Praxiskommentar ErbStG und BewG
Daragan/Halaczinsky/Riedel (Hrsg.)
4. Auflage 2022
1.896 Seiten, 179 EUR
zerb verlag, ISBN 978-3-95661-126-1
Die ersten steuerlichen Fragen der Mandanten rund um Schenkungen und Erbschaften betreffen regelmäßig die Besteuerung, deren Höhe aber ohne die Bewertung der zu übertragenden oder übergegangenen Vermögenswerte nicht ermittelt werden kann. Daher überzeugt die Konzeption des Praxiskommentars, das ErbStG und das BewG in einem Band zu behandeln. Den Autoren des Praxiskommentars – alle Mitglieder der Finanzverwaltung, Steuerberatung und Anwaltschaft, also ausgewiesene Praktiker – ist dies nunmehr in 4. Auflage in hervorragender Weise gelungen. Ein Grund hierfür liegt sicherlich darin, dass die Autoren sowohl Bereiche des ErbStG als auch des BewG bearbeitet haben. Dies hat zur Folge, dass nicht zwei isolierte Teile in einem Werk enthalten sind, sondern, den Wechselwirkungen zwischen den beiden Regelungsbereichen entsprechend, eine Gesamtkommentierung der Besteuerung des Übergangs erfolgte. So ist es z.B. höchst sinnvoll, dass Christopher Riedel sowohl die §§ 13a, 13b, 13c ErbStG mit den Vorbemerkungen hierzu sowie § 28a ErbStG als auch das vereinfachte Ertragswertverfahren nach §§ 199 ff. BewG bearbeitet hat. Denn diese nach dem Gesetz vorgesehene Regelbewertung unternehmerischen Vermögens fließt unmittelbar in die Ermittlung der Bemessungsgrundlagen nach §§ 13a, 13b ErbStG und im Anschluss in das Verschonungsregime der §§ 13a, 13b und 28a ErbStG ein.
Inhaltlich beantwortet der Praxiskommentar alle Fragen, die sich dem Rechtsanwender regelmäßig im Zusammenhang mit der Besteuerung von Schenkungen und Erbfällen stellen. Dies erfolgt auf ganz aktueller Grundlage. Beispielhaft sei nur genannt, dass Elmar Uricher die erheblichen Einschränkungen der Abzugsfähigkeit, die das Jahressteuergesetz 2020 in § 10 Abs. 6 ErbStG gebracht hat, hervorragend erklärt (§ 10 ErbStG Rn 66 ff.). Christopher Riedel behandelt in seiner Kommentierung von § 13b ErbStG nicht nur das KöMoG (Rn 94 ff.), das MoPeG (Rn 53 ff.), sondern antizipiert in Rn 172 ff. das nach dem Erscheinen des Praxiskommentars ergangene Urteil des BFH vom 13.9.2023 – II R 49/21, das am 14.12.2023 veröffentlicht wurde und die einschränkende Auslegung des sog. 90 %-Einstiegstests höchstrichterlich anerkannte (DStR 2023, 2788 m. Anm. Kugelmüller-Pugh).
Im Rahmen des BewG ist insbesondere die hervorragend gelungene Darlegung der allgemeinen Bestimmungen sowie derjenigen über den Nießbrauch durch Hanspeter Daragan in §§ 1–10, 13–16 BewG zu erwähnen, an die sich die von Gerhard Sievert/Ulrich Gohlisch vorgenommene instruktive Kommentierung der Grundstücksbewertung anschließt, wobei insbesondere die Darstellung der verschiedenen Verfahren und ihre Wirkweisen positiv hervorzuheben sind (§ 182 BewG Rn 2 ff.). Auch insoweit werden – und das gilt für den gesamten Praxiskommentar – anschauliche Beispiele mit Vergleichsrechnungen zum besseren Verständnis aufgezeigt.
Vergleicht man die Kommentare der Besteuerung von Vermögensübergängen mit der zivilrechtlichen Kommentarliteratur ergibt sich, dass die grüne Reihe mit Troll/Gebel/Jülicher/Gottschalk, ErbStG und Rössler/Troll, BewG, 1. und 2. Band, den "Staudinger", Daragan/Halaczinsky/Riedel Praxiskommentar ErbStG und BewG, den "Grüneberg" darstellen, der ja auch in keiner juristischen Bibliothek fehlen darf.
Prof. Dr. Ralph Landsittel, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht und Erbrecht, Honorarprofessor an der Universität Mannheim
ZErb 3/2024, S. 117