a) Eingeschränkte Bewilligung
Der für die Festsetzung der dem beigeordneten Rechtsanwalt aus der Staatskasse zu gewährenden Vergütung gem. § 55 Abs. 1 RVG zuständige UdG ist an die auf die Gebührenerhöhung nach Nr. 1008 VV RVG beschränkte Bewilligung seitens des Prozessgerichts gebunden.
b) Uneingeschränkte PKH-Bewilligung für einen Streitgenossen
Welche Vergütung dem beigeordneten Rechtsanwalt zusteht, wenn er zwei oder mehrere Streitgenossen vertritt, von denen nur einem Streitgenossen PKH ohne Einschränkung bewilligt worden ist, ist seit Jahrzehnten umstritten.
aa) Anspruch nur auf die Gebührenerhöhung
Der 13. Zivilsenat des OLG Karlsruhe (Beschl. v. 3.7.2008 – 13 W 55/06) verteidigt die vorstehend unter 3 aufgeführte Auffassung zur eingeschränkten PKH-Bewilligung und will sie überdies in den Fällen anwenden, in denen einem der beiden Streitgenossen PKH unbeschränkt bewilligt wurde und in denen beide Streitgenossen bedürftig waren.
bb) Anspruch auf eine Quote
Eine andere Meinung will dem beigeordneten Anwalt gegen die Staatskasse einen Anspruch auf eine Quote zubilligen, die sämtliche angefallenen Gebühren einschließlich der Gebührenerhöhung nach Nr. 1008 VV RVG ins Verhältnis zur Gesamtzahl aller Streitgenossen setzt (LSG Niedersachsen-Bremen, Beschl. v. 22.6.2016 – L 7 AS 152/15 B; AGS 2007, 91; OLG Köln NJW-RR 1999, 725 und AGS 2010, 496 mit Anm. N. Schneider; OLG Jena OLGR 2007, 163 = Rpfleger 2006, 663; OLG Zweibrücken OLGR Zweibrücken 2004, 139; KG, Beschl. v. 27.3.2012 – 5 W 265/11; Rönnebeck NJW 1994, 2273, 2274).
cc) Voller Vergütungsanspruch ohne Gebührenerhöhung
Die herrschende Ansicht gesteht dem beigeordneten Anwalt gegen die Staatskasse einen Vergütungsanspruch i.H.d. vollen Gebühren, jedoch ohne die Gebührenerhöhung nach Nr. 1008 VV RVG (früher § 6 Abs. 1 S. 2 BRAGO) zu (OLG München JurBüro 1997, 89 = AnwBl 1998, 52 und AGS 2011, 76 = JurBüro 2011, 146; OLG Celle AGS 2007, 250; OLG Karlsruhe – 15. ZS – AGS 2013, 20 = JurBüro 2012, 593; OLG Stuttgart JurBüro 1997, 200; OLG Zweibrücken AGS 2009, 126; Bay. LSG RVGreport 2013, 467 [Hansens] = AGS 2013, 478; Thür. LSG, Beschl. v. 25.3.2015 – L 6 SF 163/15 B; LSG Berlin-Brandenburg RVGreport 2018, 297 [Ders.] = AGS 2018, 421; Sächs. LSG RVGreport 2015, 17 [Ders.] = AGS 2014, 577; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, RVG, 24. Aufl. 2019, § 49 Rn 11; AnwKomm-RVG/Fölsch/Schafhausen/Schneider/Thiel, 8. Aufl. 2017, § 48 Rn 108; Hartung in Hartung/Schons/Enders, RVG, 3. Aufl. 2017, § 48 Rn 11 und § 49 Rn 25; Mayer/Kroiß, RVG, 6. Aufl. 2013, § 49 Rn 6).