Der Rückgang der Insolvenzen in Deutschland hat sich im 1. Halbjahr des laufenden Jahres fortgesetzt, so der Wirtschaftsdienstleister Creditreform. Danach wurden in den Monaten Januar bis Juni 10.300 Unternehmensinsolvenzen und 36.300 Verbraucherinsolvenzen registriert. Dabei verringerte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen (- 7,5 %) etwas stärker als die Zahl der Unternehmensinsolvenzen (- 5,9 %). Insgesamt wurden 58.900 Insolvenzen registriert. Das waren 5,1 % weniger als in der Vorjahresperiode (1. Halbjahr 2016: 62.060).
Neben den günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen macht Creditreform die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank für den Rückgang verantwortlich; letztere habe dafür gesorgt, dass es seltener zu Finanzierungsengpässen der Unternehmen komme. Die Verbraucher profitierten insbesondere von der niedrigen Arbeitslosigkeit und steigenden Realeinkommen.
Leicht gesunken ist der neuen Statistik zufolge auch das Schadensniveau bei den Unternehmensinsolvenzen. Die Insolvenzgläubiger müssen mit Ausfällen von schätzungsweise 13 Mrd. Euro rechnen (Vorjahr: 16,3 Mrd. Euro). Im Durchschnitt sind für jeden Insolvenzfall Schäden i.H.v. 1,26 Mio. Euro zu erwarten. Geringer als im Vorjahr waren die Arbeitsplatzverluste: Von der Insolvenz des Arbeitgebers waren rund 99.000 Beschäftigte betroffen (Vorjahr: 109.000). Erneut gab es einige große Unternehmensinsolvenzen, die auch zu hohen Schäden für die Gläubiger führten; zu den bedeutendsten Fällen im 1. Halbjahr 2017 zählten die Pleiten der SolarWorld AG und der Hamburger Großreederei Rickmers.
Eine Betrachtung nach Unternehmensformen ergibt, dass sich die GmbH wieder etwas stabiler zeigt: 29 % aller insolventen Unternehmen hatten diese Rechtsform gewählt (Vorjahr: 31,1 %). Von 8,4 auf 8,8 % leicht gestiegen ist indes der Anteil der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt). Insgesamt dominieren Kleinstunternehmen das Insolvenzgeschehen in Deutschland. Auf die Umsatzgrößenklasse bis 250.000 EUR im Jahr entfiel gut die Hälfte aller Insolvenzfälle in den ersten 6 Monaten (52,9 %). Dieser Anteil sowie auch die absolute Zahl der Fälle hat sich gegenüber dem Vorjahr noch erhöht. Deutlich rückläufig sind hingegen die Insolvenzzahlen im Mittelstand.
Der Blick auf die Branchen zeigt, dass es einen kräftigen Rückgang der Insolvenzzahlen beim Baugewerbe gibt (- 9,9 %). In den ersten sechs Monaten 2017 wurden in diesem Wirtschaftsbereich 1.540 Insolvenzen gezählt (Vorjahr: 1.710). Vergleichsweise gering war der Rückgang im Handel (- 3,9 %), der insgesamt 2.190 insolvente Unternehmen zählte. 760 Insolvenzen (Vorjahr: 830) verzeichnete das Verarbeitende Gewerbe. Das Dienstleistungsgewerbe bildete mit 5.810 Insolvenzen bzw. 56,4 % aller Fälle erneut den Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens.
[Quelle: Creditreform]