1.1 van Bühren/Held, Unfallregulierung, 10. Aufl. 2023, Deutscher Anwaltverlag, 256 S., 49 EUR
Mit der 10. Auflage der Unfallregulierung von van Bühren und Held liegt eine aktualisierte Fassung des Werks vor, das sich über die Jahre als kompakte und praxisnahe Größe in der Schadenbearbeitung etabliert hat. Das Buch deckt alle relevanten Themen im Zusammenhang mit einer Unfallregulierung im Straßenverkehrsrecht ab und geht auf die aktuelle Rechtsprechung ein. Das Werk zeigt mit der präzisen Darstellung der einzelnen Themen die Erfahrung und Praxisnähe der Autoren. Es werden die anwaltlichen Beratungspflichten, die Obliegenheiten gegenüber Haftpflicht-, Kasko- und Rechtsschutzversicherung, die Grundsätze der Schadenminderungspflicht und ihre Umsetzung in der Praxis, die diversen Schadenpositionen (Sach- und Personenschaden), die Mietwagenkosten (Mietpreisspiegel), die Schadenersatzansprüche mittelbar Geschädigter, der Haushaltsführungsschaden oder die Anwaltsgebühren ebenso besprochen, wie Hinweise zu Einrichtungen, die im Rahmen der Unfallregulierung regelmäßig eine Rolle spielen, gegeben werden. Auch zu der weniger bekannten Fahrerschutzversicherung und der privaten Unfallversicherung finden sich Erläuterungen. Hinweis zu Unfällen im Ausland bzw. Inlandsunfälle mit Auslandsbeteiligung sind zielsicher kommentiert. Schaubilder runden die Darstellung neben Hinweisen auf vertiefende Kommentierungen ab. Das Werk ist für Einsteiger im Verkehrsrecht oder selten mit dem Thema betraute Anwälte hervorragend geeignet, um sich schnell und zielsicher verlässliches Wissen anzueignen. Das Buch ist mit zahlreichen Checklisten, Musterklagen und Musterschriftsätzen aber auch ein verlässlicher Begleiter für den erfahrenen Verkehrsrechtler.
Fazit: Die 10. Auflage des Titels ist eine Aktualisierung des bekannten und renommierten Werks. Es überzeugt mit seiner schnörkellosen Praxistauglichkeit und kurzen, aber umfassenden Darstellungen von Fragestellungen bei Unfallmandaten im Verkehrsrecht.
RA André Naumann, Bornheim
1.2 Kuhn, Schadensverteilung bei Verkehrsunfällen, 11. Aufl. 2023, Deutscher Anwaltverlag, 876 S., 64 EUR
Die Schadensteilung nach Verkehrsunfällen unterliegt wie die Strafzumessung nur wenigen gesetzlichen Normen und ist angesichts der unendlichen Vielzahl möglicher Konstellationen auf den ersten Blick im Einzelfall kaum vorherzusehen. Doch hat die Rechtsprechung durch zahllose Entscheidungen Leitplanken zur Haftungsverteilung für die Beurteilung vieler typischer Unfallszenarien eingeschlagen, die die Einschätzung des Einzelfalls erleichtern. Das hier besprochene Werk soll (vergleichbar dem Buch von Grüneberg) für die Praxis ein Hilfsmittel zur konkreten Fallbearbeitung in diesem Bereich bieten. Dieser Zielsetzung wird das Buch sowohl inhaltlich wie auch vom Aufbau her voll und ganz gerecht. Zu Beginn werden in gedrängter Form die Grundlagen und der Umfang der Verschuldens- und Gefährdungshaftung bei Verkehrsunfällen als notwendiger Aufhänger für die Schadensverteilung erläutert. Im Hauptteil zur Schadensteilung werden die verschiedenen, in der Praxis relevanten 31 Unfallkonstellationen alphabetisch dargestellt, von Abbiegen bis Wenden. Innerhalb einer Konstellation wird jeweils nach typischen Unterformen unterteilt. Zu deren Beginn stellen Piktogramme die dort erläuterte Verkehrssituation plastisch nach. Im Anschluss werden dann die einschlägigen Entscheidungen des BGH, der Obergerichte und der unteren Gerichte aufgeführt, wobei in aller Regel erweiterte Leitsätze wiedergegeben werden, teils auch ergänzende Erläuterungen. Im letzten Teil erfolgt eine Erläuterung zu Haftungsbeschränkungen wegen Vorsatz und grober Fahrlässigkeit in der Kaskoversicherung.
Über 300 neue Entscheidungen sind seit der Vorauflage neu aufgenommen worden. Eine stichprobenartige Sichtung bestätigt, dass sich das Werk auf dem aktuellen Stand befindet. So finden sich an zahlreichen Stellen Nachweise für Entscheidungen aus den Jahren 2021 und 2022, so etwa das Urteil des OLG Hamm (NJW-RR 2021, 693) zu Kettenauffahrunfällen (Rn 693) oder des OLG Nürnberg (NJW 2020, 3603) zum Tragen von Schutzhelmen (Rn 1690). Die grundlegende Entscheidung des BGH zur Geltung der Vorfahrtsregel „rechts vor links” auf öffentlichen Parkplätzen (DAR 2023, 137) kam für die Drucklegung wohl zu spät. Besonders hilfreich sind die Querverweise am Ende jeden Abschnitts auf ähnlich gelagerte Fälle, da viele Fallgestaltungen nur übergreifend zu verstehen sind. Naturgemäß kann eine Sammlung wie diese nicht abschließend in jedem Fall die Haftungsverteilung vorgeben. Sie kann aber Richtlinien für die allgemeine und regionale Behandlung vergleichbarer Fälle liefern. Mit dieser Maßgabe ist das Buch auch in seiner Neuauflage inhaltlich und von seiner Übersichtlichkeit her überaus gelungen.
Fazit: Das Buch ist ein wertvolles Hilfsmittel für den zivilrechtlich tätigen Anwalt, um die Haftung für die Höhe eines zu stellenden Anspruchs oder dessen Abwehr beurteilen zu können. Sein Geld ist es mehr als wert.
Dr. Axel Deutscher, RiAG, Bochum