4.1 Keidel/Engelhardt/Sternal, FamFG, Kommentar, 20., überarb. Aufl. 2020, C.H. Beck, 3.229 S., 149 EUR
Beim Inkrafttreten des FamFG im Jahre 2009 war der Gesetzgeber der Ansicht, damit sei das Verfahrensrecht einfacher geworden. Allein der um fast 400 Seiten angewachsene Umfang von jetzt 3.229 Seiten des von Keidel begründeten und jetzt von Engelhardt und Sternal herausgegebenen Kommentars bestätigt Zweifel an dieser Einschätzung. Zudem ist das FamFG allein seit der Vorauflage durch 53 Vorschriften, verteilt auf 15 Gesetze, geändert worden, die in die Neufassung eingearbeitet worden sind. Umso wichtiger ist für die Praxis ein Erläuterungswerk wie der „Keidel” als bewährter Klassiker des Verfahrensrechts, in dem ein Autorenteam aus Justiz, Notariaten, der Rechtsanwaltschaft sowie Hochschulen sicher und zuverlässig und wieder brandaktuell durch die nicht wenigen Herausforderungen und Untiefen des FamFG führt. Die hohe Qualität des Buches zeigt sich schon daran, dass kaum eine Entscheidung des BGH oder der Obergerichte, die sich mit verfahrensrechtlichen Fragen befasst, auf Zitate aus dem Werk verzichtet. Hervorzuheben bei den neu bearbeiteten Passagen sind besonders die Ausführungen zu den Genehmigungsvorbehalten bei freiheitsentziehenden und ärztlichen Maßnahmen, zur „Ehe für alle”, zur elektronischen Akte, zur Bekämpfung von Kinderehen sowie zum Verfahren mit Auslandsbezug. Wegen der großen „Streubreite” des FamFG vom Familienrecht über die Betreuungs- und Unterbringungssachen, Freiheitsentziehungssachen, Nachlass- und Teilungssachen und Registersachen bis hin zum Aufgebotsverfahren wird ein solches Werk nicht nur im Gerichtsalltag und in der Anwaltskanzlei benötigt, sondern auch im Notariat, beim Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Mitarbeitern in Versicherungsunternehmen sowie in Behörden. Für all diese Professionen kann dieses ausgezeichnete Hilfsmittel uneingeschränkt empfohlen werden.
RiAG a.D. Dr. Wolfram Viefhues, Gelsenkirchen
4.2 Niepmann/Seiler, Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts, 14., völlig überarb. Aufl. 2019, C.H. Beck, 544 S., 57 EUR
Wenn ein juristisches Fachbuch in 14. Auflage erscheint – wie das Werk „Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts” –, hat es sich als Standardwerk etabliert. Das von Kalthoener/Büttner begründete Werk wird jetzt von Niepmann und Seiler fortgeführt, zwei durch zahlreiche Veröffentlichungen ausgewiesene erfahrene gerichtliche Praktiker des Familienrechts. Dabei ist der Titel „Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts” eine starke Untertreibung, denn das 544 Seiten umfassende Buch befasst sich nicht nur mit der Höhe des Unterhalts, sondern geht auch intensiv und verständlich auf die rechtlichen Grundlagen der Unterhaltsansprüche ein. Es ist übersichtlich aufgebaut, gut lesbar, mit Randnummern strukturiert und wird durch ein umfangreiches Stichwortverzeichnis vervollständigt. Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen der in der Praxis üblichen Schematisierung der Unterhaltsberechnung anhand von Tabellen und Leitlinien, Quoten und Schlüsseln und die sonstigen Fragen der Berechnungsmethoden erörtert. Der zweite Teil behandelt die unterhaltsrechtlichen Grundlagen der Bedürftigkeit des Berechtigten und der Leistungsfähigkeit des Verpflichteten. Auch bietet das Buch eine kurze Übersicht zu den für die anwaltliche Beratungspraxis wichtigen Themen der Unterhaltsbegrenzung nach § 1578b BGB und zur Minderung und Ausschluss des Unterhalts nach § 1579 BGB und § 1611 BGB. Abschließend folgen Ausführungen zum endgültigen Erlöschen und Wiederaufleben eines Unterhaltsanspruchs wie zum familienrechtlichen Ausgleichsanspruch. Das kompakte und gut zugängliche Buch ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel bei der Bearbeitung unterhaltsrechtlicher Auseinandersetzungen und kann für die anwaltliche Praxis uneingeschränkt empfohlen werden.
RiAG a.D. Dr. Wolfram Viefhues, Gelsenkirchen
4.3 Schnitzler (Hrsg.), Münchener Anwaltshandbuch Familienrecht, 5. überarb. und erweiterte Aufl. 2020, C.H. Beck, 1.959 S., 179 EUR
Es hat lange gedauert, aber nach 5 Jahren ist die Neuauflage des bewährten Münchener Anwaltshandbuchs Familienrecht erschienen. Die einzelnen Abschnitte des Werkes sind verfasst von einer hochkarätigen Mischung praxiserfahrener Autorinnen und Autoren aus Justiz, Anwaltschaft, Notariat und Sachverständigen. Behandelt wird die gesamte Palette des Familienrechts. Beginnend mit dem familienrechtlichen Mandatsverhältnis (einschließlich berufsrechtlicher und haftungsrechtlicher Fragen) werden über das Unterhaltsrecht, das Sorge- und Umgangsrecht, Gewaltschutz, Hausrat, Zugewinn, Vermögensauseinandersetzung außerhalb des Güterechts, Versorgungsausgleich, Eheverträge und Scheidungsvereinbarungen, nichteheliche Lebensgemeinschaft und eingetragene Lebenspartnerschaft, Abstammungsrecht, Versicherungsrecht und Steuerecht, Verfahrensrecht, Kosten und Vergütungsrecht und das internationale Familienrecht kommentiert. In den besonders praxisrelevanten Kapiteln zum Unterhalt behandeln die Autoren nach grundsätzlichen Fragen die Unterhaltsansprüche minderjähriger und volljähriger Kinder, den Trennungsunterhalt, den Nachscheidungsunterhalt ebenso wie den Elternunterhalt, den Familienunterhalt und den Unterhalt nicht miteinander verheirateter Eltern nach § 1615l BGB. Gerade für die anwaltliche Beratungspraxis ist die in § 9 enthaltene tabellar...