4.1 Bumiller/Harders/Schwamb, FamFG Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, 13. Aufl. 2023, C.H. Beck, 1.734 S., 139 EUR
Das FamFG ist seinerzeit mit dem Anspruch einer Vereinfachung des Verfahrensrechts angetreten. Die praktischen Erfahrungen mit dem Gesetz haben allerdings zwischenzeitlich gezeigt, dass dieser Anspruch nicht immer erfüllt worden ist. Umso wichtiger ist für die alltägliche praktische Arbeit im familienrechtlichen Dezernat eine einfach zu nutzende Unterstützung durch einen gut handhabbaren Kommentar, der einen verlässlichen Überblick über die maßgebliche Rechtsprechung bietet. Diesem Anspruch wird der jetzt in 13. Auflage in der Reihe der Beck'schen Kurz-Kommentare erschienene FamFG-Kommentar von Bumiller/Harders/Schwamb gerecht, der den Nutzer sicher durch das – auch haftungsträchtige – einschlägige Verfahrensrecht führt. Die Autoren des Werks, Ursula Bumiller, ehemals Vorsitzende Richterin am LG Düsseldorf, Notar Dr. Dirk Harders und Werner Schwamb, langjähriger und jetzt im „Aktivruhestand” lebender Vorsitzender Richter am OLG, sind ausgewiesene Experten insb. im Verfahrensrecht; dies wird bei ihrer Bearbeitung der Normen sehr deutlich. Die Neuauflage berücksichtigt alle mit Ablauf der vergangenen Legislaturperiode beschlossenen und bis zum 1.1.2023 in Kraft tretenden gesetzlichen Änderungen. Zwar hat das Werk inzwischen mit 1.733 Seiten einen beachtlichen Umfang erreicht, ist aber noch ein echter Handkommentar, den man tatsächlich noch mit einer Hand fassen kann. Besonders hervorzuheben sind aus der Fülle der Kommentierungen die Ausführungen von Schwamb bei § 113 FamFG zu den Herausforderungen des elektronischen Rechtsverkehrs und von Bumiller bei § 14 FamFG zur elektronischen Akte und dem elektronischen Dokument, wobei auch noch neuste Entscheidungen verwertet worden sind.
Fazit: Das Werk bietet zu einem akzeptablen Preis einen kompakten und qualitativ hochwertigen Zugriff auf das nicht gerade leichte und übersichtliche Gesetzeswerk des FamFG. Es ist als Standardwerk für die praktische Arbeit in Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit absolut empfehlenswert.
Dr. Wolfram Viefhues, Aufsicht führender RiAG a.D., Gelsenkirchen
4.2 Fröschle, Das neue Vormundschafts- und Betreuungsrecht, 1. Aufl. 2022, C.H. Beck, 190 S., 49 EUR
Zum 1.1.2023 ist mit dem Vormundschafts- und Betreuungsrechtsreformgesetz (VBRRefG) die größte Reform in Kraft getreten, die das Recht der familienrechtlichen Fürsorgeverhältnisse seit dem Inkrafttreten des BGB am 1.1.1900 bislang erlebt hat. Dabei sind wesentliche Teile des BGB so intensiv umgestaltet worden, dass auch erfahrene Praktiker Mühe haben, die Orientierung über die neuen Vorschriften zu behalten. Das Buch gibt einen gut strukturierten Überblick über sämtliche Neuerungen. So wird durch die Reform das Durcheinander zwischen Kinderschutz einerseits und Erwachsenenschutz andererseits grds. durch eine klare Zweiteilung geregelt. Erläutert wird einmal das neue Betreuungsrecht mit den Betreuervoraussetzungen, Aufgabenkreis, Betreuerauswahl, Führung der Betreuung, Amtsbeendigung und Abwicklung, Vergütung und Aufwendungsersatz. Das neue Vormundschaftsrecht wird dargestellt mit der Anordnung der Vormundschaft, Bestellung des Vormunds sowie dessen Rechte und Pflichten. Zum neuen Pflegschaftsrecht bearbeitet der Verfasser u.a. die Themen Pflegschaften für Minderjährige, sonstige Pflegschaften und Aufgaben des Familiengerichts. Die in sich geschlossene Darstellung erläutert auf verständliche Weise alles, was Betreuer und Betreuerinnen, berufliche und ehrenamtliche Vormünder, Jugendämter, Rechtsanwaltschaft, Gerichte und Studierende zur Reform wissen müssen. Der Text ist gut strukturiert, wird durch Randnummern erschlossen und ist durch Fettdruck leicht lesbar. Ein übersichtliches Stichwortverzeichnis erleichtert den Zugang zu den Kommentierungen. Fazit: Das Buch mit einem angemessenen Preis von 49 EUR ist eine Empfehlung wert!
Dr. Wolfram Viefhues, Aufsicht führender RiAG a.D., Gelsenkirchen
4.3 Kurze, Die Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts, 1. Aufl. 2022, zerb, 346 S., 49 EUR
Der Autor führt zunächst kurz in die strukturellen Änderungen des Vormundschafts- und Betreuungsrechts zum 1.1.2023 ein. Die Einleitung mit einem Überblick über die Änderungen ist äußerst gelungen und hilfreich, um ein Grundverständnis für die Reform bzw. die zahlreichen Neuerungen zu erhalten. Im Vordergrund steht nun nicht mehr das objektive Wohl des Menschen, sondern die Selbstbestimmung und damit der Wille und Wunsch der Beteiligten. Die strukturellen Änderungen betreffen nicht nur einzelne Paragrafen, sondern vielmehr den gesamten Abschnitt 3 des 4. Buches des BGB sowie zahlreiche einzelne Normen. Kein Stein steht mehr auf dem anderen, weswegen die stichpunktartige Übersicht zu Beginn eines jeden Kapitels ein schnelles Zurechtfinden ermöglicht. Einige Kapitel zu neueren Themen, wie beispielsweise das Ehegattenvertretungsrecht, werden für ein besseres Verständnis ausführlich eingeleitet. Für die erbrechtliche Mandatspraxis darf selbstverständlich ein Überblick über die Auswirkungen auf das Erbrecht nicht fehlen. So findet sich in diesem Kapitel z.B. ein tabellarischer Überblick über erbrechtliche Genehmigungstatbestände für Betreuer. Die kritische Auseinandersetzung mit den erfolgten Änderungen zeu...