1. Beschwerde gegen Festsetzung des Streitwertes (§ 68 GKG) |
1.1 |
Wert des Beschwerdegegenstands (§ 68 Abs. 1 S. 1 GKG): Berechnung nicht aus der Differenz des festgesetzten und erstrebten Streitwertes, sondern aus der Differenz der Gebühren (LSG Baden-Württemberg, 30.8.2016 – L 6 SB 2664/16 B). |
1.2 |
Beschwer des Rechtsmittelführers nötig, die grundsätzlich voraussetzt, dass er kostenpflichtig ist und eine Herabsetzung des Streitwertes begehrt (LSG Sachsen-Anhalt, 16.2.2015 – L 9 KA 7/14 B). Ausnahmsweise auch bei einer begehrten Streitwerterhöhung des Kostenerstattungsberechtigten gegeben, wenn eine Honorarvereinbarung mit dem Prozessbevollmächtigten besteht, nach welcher ein höheres Honorar als nach der bisherigen Streitwertfestsetzung geschuldet ist (Sächs. LSG, 30.5.2016 – L 1 KA 3/15 B; a.A.: LSG NRW, 24.2.2006 – L 10 B 21/05 KA). |
1.3 |
Beschwerdefrist: §§ 68 Abs. 1 S. 3, 63 Abs. 3 S. 2 GKG. Einzulegen beim judex a quo (§§ 68 Abs. 1 S. 5, 66 Abs. 5 S. 5 GKG), weshalb § 173 S. 2 SGG nicht gilt (Sächs. LSG, 29.6.2016 – L 7 AS 749/15 B). |
1.4 |
Möglich auch wenn Streitwertfestsetzung im Urteil erfolgt ist (vgl.A. I. 2.10.), da darin Beschluss zu sehen (Meyer-Ladewig, SGG, 11. Aufl. § 197a Rn 5). Das Gericht ist an keine Anträge gebunden. Es gilt auch nicht das Verschlechterungsverbot (BSG, 5.10.2006 – B 10 LW 5/05 R). |
1.5 |
Vor der Entscheidung über die Beschwerde hat das SG nach §§ 68 Abs. 1 S. 5, 66 Abs. 3 S. 1 GKG über die Abhilfe zu entscheiden (LSG Rheinland-Pfalz, 27.4.2009 – L 5 B 451/08 KA), ein Aktenvermerk ist ausreichend (LSG Baden-Württemberg, 17.7.2014 – L 11 R 2546/14 B). Jedoch keine Verfahrensvoraussetzung für Beschwerdeinstanz, eine Nachholung muss nicht veranlasst werden (Sächs. LSG, 30.5.2016 – L 1 KA 3/15 B). |
1.6 |
Der Rechtsanwalt kann aus eigenem Recht eine Streitwertbeschwerde erheben (§§ 32 Abs. 2, 33 Abs. 3 RVG; LSG NRW, 24.2.2006 – L 10 B 21/05 KA; 3.4.2017 – L 1 KR 922/16 B); dies gilt nicht bei einer vorläufigen Festsetzung des Streitwertes (LSG Rheinland-Pfalz, 21.12.2006 – L 5 B 350/06 KA; LSG Baden-Württemberg, 3.12.2007 – L 5 KA 3492/07 W-B). Über die Beschwerde entscheidet grundsätzlich der Berichterstatter (§ 33 Abs. 8 RVG; LSG NRW, 17.11.2015 – L 1 KR 323/15 B). |
1.7 |
Über Beschwerden gegen die Festsetzung des Streitwertes entscheidet aufgrund der Spezialzuweisung des § 68 Abs. 1 S. 5 i.V.m. § 66 Abs. 6 S. 1 GKG allein der Berichterstatter (wohl h.M.: vgl. Meyer-Ladewig, SGG, 11. Aufl., § 155 Rn 9d; Thüringer LSG, 25.6.2013 – L 12 R 504/13 B; Sächs. LSG, 30.5.2016 – L 1 KA 3/15 B; LSG Sachsen-Anhalt, 16.2.2015 – L 9 KA 7/14 B; Bay. LSG, 7.7.2015 – L 7 R 4/15 B; LSG NRW, 17.11.2015 – L 1 KR 323/15 B; 16.1.2017 – L 11 KA 28/16 B; LSG Baden-Württemberg, 30.8.2016 – L 6 SB 2664/16 B), wobei die Möglichkeit der Übertragung auf den Senat (§ 66 Abs. 6 S. 2 GKG) besteht. |
1.8 |
Die Ablehnung einer Streitwertfestsetzung stellt einen beschwerdefähigen Beschluss dar (LSG NRW, 23.7.2007 – L 1 B 18/07 AL; Hartmann, Kostengesetze, 42. Aufl., § 63 GKG Rn 26). |
1.9 |
Eine unselbstständige Anschlussbeschwerde entsprechend § 567 Abs. 3 ZPO ist zulässig (Hess. LSG, 31.5.2010 – L 1 KR 352/09 B; LSG Sachsen-Anhalt, 26.4.2012 – L 4 P 1/10 B). |
1.10 |
Das Verfahren ist gebührenfrei (§ 68 Abs. 3 S. 1 GKG). Außergerichtliche Kosten sind nicht zu erstatten (§ 68 Abs. 3 S. 2 GKG); dies gilt auch bei einer unzulässigen Beschwerde (vgl. Schneider NJW, 2011, 2628, 2630), jedoch nicht bei einer unstatthaften Beschwerde (BGH, 3.3.2014 – IV ZB 4/14; BFH, 15.2.2008 – II B 84/07; a.A.: LSG Baden-Württemberg, 29.3.2009 – L 11 R 882/11 B). |
1.11 |
Das Verbot der reformatio in peius gilt nicht – Grundsatz der Streitwertwahrheit, auch für das Rechtsmittel des Rechtsanwalts gem. §§ 32 Abs. 2, 33 Abs. 3 RVG (Bay. LSG, 30.4.2015 – L 7 AS 640/13 B; LAG München, 23.6.2015 – 3 Ta 170/15). |
2. Abänderung des Streitwertes durch das Rechtsmittelgericht (§ 63 Abs. 3 GKG) |
2.1 |
Für den Wert des Streitgegenstands des ersten Rechtszuges ist gem. § 47 Abs. 2 GKG nicht der in erster Instanz festgesetzte, sondern der objektiv angemessene Streitwert maßgeblich. Die Abänderung der erstinstanzlichen Streitwertfestsetzung steht gem. § 63 Abs. 3 S. 1 GKG im Ermessen des Rechtsmittelgerichts (BSG, 19.9.2006 – B 6 KA 30/06 B). Dies gilt auch bei unzulässigen Beschwerden (BSG, 10.6.2010 – B 2 U 4/10 B; 7.3.2017 – B 2 U 140/16 B) und bei Nichtzulassungsbeschwerden (BSG, 11.7.2013 – B 3 KR 6/13 B). |
2.2 |
Eine unterbliebene Streitwertfestsetzung kann vom Rechtsmittelgericht jedenfalls bei betragsmäßig von vornherein feststehendem und offensichtlich gleich gebliebenem Streitwert in erweiternder Auslegung des § 63 Abs. 3 S. 1 GKG nachgeholt werden (BSG, 5.10.2006 – B 10 LW 5/05 R). |
2.3 |
Eine infolge Streitwertänderung (rechnerisch) unrichtig (gewordene) Kostengrundentscheidung kann durch die Vorinstanz nicht im Wege der Urteilsberichtigung geändert werden (BGH, 17.11.2015 – II ZB 20/14). |
3. Erinnerung gegen den Kostenansatz (§ 66 Abs. 1 GKG); Beschwerde (§ 66 Abs. 2 GKG) |