln AGS 2008, 32 u. AGS 2008, 76; LG Saarbrücken AGS 2005, 245; AG Bensheim NZV 2008, 108).