In der Literatur hat man in diesem Zusammenhang verlangt, dem betreuenden Elternteil einen Betreuungsbonus zuzubilligen, der pauschal festgesetzt werden sollte. Dieser Lösungsansatz ist jedoch nicht auf die Zustimmung des BGH gestoßen, der einen Betreuungsbonus und die damit verbundene Monetarisierung des dem Kind nach § 1606 BGB von diesem Elternteil geschuldeten Betreuungsunterhalts abgelehnt hat (BGH, Beschl. v. 15.2.2017 – XII ZB 201/16, FamRZ 2017, 711 m. krit. Anm. Graba; BGH, Beschl. v. 11. 11 2015 – XII ZB 7/15, FamRZ 2016, 199, BGH, Urt. v. 21.4.2010 – XII ZR 134/08, FamRZ 2010, 1050, BGH, Beschl. v. 7.11.2012 – XII ZB 229/11, FamRZ 2013, 109 Rn 29; BGH, Urt. v. 30.8.2006 – XII ZR 138/04, FamRZ 2006, 1597, 1599). Wenn die Erwerbstätigkeit des betreuenden Elternteils mit einer Kinderbetreuung zusammenfällt, ist diesem demnach kein pauschaler – einheitlicher – Betreuungsbonus zuzubilligen.
Lediglich in Ausnahmefällen hat die Rechtsprechung dem unterhaltsberechtigten Ehegatten erlaubt, bei der Festsetzung seines für die Berechnung maßgeblichen unterhaltsrelevanten Einkommens Abzüge vorzunehmen. Dabei kommt es entscheidend auf die – im Streitfall vorzutragenden – speziellen Umständen des Einzelfalls an, inwieweit das vom betreuenden Elternteil neben der Kinderbetreuung erzielte Einkommen nach Treu und Glauben unter Beachtung der konkret darzulegenden Umstände des Einzelfalls ganz oder teilweise als überobligatorisch eingestuft wird und damit bei der Unterhaltsfestsetzung ganz oder teilweise nicht angerechnet wird (BGH, Beschl. v. 11.11.2015 – XII ZB 7/15, FamRZ 2016, 199 Rn 17; BGH, Beschl. v. 15.2.2017 – XII ZB 201/16, FamRZ 2017, 711; BGH, Beschl. v. 7.11.2012 – XII ZB 229/11, FamRZ 2013, 109; BGH, Urt. v. 15.9.2010 – XII ZR 20/09, FamRZ 2010, 1880 Rn 38 und Urt. v. 21.4.2010 – XII ZR 134/08, FamRZ 2010, 1050 Rn 37; BGH, Beschl. v. 1.10.2014 – XII ZB 185/13, FamRZ 2014, 1987 Rn 19 f. m.w.N. und zum Kindesunterhalt BGHZ 162, 384 = FamRZ 2005, 1154, 1156 f.).
Dabei darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, dass in Bezug auf die Betreuung eines oder mehrerer gemeinsamer Kinder die Frage der Zumutbarkeit einer Erwerbstätigkeit grds. beim Unterhaltsberechtigten und beim Unterhaltspflichtigen nach denselben Erwägungen zu bestimmen sind (Staudinger/Voppel, 2018, BGB § 1361, Rn 63 m.w.N.).