Roth/Gerhardt,
Praxishandbuch Erbenhaftungsbeschränkung,
1. Auflage Oktober 2020, de Gruyter, Berlin, 119,95 EUR.
Aus der Erfahrung des Rezensenten als auf Nachlass-Insolvenzen bzw. Nachlass-Sachen spezialisierter Anwalt handelt es sich bei (ggf.) notleidenden Nachlässen/damit evtl. einhergehender Haftung des Erben zwar um eine Spezialmaterie; aber von der Anwendungsrelevanz her keine exotische. Vielmehr ist zu beobachten, dass Laien, deren Anwälte oder/und Steuerberater bereits bei Zweifeln über die "Solvenz" eines Nachlasses sozusagen im vorauseilenden Gehorsam zu zweierlei neigen: Ausschlagung der Erbschaft oder zeitlich versetzt Insolvenzantragstellung der Erben über das Nachlassvermögen.
Dabei gibt bereits das Erbrecht derart viele Gestaltungsmöglichkeiten/Institute zur Beschränkung der Erbenhaftung her – und gerade diese stellt das bereits optisch und haptisch wirklich ausgesprochen ansprechende Praxishandbuch umfassend auf 357 Seiten inkl. umfassendem Stichwortverzeichnis dar: Grundlagen der Haftung, Ausschlagung sowie vorläufiger, aber auch handelsrechtlicher bzw. privatautonomer Haftungsbeschränkungsmaßnahmen – bis hin zum Thema der Beschränkung steuerlicher Ansprüche.
Hier zeigt sich die Expertise der Autoren, des Kollegen Prof. Roth als einer der bundesweit vermutlich führenden Nachlass-Insolvenzverwalter sowie seiner Kanzlei-Kollegin Gerhardt als Testamentsvollstreckerin: Leicht lesbar und verständlich findet der Leser die entsprechenden Institute der Erbenhaftungsbeschränkung dargestellt. Die nötigen Literatur-/Fundstellen runden die Darstellung ab, ohne zu überfrachten. Die auf Seiten 349 ff. schematisch dargestellte Synopse der Mittel zur Haftungsbeschränkung empfiehlt sich zum Einstieg, genauer allererste Antwort auf die Frage, ob der Erbe ein evtl. Haftungsrisiko per Universalsukzession hat oder/und er dieses ggf. sinnvoll beschränken kann – statt das Erbe wie nicht selten übereilt auszuschlagen bzw. über den Nachlass Insolvenzantrag zu stellen.
Apropos: Dass das mit 119,95 EUR nicht gerade preiswerte Buch auch in die Bibliothek einer Allgemein-/Erbrechtspraxis bzw. Insolvenzberater- bzw. Insolvenzverwalterkanzlei gehört, zeigen Stichworte wie "Insolvenzantrag", "Insolvenzplan" und "Insolvenztabelle" pp. Gegebenenfalls würden Muster das Werk noch praxistauglicher machen. Aber die zweite Auflage wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.
Rezension von RA/FA Insolvenzrecht/Nachlasspfleger/Testamentsvollstrecker Christian Weiß, Köln
ZErb 1/2021, S. 38