Das Berufungsgericht hat nach allgemeiner Meinung hinsichtlich der "genügenden" Entschuldigung eine im Freibeweisverfahren zu erfüllende Aufklärungspflicht (vgl. nur BayObLG StV 2001, 338; NStZ-RR 2003, 87; KG DAR 2011, 146; OLG Bamberg StRR 2008, 305 [Vorlage eines ärztlichen Attests]; StRR 2013, 386; OLG Frankfurt, Beschl. v. 2.11.2015 – 1 Ss 322/15; OLG Hamburg, Beschl. v. 7.1.2016 – 2 Rev 87/15; OLG Hamm StraFo 1998, 233; OLG Karlsruhe StraFo 1999, 25; OLG Köln NStZ-RR 2009, 112; OLG München NJW 2008, 3797 [zwei unterschiedliche Ladungen an einen geistig Behinderten]; StV 2018, 151 [Ls.]; StraFo 2014, 79 [privatärztliches Attest]; OLG Nürnberg NJW 2009, 1761; OLG Schleswig zfs 2006, 53 [OWi-Verfahren]; OLG Zweibrücken zfs 2006, 233; Beschl. v. 19.1.2018 – 1 OWi 2 SsBs 84/17 [OWi-Verfahren]; LG Bielefeld VA 2016, 86; zum Freibeweisverfahren Burhoff, HV, Rn 1787). Ein entsprechender Beweisantrag ist nur eine Anregung an das Gericht (OLG Zweibrücken StV 2001, 336 [Ls.]). Bei der Beurteilung der Frage, ob der verspätete Angeklagte genügend entschuldigt ist, ist darauf abzustellen, ob es dem Angeklagten zugemutet werden konnte, pünktlich vor Gericht zu erscheinen (OLG Köln, Beschl. v. 8.7.2008 – 2 Ws 326/08).
Hinweis:
Voraussetzung für eine Nachforschungspflicht des Gerichts ist, dass der Angeklagte vor der Hauptverhandlung einen Sachverhalt vorträgt, der geeignet ist, sein Ausbleiben genügend zu entschuldigen (KG VRS 108, 110; StraFo 2007, 244; NZV 2011, 146 [Bußgeldverfahren]; VRR 2009, 433 [Vorlage eines Attests]; OLG Bamberg NStZ-RR 2009, 150; zfs 2012, 230; StRR 2013, 386; VRR 2009, 231; OLG Hamm, Beschl. v. 31.7.2009 – 2 Ss 291/08; OLG München StraFo 2014, 79 [privatärztliches Attest]). Das Berufungsgericht ist aber nur zu solchen Maßnahmen verpflichtet, die sich kurzfristig durchführen lassen und nicht zu einer Aussetzung der Hauptverhandlung führen (vgl. u.a. BayObLG NStZ-RR 2003, 87; OLG Hamm, Beschl. v. 21.4.2009 – 3 Ss 84/09). Die Nachforschungspflicht ist nicht "grenzenlos" (KG, Beschl. v. 28.10.2013 – 161 Ss 198/13). Andererseits ist der Angeklagte nicht zur Glaubhaftmachung der geltend gemachten Entschuldigungsgründe verpflichtet (OLG Hamburg, Beschl. v. 7.1.2016 – 2 Rev 87/15; Beschl. v. 19.1.2018 – 1 OWi 2 SsBs 84/17). Sein Ausbleiben ist auch nicht schon deshalb als nicht genügend entschuldigt anzusehen, weil er – sei es auch entgegen einer gerichtlichen Aufforderung – keine Belege für sein Entschuldigungsvorbringen beigebracht hat (OLG Hamburg a.a.O.).