Mitte September hat das Bundesfamilienministerium den Familienreport 2017 veröffentlicht. Der Report informiert anhand der aktuellen Zahlen und Daten u.a. über die wirtschaftliche Lage der Familien in Deutschland, über die Wirksamkeit staatlicher Leistungen, die Chancengleichheit von Kindern sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zugleich wagt der Report auch einen Blick in die Zukunft, was etwa die Berufswelt oder die fortschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen angeht.
Der aktuelle Report zeigt, dass die Familienform der verheirateten Eltern mit Kindern nach wie vor am weitesten verbreitet ist (5,5 Mio.). Deutlich zugenommen haben die nichtehelichen Lebensgemeinschaften, deren Anzahl sich in den vergangen 20 Jahren auf 843.000 fast verdoppelt hat. Die Anzahl der Alleinerziehenden ist ebenfalls deutlich größer als Anfang der 90er-Jahre und liegt seit einigen Jahren bei rund 1,6 Mio. Im Jahr 2015 wuchsen 2,3 der insgesamt 13 Mio. Kinder bei nur einem Elternteil auf. Die Zahl der Scheidungen nimmt seit einigen Jahren ab, während die Zahl der Eheschließungen steigt. Jede dritte Familie mit minderjährigen Kindern hat einen Migrationshintergrund, zunehmend aus dem nichteuropäischen Ausland.
Deutlich gestiegen ist die Geburtenrate, die im Vergleich der letzten drei Jahrzehnte einen Höchststand erreicht hat. Drei Viertel der Kinder wachsen mit mindestens einem Geschwisterkind auf. Die realisierten Kinderzahlen bleiben immer noch stärker als in anderen Ländern hinter den Kinderwünschen zurück. Eltern im Alter zwischen 40 und 49 Jahren finden durchschnittlich 2,2 Kinder ideal, tatsächlich haben sie im Durchschnitt 1,9 Kinder.
Was die wirtschaftliche Lage der Familien angeht, stellt der aktuelle Report fest, dass die durchschnittlichen (bedarfsgewichteten) Pro-Kopf-Einkommen von Familien zwischen 2004 und 2014 um knapp 23 % gestiegen sind. Allerdings liegt das Armutsrisiko von Kindern je nach Datenquelle zwischen 14,6 und 21,1 %. 44 % der Haushalte von Alleinerziehenden sind armutsgefährdet. Ihr Armutsrisiko ist mehr als viermal so hoch wie bei Paarfamilien mit einem oder zwei Kindern. Auch Familien mit drei und mehr Kindern sind mit 25 % überdurchschnittlich von Armut bedroht. Fehlende oder geringe Erwerbstätigkeit der Eltern ist die wesentliche Ursache für Armutsgefährdung, Transferabhängigkeit und prekäre Lebenslagen. So haben in Familien, in denen kein Elternteil erwerbstätig ist, die Kinder ein Armutsrisiko von 64 %; verfügt der Haushalt über ein Einkommen aus einer Vollzeittätigkeit, liegt das Armutsrisiko bei 15 %. Gibt es ein zweites Einkommen zumindest aus einer Teilzeittätigkeit, sind nur noch 5 % armutsgefährdet.
2016 gab es 1,6 Mio. Alleinerziehende, davon waren 1,4 Mio. alleinerziehende Mütter und 182.000 alleinerziehende Väter. Damit sind neun von zehn Alleinerziehenden weiblich. Alleinerziehende werden in der Statistik definiert als Haushalte, in denen ein Elternteil allein mit Kindern lebt. Hinter dieser Haushaltsform können sich jedoch unterschiedliche Lebensformen verbergen. So sind in Westdeutschland alleinerziehende Elternteile überwiegend geschieden, während es sich im Osten mehrheitlich um Ledige handelt.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Eheschließungen leicht, aber stetig angestiegen. Im Jahr 2015 haben sich 400.115 Paare trauen lassen, das sind 14.163 mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Geburten steigt seit einigen Jahren wieder an. So betrug die zusammengefasste Geburtenziffer ("Geburtenrate") für Deutschland im Jahr 2015 1,5 Kinder je Frau. Dies ist der höchste Wert seit 33 Jahren.
2015 gab es insgesamt 530.497 Ehelösungen. Die meisten Ehen werden nach wie vor durch den Tod eines Partners beendet. Dies war 2015 bei 69 % der Ehelösungen der Fall, 163.335 Ehen wurden gerichtlich geschieden (Ehescheidungen), das entspricht knapp einem Drittel der Ehelösungen. 2015 wurden 1,7 % weniger Ehen geschieden als 2014. Von den etwa 18 Mio. Ehen, die 2015 insgesamt bestanden, wurde 2015 somit 1 % gerichtlich geschieden und 3 % gelöst. Die durchschnittliche Ehedauer bis zu einer Scheidung lag 2015 bei 14 Jahren und acht Monaten.
Mit Blick auf die Zukunft sieht der Report nicht nur den Staat, sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen in der Pflicht. So werden neben der Notwendigkeit der Verbesserung familienpolitischer Leistungen auch die Ansprüche an die Arbeitgeber und Gewerkschaften formuliert, sich mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Nutzung digitaler Innovationen (Stichwort: "Homeoffice") einzusetzen.
[Quelle: BMFSFJ]