Diskutiert man mit der Anwaltschaft, stellt man schnell fest, dass Digitalisierung und Legal Tech verwechselt oder gleichgestellt werden. Daher muss man beide Begriffe genau definieren, um deutlich zu machen, was Legal Tech wirklich bedeutet. Das verwundert ein wenig, denn die Informationen dazu waren und sind zahlreich, auf allen Anwaltstagen, nicht zuletzt auf dem Anwaltszukunftskongress im Oktober 2019 (dazu www.anwaltszukunftskongress.de )
Digitalisierung bezeichnet die Überführung analoger Größen in abgestufte Werte mit dem Zweck sie elektronisch speichern zu können. Im weiteren Sinne wird mit dem Begriff der Wandel hin zum elektronisch gestützten Prozessen mittels Informationstechnik und Kommunikationstechnik bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet Digitalisierung einen Vorgang von der Erfassung, über die Aufbereitung bis hin zur Speicherung mit digitalen Speichermedien.
Praxistipp:
Das hört sich sehr neu an, jedoch ist es Realität, dass Anwälte ihre Dokumente schon lange elektronisch speichern, Nachrichten per E-Mail, also elektronisch, versenden, Diktiersysteme verwenden usw. Schleichend hat sich hier die Digitalisierung in den Anwaltsbüros etabliert.
Legal Tech hingegen ist etwas anderes, nämlich die Nutzung von Technologien im Bereich des Rechts, also Nutzung von Tools, Apps, Software zur Darstellung von Rechtsberatung und Onlinedurchführung von Rechtsberatung. Legal Tech im weiteren Sinne umfasst daher fast alles, was von anlogen zu (teil-)digitalen Prozessen umgehoben wird. Bei Legal Tech im engeren Sinne ist der Einsatz von Software gemeint, also:
- Programme, die Rechtsdienstleistungen online zugänglich machen,
- Gerichtsurteile auswerten,
- Rechtsfragen standardisieren,
- juristische Prozesse vereinfachen,
- Rechtsanwälten bei ihrer Arbeit durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning helfen.
Wo Legal Tech anfängt ist nicht klar definiert. Daher wird aus Angst um den eigenen Berufsstand auch von einem disruptiven Geschäftsmodell gesprochen. Schwarzseher meinen daher, der Anwalt würde künftig überflüssig. Diese pessimistische Sicht ist nicht angebracht, wenn man sich mit den einzelnen Kategorien näher beschäftigt. Denn Legal Tech kann man in verschiedene Kategorien unterteilen. Die zunächst gröbste Unterscheidung ist der Empfänger des Legal Tech-Produkts, entweder der Bürger oder der Anwalt.